Fachkräftemangel wird zu größtem Risiko für Mittelständler
Von Michael Bachner
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich für Österreichs mittelständische Betriebe aufgrund des Konjunkturabschwunges etwas entspannt, dennoch bleibt nach einer Umfrage des Beratungsunternehmens EY (Ernst & Young) die Rekrutierungslage auf dem Arbeitsmarkt eine zentrale Herausforderung: 82 Prozent der Betriebe in ganz Österreich haben Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden.
Zwar soll die Beschäftigung auch in diesem Jahr weiter zunehmen, 18 Prozent der 600 repräsentativ befragten Unternehmen planen allerdings auch Stellenstreichungen (Wert so hoch wie seit 2009 nicht mehr).
Aufträge schwieriger bewältigbar
Schon 45 Prozent der Betriebe verlieren Umsätze wegen fehlender Mitarbeiter. Der Tourismus bzw. der Gesundheits- und Life-Science-Sektor (z.B. Pharma) sind hiervon besonders betroffen.
Bei alldem zeigt sich ein West-Ost-Gefälle, wie EY-Partner Erich Lehner bei einem Pressegespräch erklärte. In Ländern mit nahezu Vollbeschäftigung wie Tirol oder Oberösterreich ist es wenig verwunderlich auch am schwierigsten, geeignetes Personal zu finden. Unternehmen im Burgenland haben die geringsten Probleme.
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Neben der Alterung der Gesellschaft und anderen Faktoren wie mangelnde Kinderbetreuung oder fehlende Qualifikationen ist der starke Trend zur Teilzeit in den vergangenen Jahren ein Hauptfaktor für fehlende Arbeitskräfte. Lehner fordert steuerliche Anreize, um Vollzeitbeschäftigung attraktiver zu machen. "Es muss attraktiver werden, Vollzeit zu arbeiten. Wer doppelt so viel arbeitet, sollte netto auch doppelt so viel herausbekommen."
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Insbesondere der Sprung von der oftmals gegebenen Steuerfreiheit bei geringem Teilzeit-Verdienst in die erste Steuerklasse (20 Prozent für zu versteuerndes Jahreseinkommen neu zwischen 12.816 und 20.818 Euro), wo auch die Sozialversicherung voll zuschlägt, ist eine Riesenhürde auf dem Weg zur Vollzeit. Lehner schlägt hier etwa Einschleifregelungen vor.
Zusätzlich müsse Österreich besser werden beim Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland. "Wir dürfen nicht einer De-Industrialisierung Vorschub leisten. Das würde unseren Wohlstand gefährden."