Wohnwunsch: Raus aus der Stadt
Von Ulla Grünbacher
Die Wohnwünsche der Österreicher haben sich im Zuge der Ausgangsbeschränkungen spürbar verschoben, das ist das Ergebnis einer Umfrage von s Real und Wohnnet unter knapp 5300 Österreichern, die zwischen Jänner und Ende Juni dieses Jahres durchgeführt wurde.
Trend 1: Land statt Stadt
Vor Corona lockte die Stadt, 34 Prozent der Befragten wollten in der Bundeshauptstadt wohnen. Nach dem Shutdown waren es nur mehr 25 Prozent. Wohnen am Land ist attraktiver geworden, vor dem Shutdown wollten 39 Prozent dort wohnen, danach 43 Prozent. „Wohnen im Grünen hat einen Schub bekommen“, so Michael Pisecky, Geschäftsführer von s Real Immobilien. Wien hat im Beliebtheitsranking hingegen verloren. Ein Grund dafür sei, dass „wir alle das Homeoffice geübt und gemerkt haben, es funktioniert“, so der s Real-Geschäftsführer. Das spreche für das Land. Wohnungssuchende müssten sich heute entscheiden: entweder kleine Wohnung und nah (Stadt) – oder größer und weiter weg (Land). Immer mehr entscheiden sich für Letzteres „und nehmen Fahrzeiten in Kauf“, weiß Pisecky.
Trend 2: Eigentum statt Miete
„28 Prozent der Befragten sagen, dass sie von der Miete ins Eigentum wechseln wollen“, sagt Michael Pisecky. Diese Entwicklung hat sich bereits 2019 abgezeichnet, dieser Trend werde jedoch länger anhalten. „Über 60 Prozent der Befragten wollen sich wohnlich verbessern.“ In Summe wollen 73 Prozent im Eigentum wohnen und nur 27 in einer Mietwohnung.
Trend 3: Kaufen, um zu bleiben
Die Motivation, warum sich jemand eine Immobilie zu Wohnzwecken kauft, ist heute eine andere als vor Corona. Käufer wollen sich mit dem Erwerb von den monatlichen Fixkosten, die mit einer Miete verbunden sind, befreien – und sich Übersiedlungen ersparen. Der Kauf zur Geldanlage sowie zur Wertsteigerung ist hingegen eher in den Hintergrund getreten. „Die Rendite ist weniger bedeutend“, so Michael Pisecky.
Trend 4: Ruhe & gute Luft
„Die Umweltfaktoren werden immer wichtiger“, weiß der s Real Geschäftsführer. „Nummer 1 ist die Luftqualität“. Doch auch die ruhige Lage ist für Käufer und Mieter wesentlich. Derzeit noch weniger wichtig: die Energieeffizienz der Immobilie und die Steckdose für Elektroautos.
Trend 5: Garten vor Balkon
Freiflächen waren schon vor Corona sehr wichtig, der Garten (im Unterschied zu Balkon und Terrasse) hat jedoch noch einmal an Beliebtheit zugelegt. Hinter dem Wunsch steckt jener nach dem Einfamilienhaus auf dem Land. Während in Prä-Corona-Zeiten der Garten (29 Prozent), der Balkon oder eine Terrasse (56 Prozent) sehr wichtig waren, stieg die Beliebtheit in der Zeit danach für Gärten um 16 Prozent an (Grafik). Der Wunsch nach guter Raumaufteilung und Wohnungsgröße ist weniger wichtig geworden.
Wie sich die Preise entwickeln
Wie sich diese Wünsche auf die Preise auswirken? „Einfamilienhäuser werden immer mehr nachgefragt, daher sind auch die Preise gestiegen“, analysiert Pisecky. Suchende weichen ins nördliche Burgenland und in Niederösterreich bis nach St. Pölten aus, wo die Preise noch günstiger sind. In Wien werden die Mieten und Kaufpreise in den Flächenbezirken nicht mehr steigen. „Hier wird es einen Preisdruck nach unten geben“, ist Pisecky überzeugt. Denn der Zuzug ist zurückgegangen und gleichzeitig wird viel neu gebaut. Zudem würden Airbnb-Wohnungen zur Dauervermietung auf den Markt kommen – das Angebot am Markt steigt.