Immobilienmarkt in Wien: Keine Krise trotz Krise
Die Immobilienbranche in Italien hat schon bessere Zeiten erlebt. Wegen der Corona-Krise bleiben auch beim südlichen Nachbarn die Touristen aus. Laut einer Studie der Mailänder Wirtschaftszeitung Sole 24 Ore stehen viele Ferienwohnungen leer. Die Mietpreise sind in Mailand um zehn Prozent gesunken. Doch Wien ist anders. „Von sinkenden Mieten ist nichts zu bemerken“, lautet die Auskunft von Lukas Tockner, Referent für Wohnbaupolitik bei der Wiener Arbeiterkammer. Die Arbeiterkammer gehört zu jenen Institutionen, die sicher gerne über niedrigere Preisen berichten würde, wenn es denn so wäre.
Mieten stagnieren
Andreas Wollein, Geschäftsführer und Inhaber von Realpartners sieht bei den Mieten bestenfalls eine „Seitwärtsbewegung“. Beim Kauf von Wohnungseigentum habe die Corona-Krise keine negativen Auswirkungen auf die Nachfrage und die Entwicklung der Preise bewirkt. „Beim Kauf gibt es eine Steigerung. Das ist natürlich auch abhängig von den Bezirken und der Lage der Objekte.“
Lieblingsbezirke
Die bisher beliebten Wiener Bezirke wie etwa Hietzing, Währung, Döbling und auch weiterhin die Innere Stadt sind nach wie vor die Favoriten der Investoren. „Aber auch in der Josefstadt hat mittlerweile ein hohes Preisniveau“, weiß Wollein. Der Trend, der mit der Wirtschaftskrise 2008 begonnen habe, dauere weiter an. Er sieht auch keinen Grund, warum sich daran etwas ändern sollte. Glücklicherweise habe Wien noch über nicht verbaute Grundstücke verfügt, die kürzlich für Immobilienprojekte verwendet worden sind oder nun entsprechend genutzt werden.
Neue Projekte in Penzing, Donaustadt, Liesing
Dazu gehören ehemalige Bahnhofsgelände oder auch Grundstücke in Penzing, die früher dem Bundesherr gehört haben. Auch in der Donaustadt und in Liesing sind noch Flächen als Baugrund verfügbar. Grundstücke in Lagen, die früher nicht so interessant waren, werden nun verwertet. Das gilt etwa auch für Liegenschaften entlang von häufig befahrenen Straßen. Ein Grund, warum in Wien der Immobilienmarkt weiter boomt, ist die Bevölkerungsentwicklung. In einigen Jahren wird die Einwohnerzahl zwei Millionen erreichen. Da muss man sich um die Nachfrage nach Wohnraum keine Sorgen machen. Die Experten d es Immobiliendienstleisters CBRE gehen davon aus, dass bis 2030 in Wien etwa 48.000 zusätzliche Wohnungen benötigt werden.
Langfristige Vermietung
Nach wie vor steht Wohnungseigentum an erster Stelle. „Es gibt aber auch viele Fonds aus dem Ausland die Projekte kaufen und an einer langfristigen Vermietung interessiert sind“, erzählt Wollein. Die Renditen von drei Prozent oder weniger seien für die Investoren durchaus ausreichend. Schließlich gelte Wien für Immobilieninvestoren ja als „sicherer Hafen“. Die Gefahr einer Immobilienblase in Wien sieht der Immobilienexperte nicht, weil der Eigenmittelanteil der Käufer sehr hoch ist. Zumal ja auch die Banken bei der Vergabe von Krediten für Immobiliengeschäfte auf Eigenmittel großen Wert legen. Wollein: „Es wird wenig fremdfinanziert. Man glaubt nicht wie viele Käufer noch über genügend finanzielle Mittel verfügen.“