Fleischverarbeiter in Österreich: "Keine Wanderarbeiter beschäftigt“
Von Simone Hoepke
Zur Größenordnung: Der größte deutsche Fleischverarbeiter produziert an nur einem seiner Standorte gleich viel wie alle österreichischen Betriebe zusammen. Und die großen deutschen Konzerne haben einen Preisvorteil.
„In Deutschland gilt für Hilfs- und Facharbeiter im Schlachthof ein Mindestlohn von 9,35 Euro die Stunde, in Österreich liegt der Kollektivvertragslohn für Hilfsarbeiter bei zehn, bei Facharbeitern bei 12,70 Euro. Dazu kommen das 13. und 14. Gehalt“, sagt Norbert Marcher, der größte Fleischverarbeiter Österreichs, zu dem vier Schlachthöfe in Österreich gehören.
„Im Gegensatz zu vielen deutschen Schlacht- und Zerlegebetrieben sind in unseren Betrieben keine Wanderarbeiter beschäftigt.“ Alle Schlachter und Zerleger seien als Fleischerfachkräfte direkt angestellt. „Die Arbeiter, überwiegend ungarische oder kroatische Wochenendpendler, bewohnen betriebseigene Einfamilienhäuser oder Wohnungen, die regelmäßig von Putzpersonal gereinigt und in Ordnung gehalten werden“, betont Marcher. „Wir sind froh, dass unsere Schlacht- und Zerlegemitarbeiter äußerst loyal und zuverlässig ihrer Arbeit nachgehen – sie nahmen auch in Kauf, etliche Wochenenden nicht nach Hause fahren zu können, da aufgrund der Situation an den Grenzen nicht sichergestellt war, dass sie wieder nach Österreich einreisen können.“ Bisher habe es in seinen Betrieben keinen Covid-19-Fall gegeben.
Preisdruck
Die Zahl der Schlachthöfe hat sich in Österreich übrigens binnen 15 Jahren halbiert. Schuld daran ist laut Branchenkennern das Preisdumping am internationalen Markt. Also die Tatsache, dass die Konkurrenz etwa in Deutschland zu deutlich günstigeren Preisen arbeiten und liefern kann.