Salvador Dalí: Surreales Möbeldesign
Von Julia Beirer
Köchin. Das war der Berufswunsch des sechsjährigen
Salvador Dalí im Jahr 1910. Warum er die weibliche Form angestrebt hat, wird im Buch „Dalí – das malerische Werk 1904-1989“ (erschienen bei Taschen) zwar nicht aufgeklärt, dafür aber die historische Figur, die der siebenjährige Dalí sein wollte – und das war kein geringerer als Napoleon Bonaparte. „Seither ist mein Ehrgeiz immer größer geworden, ebenso wie mein Größenwahn,“ sagte Salvador Dalí einst über sich selbst. Und weiter, dass er nur noch Salvador Dalí sein wolle und sonst niemand. Damit hatte der Mann mit dem spitzen Schnauzbart und dem durchdringenden Blick Erfolg. Immerhin stellte er die kreative Welt des 20. Jahrhundert an der Seite von Picasso und Matisse auf den Kopf.
Seine erste Ausstellung feierte Dalí mit 14 Jahren (1918) im Stadttheater von Figueres ( Geburtsort in Spanien). Sechs Jahre später wurde er als Student für ein Jahr von der Madrider Kunsthochschule „San Fernando“ verwiesen. Er stellte die Kompetenz der Professoren infrage und löste damit Unruhen an der Hochschule aus. Nach weiteren Eskapaden wurde er 1926 endgültig verwiesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits mehrere erfolgreiche Einzelausstellungen hinter sich und Picasso in Paris kennengelernt.
Dalís Talente und Interessen waren vielfältig: Er prägte den Surrealismus maßgeblich, schrieb Drehbücher für Filme (u. a. für die Marx Brothers), kreierte Bühnenbilder (u. a. in der New Yorker Met Oper) und widmete sich dem Möbeldesign. Seine ersten Ideen setzte der Ausnahmekünstler in Zusammenarbeit mit Jean-Michel Frank, einem gefeierten Pariser Designer und Dekorateur, um. Darunter der Stuhl Leda, der aus dem Gemälde „Femme à la tête rose“ (1935) entstanden ist. Bildhauer Joaquim Camps setzte die Entwürfe um und
BD Barcelona Design übernahm die Produktion.
Sehr große Bekanntheit erreichten auch die „Dalilips“, die der Maler mit dem spanischen Architekten und Designer Oscar Tusquets 1974 gestaltete. Die knallroten Lippen in Übergröße haben die beiden Kreativen für die „Mae West Hall“ im Theatermuseum Figueres entworfen. Seit 2004 stellt BD
Barcelona Design den Entwurf als Outdoorsofa her.
Für Aufsehen sorgte sein Tisch Xai, der auf dem Rücken eines Schafes platziert ist und aus dessen Oberkörper eine Schublade herausgezogen werden kann. Der Entwurf wurde aus dem Gemälde „Interpretationsprojekt für eine Stallbibliothek“ (1942) entnommen. Darin ist, wie in vielen Bildern Dalís, ebenfalls eine Schublade zu sehen. Um diese in Xai umzusetzen, wurde das Pariser Tierpräparationsinstitut Deyrolle hinzugezogen. Sie verarbeiteten die Schafwolle bis auch Xai die Form eines Schafes annahm – und die reale und surreale Sicht eins wurden.
Buchtipp
„Dalí– Das malerische Werk 1904-1989“ von Robert Descharnes und Gilles Néret ist im Taschen Verlag erschienen. 752 Seiten. Erhältlich ab 40 Euro