IHS-Chef Holger Bonin für mehr Flexibilität beim Metaller-KV
Von Anita Staudacher
Holger Bonin, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), spricht sich in der ZiB2 für "mehr Flexibilität" bei den Kollektivvertragsverhandlungen nach dem Vorbild Deutschlands aus. Die Sozialpartner könnten sowohl Einmalzahlungen als auch längere Laufzeiten der KV-Abschlüsse oder längeren Inflationszeiten berücksichtigen.
Einmalzahlungen, die die Gewerkschaft bisher nur als Zusatz zur Ist-Erhöhung akzeptiert, müssten für die nächsten Verhandlungen auf die Basis draufgeschlagen werden, schlägt Bonin vor. Auch Öffnungsklauseln könnte es geben.
Thema für nächste KV-Runde
Eine solche Flexibilisierung des KV und die damit verbundene Abkehr von der Benya-Formel sei jedoch erst im nächsten oder übernächsten Jahr ein Thema. Derzeit sei die wirtschaftliche Lage zu volatil für Reformen.
Die aktuelle Gewerkschaftsforderung von 11,6 Prozent zum Auftakt der KV-Verhandlungen in der Metalltechnischen Industrie bezeichnet Bonin als "eigentlich sehr niedrig". Am Ende werde man sich wohl in der Nähe der zugrunde liegenden Inflationsrate von 9,6 Prozent landen, mutmaßt der Ökonom.
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Als "sehr interessant" bezeichnet er die von den Arbeitnehmervertretern ins Spiel gebrachte Option nach mehr Freizeitausgleich statt mehr Geld. Bonin spricht sich für einen "cleveren Abschluss" aus, der die Forderungen beider Verhandlungspartner austariert.
Lohn-Preis-Spirale?
Dass ein hoher Metaller-Lohnabschluss die Inflation im Inland weiter anheizen könnte, glaubt Bonin mit dem Hinweis auf die hohe Exportlastigkeit der Branche nicht. Das sehe freilich anders aus, wenn andere Branchen dem Metaller-KV folgen und ebenfalls hohe Abschlüsse erzielten. "Das könnte sich dann tatsächlich auf die Inflation niederschlagen", so Bonin. Die klassische Vorbildfunktion hält Bonin jedoch für fraglich.