Wirtschaft

Flugzeugzulieferer FACC setzt große Hoffnung in Raumfahrt-Bereich

Noch höher als bisher. Dort will der von der Corona-Pandemie stark gebeutelte Flugzeug-Zulieferer FACC aus Oberösterreich hin. Zumindest, was die tatsächliche Einsatzhöhe seiner Produkte angeht. Die Bereiche Urban Air Mobility (Lufttaxis und Drohnen) sowie Space (Raumfahrt) sollen 30 bis 40 Prozent des Umsatzes der Oberösterreicher ausmachen, die konventionelle Luftfahrt nur noch 60 bis 70 Prozent, wie Vorstandsvorsitzender Robert Machtlinger heute Vormittag vor Journalistinnen und Journalisten erklärte. Aktuell wird der Löwenanteil des Umsatzes natürlich durch die Luftfahrt gemacht.

Doch zuerst zur Krise: Der gewaltige Einbruch des Flugverkehrs hat tiefe Spuren bei FACC hinterlassen. 650 Mitarbeitende mussten wie im Herbst des Vorjahres angekündigt gehen. Bis November 2020 gab es in großem Ausmaß Kurzarbeit, bis Juni 2021 vereinzelt in einigen Bereichen. Der Umsatz ging von 665 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 526,9 Millionen Euro 2020 zurück.

Werkseröffnung mit einem Jahr Verzögerung

Mit dem ersten Halbjahr 2021 hat es der Konzern zurück in die Gewinnzone geschafft, wie Robert Machtlinger und sein Vorstandskollege Aleš Stárek darlegten. Geklärt wurde auch die Frage, wo es mit dem Konzern in Zukunft – mittelfristig einmal bis 2030 – hingehen soll. "Für uns war klar, wir bleiben in der Luftfahrt“, erklärt Machtlinger das Ergebnis eines Denkprozesses. Aber man wolle die erwähnten Säulen Urban Air Mobility und Raumfahrt „signifikant erhöhen“. Das geplante Fertigungswerk in Kroatien befinde sich aktuell in Bau und werde geplant mit einem Jahr Zeitverzögerung im ersten Halbjahr 2022 in Betrieb gehen, erklärte Machtlinger zu den Zukunftsprojekten.

Für das Werk werden ab 2022 rund 200 Mitarbeitende tätig sein, bis 2025 soll sich die Zahl auf 700 erhöhen. Auch in Österreich werde aktuell Personal gesucht – in den Bereichen IT, Einkauf sowie Supply Chain, so Machtlinger auf Nachfrage. Ein neues Werk in Florida, das sich vor allem auf den After Market (Gebrauchtflugzeuge) konzentriert, wurde bereits eröffnet.

Vollständige Erholung dauert Jahre

Bis es eine vollständige Erholung der Luftfahrt auf das Vorkrisenniveau gibt, werde es vier bis fünf Jahre dauert, bestätigte Machtlinger seine bereits vor Monaten getätigte Einschätzung. Kurz- und Mittelstrecke würde sich schneller erholen, bei der Langstrecke dauere es wohl bis 2025.

Zurück zu den neuen Umsatzbringern des Konzerns: „Die Raumfahrt wird für uns eine Säule werden, die Umsätze bringen wird“, erklärte Machtlinger. Und zwar in der zweiten Hälfte der aktuellen Dekade, so seine Prognose. Man sei in diesem Bereich Space in den „Endverhandlungen“ für erste Aufträge. Wann der Abschluss stattfinden werde, könne er noch nicht sicher sagen, so der CEO. Er gehe aber von heuer aus.

Hoffnungsbereich Raumfahrt

Warum er so große Hoffnungen in diesen Bereich setzt? 2019 habe der gesamte, weltweite Markt ein Umsatzpotenzial von 200 Milliarden Euro gehabt, so Machtlinger. Bis 2040 werde sich dieser Wert auf 800 bis 1.000 Milliarden Euro vervier- bis verfünffachen – auch bedingt durch Satellitentechnologie und die Bedürfnisse, die etwa Homeoffice mit sich bringe. Auch dass private Investoren wie Tesla-Chef Elon Musk verstärkt in diesen Bereich investieren, sieht er positiv für FACC. Es sei leichter mit Privaten ins Geschäft zu kommen als etwa mit der NASA.

Ganz allgemein beschäftige man sich stark mit Forschung und Entwicklung, etwa wurden neue Produkte wie die Pure Cabin-Oberflächenbeschichtung entwickelt und auf den Markt gebracht, die laut Angaben von FACC antiviral und antibakteriell ist. Daneben sei man weiter stark mit der Weiterentwicklung von CO2-Reduktion im Fliegen und allgemein Energieeinsparung auch innerhalb des Unternehmens beschäftigt.

Die Leichtbausysteme der FACC würden in der Flugbranche helfen, Gewicht zu reduzieren und somit Treibstoff zu senken sowie Emissionen zu reduzieren. „Wir forschen intensiv am CO2-neutralen Fliegen“, so Machtlinger. Investieren will FACC 2021 insgesamt rund 25 Millionen Euro.

Ergebnisse

Zu den Zahlen: Nach einem tiefroten ersten Halbjahr 2020 hat der börsennotierte oberösterreichische Luftfahrtzulieferer FACC in den ersten sechs Monaten heuer wieder einen kleinen Gewinn von 3,2 Mio. Euro (1. Hj. 2020: minus 39,6 Mio. Euro) erzielt. Das Ergebnis je Aktie liegt damit nach minus 0,86 Euro bei nunmehr 0,07 Euro. Der Umsatz sank im Vergleich zur Vorjahresperiode allerdings deutlich von 297 auf nun 240,2 Mio. Euro, teilte FACC am Mittwoch in der Früh mit.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erreichte zum Halbjahr 2,9 Mio. Euro, nach minus 34,4 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2020. Die EBIT-Marge lag nun bei 1,2 Prozent, nach minus 11,6 Prozent in der Vorjahresperiode.

Im zweiten Quartal haben sich die Kundenabrufe den Angaben zufolge weiter stabilisiert und entsprachen den Planungen des Unternehmens. "Daraus folgten planmäßige Umsätze und das zweite positive Quartalsergebnis in Folge." Im zweiten Quartal wurden unterm Strich 3,9 Mio. Euro verdient nach minus 46,8 Mio. Euro in der Vorjahresperiode. Der Konzernumsatz lag im zweiten Quartal 2021 mit 122,1 Mio. Euro um ein Fünftel höher als von April bis Juni 2020.

Zum Ausblick heißt es im FACC-Halbjahresfinanzbericht, dass man fürs zweite Halbjahr "weiterhin stabile und gut planbare Kundenabrufe" erwarte. Oberste Ziele seien unter anderen Punkten eine Reduktion der Warenbestände und eine damit einhergehende Freisetzung von gebundener Liquidität. Erwartet werden vom bereits laufenden Programm auch im zweiten Halbjahr Cashfloweffekte im zweistelligen Millionenbereich. Der Bau eines neuen Fertigungswerks in Kroatien schreite plangemäß voran und werde bis zum heurigen Jahresende abgeschlossen. Die Serienfertigung erster Produkte ist für Anfang 2022 geplant. Weiters sollen Rückverlagerungen aus der Supply-Chain vorangetrieben werden, um die FACC Auslastung zu steigern und Kosteneinsparungen zu lukrieren.

Für den Rest des Geschäftsjahres erwartet das Management einen stabilen Geschäftsverlauf. Daher wird weiterhin mit einem Umsatz von rund einer halben Milliarde Euro im Gesamtjahr gerechnet. Das EBIT wird im leicht positiven Bereich erwartet. Im dritten Quartal allerdings werden den Angaben zufolge einzelne umsatz- und EBIT-schwache Monate saisonal bedingt das Ergebnis belasten.