Blockhaus: Mehr Holz geht nicht
Verliebt haben sich Brigitte und Klaus während ihres Skiurlaubs in den kanadischen Rocky Mountains. In einander waren sie’s längst, nun war es ein Blockhaus, das ihre Herzen erobert hat. Das Wohngefühl, die hohen Räume mit Wänden aus Baumstämmen und die Bergidylle rund um die Blockhaus-Lodge, die sie damals bewohnt hatten, ließen sie nicht mehr los. Jahre später, bei einem Besuch der Holzmesse in Klagenfurt, wurde die Erinnerung an ihr Traumdomizil erneut geweckt.
Kärntner Blockhausspezialist
In Kleblach stießen die Bauwilligen dann auf das Team eines Naturstamm-Blockhauspezialisten, dessen Kompetenz sie schnell überzeugte. Der Holzbaumeister und Statiker Florian Hubmann verhalf dem Paar schließlich zu ihrem ganz persönlichen Blockhaus, das heute als „Mountain View“ im südlichen Kärnten verwirklicht steht. Vor 20 Jahren schon hat sich Florian Hubmanns Vater auf die Vollblockholz-Bauweise nach kanadischem Vorbild spezialisiert und zählt damit zu den Pionieren in Österreich.
Haus wird zweimal gebaut
„Wir verwenden ausschließlich Fichten und Tannen aus Kärnten“, erklärt der Chef der Oberkärntner Rundholzhaus GmbH. „Die Bäume schlagen wir nur im Winter, denn da ist ihre Oberfläche schön glatt, das Holz ist UV- und witterungsbeständiger und hart.“ Aus solchem „nassen Holz“ entsteht dann mit Know-how und den vereinten Kräften einer vier- bis sechsköpfigen Arbeitstruppe in einer Bauzeit von rund fünf Monaten ein neues Blockhaus. Was die meisten nicht wissen: Jedes dieser Häuser wird zweimal gebaut. Warum das so sein muss, erklärt der Tiroler Hannes Salcher, der sich ebenfalls auf die Planung und Errichtung von kanadischen Blockhäusern spezialisiert hat.
Zedernholz
Sein Unternehmen „Real Canadian Cedar Homes“ sitzt sowohl in St. Johann in Österreich als auch im kanadischen Vancouver. Seine Häuser werden ausschließlich aus der dort heimischen Zeder gefertigt. Gemäß Einreichplan wird vor Ort in Kanada das Blockhaus komplett aufgebaut. „Dafür verwenden wir jene Zeder-Naturstämme, die vorher individuell nach Durchmesser und Eigenschaften ausgesucht wurden. Danach werden sie nummeriert und in Container verladen.“ In Österreich wird das zerlegte Blockhaus auf der Zielbaustelle in kurzer Zeit wieder aufgebaut. Nach dieser „doppelten“ Bauweise gehen grundsätzlich alle Vollblockhaus-Bauer vor, denn:
Stämme vorbereiten
„Man braucht viel Erfahrung, da hier Stämme mit unterschiedlichen Formen und Durchmessern verwendet werden. Jeder Stamm wird einzeln nach dem darunterliegen Stamm angezeichnet und dann mit der Motorsäge so genau ausgeschnitten, dass beide perfekt zusammenpassen, ohne dass Spalten entstehen“, erklärt Salcher. Erst nachdem das Blockhaus aufgebaut wurde, werden beim Abbau senkrechte Bohrungen in die Blockwand gemacht. „Das ist für die Elektroplanung und die Installationen notwendig. Je nach gewünschter Höhe für Schalter oder Stecker wird dann eine Querbohrung gemacht und das Elektrokabel bis zum Boden durchgezogen.“
Haus setzt sich
„Wichtig ist, dass man sich ganz sicher ist, wie man sein Blockhaus haben möchte, denn nachträgliche Änderungen, wie eine Blockwand zu versetzen, sind nicht mehr möglich. Allerdings können Zwischenwände auch in einer Riegelwand ausgeführt werden. Beim Ausbau ist zudem zu beachten, dass sich die Blockhäuser eine gewisse Zeit lang setzen – um etwa zwei bis drei Zentimeter auf ein Meter Fläche. Das Haus ist in den ersten Jahren quasi „in Bewegung“. Doch das werde bei der Planung bereits berücksichtigt – ob nun bei Stiegen, Installationen oder Fliesenböden. Das bestätigt Michael Gröschl, Geschäftsführer von Finnland Block aus dem steirischen Admont.
100 Kubikmeter Holz pro Haus
„Jedes Projekt ist individuell, kein Haus gleicht im Detail dem anderen.“ Sein Unternehmen fertigt sowohl Blockhäuser aus mächtigen Naturstämmen der nordischen Kiefer als auch aus maschinell bearbeiteten Teilen. „Beim Vollblockhaus kommen, je nach Größe des Hauses, 100 bis 150 Kubikmeter Holz zum Einsatz“, rechnet er vor. Die umweltrelevanten Vorteile gegenüber der herkömmlichen Bauweise: Holz ist das einzige natürlich nachwachsende Baumaterial und die Fertigung erfordert nur einen sehr geringen Energieaufwand, was in Summe bei jedem dieser Häuser zu einem beachtlichen CO2-Bonus führt. Ganz abgesehen davon, dass hier auch keine Verbundstoffe verwendet werden und jedes Blockhaus extrem langlebig ist.
Abfälle für Garten, Heizung
Co2-neutral ist übrigens auch die Nutzung der Bauabfälle: Rinde für den Garten, Späne und Sägemehl heizen die Produktionsstätte oder werden für Fernwärme bzw. Holzpellets eingesetzt, Holzabschnitte können im Kamin des neuen Zuhauses verwendet werden. Der Zimmerer und Tischler Bernhard Freund, dessen Unternehmen Holzbau Freund aus Gries am Brenner ebenso Blockholzhäuser in Österreich baut, hat sich vor fünf Jahren mit seinem ersten Naturstamm-Bauprojekt einen Jugendtraum erfüllt. Seither baut er auch für andere. Als Tiroler schwört er auf Fichte, und zwar „auf Bäume, die im Winter bei abnehmendem Mond gefällt werden, mit einem Durchmesser von 35 bis 47 Zentimetern“.
Stamm mit Isolierwolle gefüllt
Und wie wird die Konstruktion, also Dach und Wände, am Ende dicht? Die Antwort lautet bei allen Blockhaus-Baumeistern ähnlich: Beim jeweils oberen Stamm, der immer auf den unteren angepasst werden muss, wird eine keilförmige Aussparung ausgeschnitten (rund 17 Zentimeter breit). Hier bringt man dann an den Rändern zwei Dichtungsbänder an und füllt den restlichen Raum mit Isolierwolle auf. Durch das Gewicht der Stämme werden die Dichtungsbänder und die Isolierwolle auf den unteren Stamm gepresst.
Gedämmt mit Schafwolle
Zusätzlich kann ein kleinerer Keil bei der Oberseite des unteren Stammes ausgeschnitten und auch mit Isolierwolle ausgefüllt werden, um einen noch besseren Dämmwert zu erzielen. Die meisten Blockhaus-Profis bevorzugen Schafwolle zur Dämmung. Freund: „Es ist ein hervorragendes, natürliches Material und die einzige Wolle, die viel Feuchtigkeit verträgt.“ Der vorgeschriebene U-Wert werde problemlos erreicht. Das Haus lässt sich ähnlich gut heizen wie ein Massivziegelhaus, so die Hersteller. Zudem herrsche durch die großen Stämme, die selbst einen guten Dämmwert erzielen und aufgrund ihrer Masse feuersicher sind, auch im Sommer eine angenehme Wohnatmosphäre.
Gesundes Wohnklima
Und gesund ist so ein Naturstamm-Blockhaus obendrein: Es gilt als gute Alternative für Allergiker und Asthmatiker, weil der Staubgehalt in der Raumluft geringer ist – dies wird auf die elektrostatischen Eigenschaften des Holzes zurückgeführt. Nicht zuletzt ist Holz als Baustoff generell strahlungs- und magnetfeldfrei, ganz abgesehen von seinem wohltuenden Duft. Kein Wunder also, dass ein nordamerikanisches Sprichwort lautet: „Wenn Du krank bist, zieh’ aufs Land. Wirst Du dort nicht gesund, dann zieh’ in ein Blockhaus!“ - Susanna Sklenar
Was kostet ein Vollblockhaus?
Ein Quadratmeter-Preis ist schwierig zu beziffern, da die Detail-Ausführung sehr variiert und auch vom konkreten Holzmaterial abhängt. Der Preis wird immer individuell nach Plan errechnet. Grober Richtwert: Für die Errichtung eines Naturstamm-Blockhauses muss man mit 20 bis 30 Prozent mehr rechnen als beim herkömmlichen Massivbau (ca. 2.200 bis 2.500 Euro pro Quadratmeter, schlüsselfertig). Kostensparende Alternative: Statt einer Blockwand kann lediglich eine Steher- und Balkenkonstruktion aus Naturholzstämmen aufgestellt werden, die Zwischenräume werden mit Riegelwand ausgebaut. So verbindet man modernen Stil mit Naturholzbau. Mehr Infos: www.canada-blockhaus.at
www.rundholzhaus.at
www.finnland-block.com
www.holzbau-freund.at
www.woodridge.at