Wer vom Weihnachtsgeschäft am meisten profitiert
Von Marlene Liebhart
Die Christkindlmärkte sind geöffnet, in den Innenstädten hängen Lichterketten und es riecht nach Punsch. Die Vorweihnachtszeit ist da und mit ihr die konsumstärksten Wochen für den heimischen Handel.
Weihnachtsumsätze von 2,05 Milliarden Euro
Insgesamt etwa 2,05 Milliarden Euro sollen die Weihnachtsumsätze heuer betragen, so die Prognose des Standortberaters Regioplan. Damit würde in der Vorweihnachtszeit um 2,5 Prozent mehr Geld ausgeben werden als im Vorjahr. Das Geschäft nähert sich so dem Wert, den es vor der Pandemie 2019 erreichte (2,1 Milliarden Euro).
Handelsforscher der Linzer Johannes-Kepler-Universität rechneten hingegen zuletzt mit einem Umsatzrückgang im Weihnachtsgeschäft von 2 Prozent. Der Weihnachtsumsatz beinhaltet jene Ausgaben, die durch Einwohner und Touristen in Österreich zusätzlich zum Umsatz eines Durchschnittsmonats getätigt werden.
Gemeinsame Erlebnisse statt Geschenke
Noch ist also nicht ganz klar, wie hoch die Umsätze rund ums Fest tatsächlich ausfallen werden. Laut Regioplan gibt es aber bereits eine Tendenz, wofür heuer Geld ausgegeben wird:
So wollen immer mehr Menschen auf übermäßigen Konsum verzichten. Viele investieren deswegen bevorzugt in gemeinsame Erlebnisse mit ihren Liebsten anstatt "richtige Packerl" zu kaufen. Das Beratungsunternehmen diagnostiziert ein Plus bei den Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung, Gastronomie und persönliche Weiterentwicklung.
So werden auf Weihnachtsmärkten inklusive Gastronomie geschätzt 280 Mio. Euro ausgegeben, für nicht handelsrelevante Gutscheine und Bargeld sind 250 Mio. Euro eingeplant und für Gastronomie ohne Weihnachtsmärkte rund 90 Mio. Euro. Auch der Tourismus erfreut sich rund um den Advent großer Beliebtheit.
Stationärer Handel stagniert, online holt auf
Auf den stationären Handel sollen heuer mit 880 Millionen Euro nur noch 43 Prozent des Weihnachtsumsatzes entfallen. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei zwei Dritteln.
Der Onlinehandel hingegen befindet sich im Wachstum und soll heuer mit 550 Millionen Euro bereits 27 Prozent der gesamten Ausgaben ausmachen. Kunden würden sich vermehrt an "digitalen Angeboten orientieren", heißt es von Regioplan, und das setze den heimischen Handel unter Druck. Genauso wie der Trend, Geschenke aus zweiter Hand zu kaufen, wie es vor allem Jüngere tun.
Laut einer Befragung des Wiener Marktforschungsinstituts Demox Research wollen die Österreicher heuer durchschnittlich 423 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben und damit so viel wie schon seit über 10 Jahren nicht mehr.
Beratung warnt vor Überschuldung
Der Verband der Schuldenberatungen ASB warnte zuletzt davor, sich beim Geschenkkauf finanziell zu übernehmen. Es bestehe die Gefahr, "dass man etwas kauft in dieser weihnachtlichen Stimmung, das Zahlen aber ein bisschen vergisst", meint dazu ASB-Chef Clemens Mitterlehner.
Vor allem in Hinblick auf Aktionstage wie "Black Friday" (29. November) oder "Cyber Monday" (2. Dezember) warnt der Experte vor Spontankäufen, vor Konsumkrediten und vor dem Überziehen des eigenen Bankkontos.