Wohnpsychologin verrät wie man als Paar glücklich zusammenwohnt
Von Angelika Groß
Viele Paare sind sich bereits nach einigen Monaten, andere erst nach mehreren Jahren Beziehung sicher. „Den richtigen Zeitpunkt zum Zusammenziehen gibt es nicht wirklich“, erklärt die selbstständige Wohnpsychologin Barbara Perfahl. Woher weiß man jedoch als Paar, ob man bereit ist für die erste gemeinsame Wohnung?
Einzug auf Probe
„Das lässt sich ausprobieren. Indem man zum Beispiel einmal für vier Wochen beim anderen in die Wohnung ´‘einzieht’. Da bekommt man bereits ein gutes Gefühl dafür, wie der andere wohnt, welche Routinen und Angewohnheiten er hat“, so Perfahl. Dieser Probe aufs Exempel haben sich viele Paare während des ein oder anderen Lockdowns wohl ohnehin gestellt.
Wohnbedürfnisse
Bevor es zur ersten Wohnungsbesichtigung geht, sollte man sich als Paar jedoch Gedanken darüber machen, „welche Wohnbedürfnisse man eigentlich hat, sprich: Wie würde die Traumwohnung oder das Traumhaus aussehen?“, empfiehlt die Wohnpsychologin. Stilfragen kämen laut der Expertin erst danach. Wenn Perfahl von „Wohnbedürfnissen“ spricht, meint sie damit konkret folgende Punkte: „Rückzug und Erholung, Schutz und Sicherheit, Gestaltung der Räume und Ästhetik.“
Kommunikation und Kompromisse
Diese Bedürfnisse sind in jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. „Schwierig wird es, wenn beide Partner zum Beispiel ein starkes Gestaltungsbedürfnis, aber nicht den gleichen Geschmack haben. Da braucht es eine offene Kommunikation und Kompromisse“, so die Expertin.
Thema Rückzug
Ein klassischer Konfliktpunkt ist zum Beispiel das Thema Rückzug: „Wenn ich eine gewisse Zeit pro Tag brauche, um zur Ruhe zu kommen, dann muss es in meiner Wohnung auch die räumliche Möglichkeit dazu geben.“ Im Idealfall hat also jeder einen Rückzugsort, um sich zu erholen. „Ein weiterer Streitpunkt ist Territorialität.
Dekoration und Gestaltung
Dekoration oder Technikutensilien werden oft unbewusst als territoriale Markierungen wahrgenommen. Da sind wir Menschen sehr empfindlich. Habe ich genug Territorium? Oder habe ich immer das Gefühl, der andere besetzt alles mit seinen Markierungen?“ Auch hier sollte man abwägen, was einem tatsächlich wichtig ist, und wo man Kompromisse eingehen kann.
Homeoffice
Einigen müssen sich derzeit wohl auch zahlreiche Paare in puncto Homeoffice. Kann das Arbeiten zu zweit funktionieren, wenn man die ganze Zeit zusammen in der Wohnung ist? „Das hängt natürlich sehr stark von den gegebenen Räumlichkeiten ab. In einer großen Wohnung oder einem Haus ist das kein Problem. Ansonsten ist es wichtig, dass man versucht, die Arbeitsbereiche räumlich zu trennen.
Raumteiler oder Symbole
Hier können Raumteiler oder eigens definierte Zonen helfen“, erklärt Perfahl. Außerdem könne man mit Symbolen oder Schildern arbeiten, damit der Partner nicht versehentlich durch das Bild beim Video Call läuft: „Darauf steht dann zum Beispiel: Ich arbeite jetzt, bitte nicht stören.“
Arbeitsutensilien wieder wegräumen
Die Wohnpsychologin empfiehlt außerdem für das Arbeiten im Homeoffice: „Wenn die Arbeit vorbei ist, sollte man alle Arbeitsgegenstände wieder vom Ess- oder Schreibtisch räumen. So kann man wieder ins Privatleben und in die Freizeit zurückkehren.“
Romantik im Alltag schaffen
Wenn Paare zusammenziehen, teilen sie auf einmal ihren gesamten Alltag miteinander, unverfälscht und ohne dabei in eine Rolle zu schlüpfen. Romantisch ist das nicht immer. Dennoch kann man auch nach jahrelangem Zusammenleben noch qualitativ hochwertige Zeit miteinander verbringen. Perfahl: „Verabreden Sie sich mit Ihrem Partner zu einem Date! Einmal sucht der eine, einmal der andere aus, was man unternimmt.“
Neue gemeinsame Rituale
Außerdem ergeben sich durch das Zusammenwohnen auch neue gemeinsame Rituale: „Manche Paare kochen zum Beispiel gerne miteinander, andere schauen lieber zusammen auf dem Sofa einen Film. Das ergibt sich ganz von selbst.“ Die Wohnpsychologin ist überzeugt, dass es das „ideale“ Wohnen als Paar nicht gibt, aber „ideal ist es , wenn beide miteinander glücklich sind.“