Wirtschaft

WKÖ-Handelsobmann Trefelik: „Aufwärts geht es nur bei den Kosten“

Dem heimischen Handel geht es schlecht. Zwar sind die heimischen Einkaufsstraßen, wie etwa die Wiener Kärntner Straße, aktuell gut gefüllt mit Touristen aus aller Welt, doch kaum einer von ihnen trägt in seiner Hand ein Einkaufssackerl der umliegenden Geschäfte.

Die „Sackerl-Dichte“ sei schwach, sagt Rainer Trefelik, Handelsobmann in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Und während Gastronomie und Hotellerie von den vielen Besuchern profitieren, bleibe der Handel auf der Strecke.

Zum Jahresbeginn hatte es aufgrund der Prognosen von Wirtschaftsforschern noch die Hoffnung gegeben, dass sich die Branche nach den Krisen der letzten Jahre wieder erholen werde und 2024 ein "ganz normales Handelsjahr" werden könnte, so Trefelik bei einer Pressekonferenz. 

Doch die Realität sieht anders aus: „Die Handelskonjunktur kommt nicht vom Fleck. Aufwärts geht es nur bei den Kosten“, sagt der Branchenvertreter.

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Absatzrückgang von 1,6 Prozent

Ein nominelles Umsatzminus von -1,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum verzeichnete der gesamte österreichische Handel (Großhandel, Einzelhandel und die Kfz-Wirtschaft) im ersten Halbjahr 2024. Berücksichtigt man die Preisentwicklung, lag der reale Rückgang bei -1,6 Prozent.

Während die Kfz-Branche sogar ein Plus erwirtschaftete (3,1 Prozent), litt der Einzelhandel unter der Kaufzurückhaltung der Konsumenten (-0,8 Prozent) und auch der Großhandel steckte in der Krise fest (-3,8 Prozent), führt Handelsforscher Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft (iföw) seine Analyse der Konjunkturdaten aus.

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Auch innerhalb der einzelnen Sparten des Einzelhandels gibt es Unterschiede: Reale Zuwächse von etwa ein bis zwei Prozent gab es bei den Lebensmitteln und der Bekleidung. 

Die größten Rückgänge verzeichneten der Möbeleinzelhandel (-12,7 Prozent) und das Geschäft mit Schuhen und Büchern bzw. Zeitschriften mit jeweils fast zehn Prozent.

Die Beschäftigung sinkt 

Die schwierigen Umsatzentwicklungen und damit einhergehenden Pleiten in den letzten Monaten wirken sich auch auf die Beschäftigung im Handel aus.

Die Zahl der Beschäftigten sank im ersten Halbjahr um -0,6 Prozent auf 565.583, im Einzelhandel sogar um -1,3 Prozent. Nur die Drogerien hatten einen Mitarbeiterzuwachs um 1,2 Prozent. Auch die Zahl der offenen Stellen im Handel schrumpfte im Vorjahresvergleich um ein Viertel auf 15.000.

Fast ein Drittel der Beschäftigten möchte wechseln

Eine Studie des Handelsinstituts an der Johannes Kepler Universität Linz ergab, dass die Einzelhandelsbranche zwar für fast drei Viertel der Beschäftigten generell attraktiv sei, trotzdem möchte fast ein Drittel der Handelsmitarbeiter die Branche in den nächsten fünf Jahren verlassen.

Aufgrund des Arbeitskräftemangels wurde auch die Teilzeitarbeit untersucht, die im Handel - unter anderem aufgrund des hohen Frauenanteils von 70 Prozent - ein großes Thema ist: Für fast 60 Prozent der Befragten kommt keine Aufstockung der Stunden in Betracht.

Jede zehnte Teilzeitkraft, würde gerne auf Vollzeit wechseln. Hauptmotivator wäre hier mehr Geld, weswegen Trefelik von der Politik Anreize fordert, damit Mitarbeiter Stunden aufstocken und in der Pension weiter arbeiten.

"Man muss realistisch bleiben"

Den Vorwurf, den der scheidenden Post-Chef Georg Pölzl der Branche vergangenen Samstag im Ö1-Journal gemacht hat ("Der österreichische Handel macht zu wenig und jammert vor allem")  lässt Trefelik nicht gelten: "Wir tun viel als Branche und das hat nicht mit Jammern zu tun, sondern man muss angesichts der Zahlen einfach realistisch bleiben."

Auch seine Forderungen an die neue Regierung fasst Trefelik in einem Satz zusammen: "Gebt uns faire Rahmenbedingungen und lasst uns arbeiten!" Der Branchenobmann wünscht sich einen fairen internationalen Wettbewerb, eine Senkung der Lohnnebenkosten und eine Verringerung des bürokratischen Aufwands für heimische Händler. 

Auch über die Sonntagsöffnung und die Erweiterung der Öffnungszeiten für den Handel werde man diskutieren müssen, so Trefelik. "Die Debatte wird zwar unglaublich mühsam, aber wir müssen uns ihr langfristig gesehen irgendwann stellen", sagt der Branchenobmann.