Neue EU-Abwasserregel soll Versorgung mit Medikamenten gefährden
In den Kläranlagen von allen Städten in der EU mit über 150.000 Einwohnern soll künftig eine zusätzliche - vierte - Klärstufe zum Einsatz kommen, die mikroskopische Verunreinigungen aus dem Abwasser filtert. So steht es in der Überarbeitung der kommunalen Abwasserrichtlinie. Die EU will damit vor allem Substanzen aus dem Abwasser entfernen, die von Medizin- und Pflegeprodukten stammen. Die Pharma- und die Kosmetikbranche sollen einen Großteil der Kosten für die Erweiterung der Kläranlagen tragen.
Medikamente teurer, Produktion unrentabel
Der Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIÖ) warnt nun davor, welche Folgen das haben könnte. Durch höhere Kosten bei den Unternehmen könnte sich die Produktion bestimmter Medikamente in Zukunft nicht mehr auszahlen. Die Preise von Medikamenten könnten steigen.
Hauptverursacher ist angeblich eine andere Branche
Dass die Pharma- und Kosmetikindustrie von der EU als Hauptverursacher der Mikroschadstoffe gesehen werde, sei ungerecht. Nonylphenol, einer der problematischsten Stoffe, käme durch Importe von Billigtextilien in europäisches Abwasser. Die chemische Industrie solle nun die Rechnung für "Wegwerfmode" tragen.
Revision der Richtlinie gefordert
"Hier weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut. Auf der einen Seite kommen ständig gut klingende Ankündigungen, den Pharmastandort Europa und die Versorgung zu stärken. Gleichzeitig schafft man eine Regelung, die das genaue Gegenteil bewirkt", sagt FCIO-Obmann Hubert Culik. Die EU-Mitgliedstaaten seien daher gut beraten, sich für eine rasche Revision der Richtlinie einzusetzen, um die "dramatischen Folgen" rechtzeitig zu verhindern.