Wirtschaft/Immo

Was Bauen so teuer macht - und was man dagegen tun kann

Wie entwickeln sich die Baupreise nach den Lieferengpässen der vergangenen Monate? Dieser Frage ging eine Expertenrunde auf Einladung des Immobilienbewertungs- und Planungsunternehmen Drees & Sommer Österreich nach. James Denk, Leiter des Baumanagements von Drees & Sommer, erläutert, dass sich die Baupreise bis Anfang 2020 sehr stabil entwickelt haben. Danach sind die Baukosten jedoch deutlich gestiegen, laut Baukostenindex in Summe um 23,5 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. Die stärksten Kostentreiber im September dieses Jahres waren Holz, Polystyrol und Schaumstoffplatten sowie Kunststoffwaren. Die Folge: Die Kaufpreise für Wohnimmobilien sind gestiegen, um rund 10,7 Prozent binnen eines Jahres.

Lieferverzögerungen

Ausgelöst hat diese Situation das Zurückfahren der Produktion in China aufgrund der Corona-Krise, infolgedessen sei es zu Lieferverzögerungen gekommen, das Baumaterial war knapp – und wurde daher teurer. „Ich hatte nie erwartet, dass Schnittholz das Dreifache kosten wird“, sagt Stefan Brunner, Leyrer und Graf Holztechnik. „Das Problem war , dass Fixpreise eingehalten werden mussten sowie Termine, und dass wir liefern mussten.“ Eine Lösung in dieser Notlage war, dass ein bestimmtes Material durch ein anderes substituiert wurde. Ab Anfang 2022 ist eine bessere Baustoffversorgung zu erwarten, auch die Kosten sollen sich leicht entspannen.

Möglichkeiten, die Lage zu verbessern

Dennoch gibt es auch in schwierigen Situationen Möglichkeiten, wie man die Lage verbessern kann. „Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, um die Preisdynamik abzufedern“, sagt Markus Neumayer, Geschäftsführer von Neumayer Projektmanagement. Dabei müsse man wissen: „In der Planungsphase sind 80 Prozent der Kosten steuerbar, in der Ausführungsphase nur mehr 20 Prozent.“ Daher müsse man rechtzeitig handeln. Wichtig sei es, nicht die gesamte Materialbestellung über eine Quelle zu machen, rät Neumayer. Er empfiehlt auch die Planung mit dem „digitalen Zwilling“, einem 3D-Modell.

Veränderliche Preise vereinbaren

Alle Inhalte anzeigen

Dabei werden Schnittstellen definiert, der nächste Schritt ist die Ausschreibung: „Es gibt einen Bieter-Markt, die Firmen entscheiden sich, ob sie bei der Ausschreibung mitmachen wollen oder nicht“, so der Experte. Er empfiehlt, einen ausgewählten Bieterkreis über anstehende Projekte zu informieren. Dadurch werde der Vergabeprozess beschleunigt. Viele Bieter seien verunsichert aufgrund der steigenden Baupreise. „Daher geben sie nur Hausnummern an, um nicht auf einen Preis festgelegt zu sein“, so Neumayer. Daher sei es so wichtig, veränderliche Preise zu vereinbaren und die Qualitäten zu fixieren, statt bestimmter Produkte.

Kosten von Planungsfehlern

Bei der Umsetzung schließlich sei darauf zu achten, dass Änderungswünsche minimiert werden. „Die Kosten für Planungsfehler trägt der Bauherr“, betont der Geschäftsführer von Neumayer Projektmanagement. Es helfe, Meilensteine zu definieren. Eine Möglichkeit, um die Umsetzung zu vereinfachen, ist den Vorfertigungsgrad von Bauteilen zu erhöhen.

Alle Inhalte anzeigen