Gaspreise auf Niveau vom Juni zurückgegangen
Wer kurzfristig Gas braucht, kann sich derzeit wie zu Preisen im Juni damit eindecken. Gestern gab es Gas für den Folgetag (VTP Day-ahead Index) um weniger als 120 Euro je Megawattstunde. So günstig war der Energieträger im kurzfristigen Handel zuletzt Mitte Juni.
Damals hat der russische Monopolist Gazprom die Lieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 um 40 Prozent gekürzt. Am 23. Juni rief Deutschland die Gas-Alarmstufe aus.
Vor allem in der letzten Woche habe es einen "bemerkenswerten Rückgang" der Preise gegeben, so E-Control-Experte Leo Lehr zur APA. Zwar schwankt dieser Gaspreis stark, aber im August und der ersten Septemberhälfte waren die Preise bei 200 Euro gelegen, mit Spitzen über 300 Euro/MWh. Auch in der zweiten Septemberhälfte waren Preise zwischen 170 Euro und 200 Euro die Regel. Anfang Oktober gab es einen Preisrutsch.
Zwei Entwicklungen
Die Preise für den Gasbezug in einem Monat sind allerdings vorerst nicht im gleichen Ausmaß zurückgegangen. Der sogenannte "Future" für die Lieferung im November stand zuletzt noch bei 167 Euro/MWh. Ähnlich teuer waren auch die Futures für die nächsten Monate und Quartale.
Während die vollen Gasspeicher grundsätzlich den Gaspreis drücken, gibt es zwei Entwicklungen, die den Abstand zwischen kurz- und langfristigen Preisen auseinandertreiben, so Lehr.
Für die kommenden Tage und Wochen ist warmes Wetter mit viel Wind vorhergesagt - das senkt den Gasbedarf für Heizung und Stromerzeugung. Die Unsicherheit, wie es mit Gaslieferungen aus Russland weitergeht ist aber weiter hoch - deshalb geht der mittelfristige Gaspreis nur langsam zurück.
Winter entscheidend
Wem das Gas, das sich in den heimischen Gasspeichern befindet, gehört, weiß Markus Mitteregger, Chef des größten österreichischen Energiespeicherunternehmens RAG. Er erwartet bis Ende des Monats eine Füllstand der heimischen Gasspeicher von 85 Prozent. Österreich gehört davon "grob geschätzt die Hälfte", sagte Mitteregger zu den "Oberösterreichischen Nachrichten".
Nämlich die 20 Terawattstunden staatliche Reserve und circa 25 Terawattstunden von Versorgern oder Unternehmen. Der Jahresverbrauch in Österreich seien aber rund 90 Terawattstunden.
Diese Menge hänge aber auch von der Energieeffizienz und vom Verlauf des Winters ab. "Also, ob das reichen wird, ist nicht klar, weil wir nicht wissen, ob wir neben dem eingespeicherten Gas laufend neues Gas bekommen, wie in normalen Jahren. Denn das war russisches Gas, und das fließt jetzt nur zu einem Drittel", gibt der Energieexperte zu bedenken.
Prognosen schwierig
Und er sagt deutlich: "Ja, es wird eng, aber es ist machbar." Der Strom sei dabei "ein Riesenthema". Ab November sei es zumeist so, dass Österreich ein Drittel des Stroms aus der Eigenproduktion vor allem mit Wasserkraft gewinne, ein Drittel aus Gas erzeuge und ein Drittel importiere.
Im kommenden Winter könne es aber passieren, dass Österreich bis zu zwei Drittel des Stroms aus Gas erzeugen müsse, weil der Stromimport nicht gesichert sei. "Ob diese Gasmengen gespeichert sind, da habe ich meine Zweifel", erklärte Mitteregger.
Wie sich der Preis weiter entwickelt, sei schwer vorauszusagen. "Die Frage ist, wie lange sich Putin hält. Viele Diktatoren sind gefallen. Sobald er sich nicht mehr hält, ist das Gas plötzlich wieder da. Außer über Nord Stream", so Mitteregger.