Der Machtkampf im Hintergrund ums Überleben von Laudamotion
Von Andrea Hodoschek
Was sich zwischen der Geschäftsführung der Billig-Airline Laudamotion und der Gewerkschaft vida abspielt, hat im (wieder) sozialpartnerschaftlichen Österreich Seltenheitswert. Der Streit um Kurzarbeit ist eskaliert, die Leidtragenden sind die 550 fliegenden Mitarbeiter, die um ihre Jobs zittern.
Hinter dem heftigen Hauen und Stechen steht allerdings viel mehr als eine Auseinandersetzung zwischen Management und Gewerkschaft – dahinter steht der gnadenlose Machtkampf zwischen den zwei größten Airline-Konzernen in Europa. Der AUA-Mutter Lufthansa und der irischen Ryanair.
Laudamotion (fliegt unter der Marke Lauda) setzt der AUA von allen Billig-Airlines in Wien am stärksten zu. 6,5 Millionen Passagiere im dritten Jahr des Bestehens. Ein Preiskampf, der die Erträge der AUA dahinschmelzen lässt, wie AUA-Chef Alexis von Hoensbroech immer wieder beklagt.
Die Gewerkschaft ist stark von der AUA-Belegschaft dominiert. Von Laudamotion sind nur wenige Flugbegleiter und Piloten dabei. Für die AUA ist die Kurzarbeit jedenfalls schon abgesegnet.
In der Luftfahrtbranche wird vermutet, dass Ryanair-Boss Michael O’Leary so verärgert werden soll, dass er sich aus Wien verabschiedet. Der Airline-Chef steht mit Laudamotion ohnehin unter dem Druck seiner Aktionäre. Die Wiener Tochter fliegt als einzige Airline im Konzern Verluste ein, bisher fast 300 Millionen. Und hat als einzige Konzerngesellschaft einen Betriebsrat. Mit den Gewerkschaften hat’s Ryanair bekanntlich nicht so.
Die AUA wäre einen unliebsamen Konkurrenten los, wird spekuliert. Sollte die Lufthansa-Tochter doch Staatshilfe benötigen (was Hoensbroech derzeit noch ausschließt), müsste außerdem nicht mit dem Rivalen geteilt werden.
Es sei ein Fehler, darauf zu hoffen, dass O’Leary Wien aufgibt, meinen Insider. Er könnte zwar Laudamotion grounden, würde aber den Markt sicher nicht AUA und Lufthansa überlassen.
Verlagerung des Flugbetriebs nach Malta?
Nur Laudamotion fliegt im Ryanair-Konzern mit Airbus und hat die Flugzeuge geleast. Anzunehmen, dass O’Leary Ausstiegsklauseln in den Leasing-Verträgen hat. Ryanair könnte den gesamten Flugbetrieb innerhalb des Konzerns zur Tochter nach Malta verschieben – und trotzdem Wien anfliegen.
Sollte die Kurzarbeit nicht zustande kommen, hat die Geschäftsführung alle 550 fliegenden Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet. „Ein Horrorszenario, verbunden mit dramatischen Folgen bis hin zu Existenzverlusten sowie Unsicherheit und Angst in den betroffenen Familien“, beknien zahlreiche Mitarbeiter in einem von austrianaviationnet veröffentlichten Brief die Gewerkschaft, der Kurzarbeit zuzustimmen.
Ungereimtheiten bei Betriebsratswahl
Freilich ist nicht nur die Gewerkschaft verantwortlich. Geschäftsführer Andreas Gruber hatte den ursprünglichen Antrag auf Kurzarbeit nachträglich zulasten der Belegschaft verschlechtert. Gruber anerkennt den Betriebsrat nicht und hat mit den meisten Mitarbeitern Einzelverträge für die Kurzarbeit abgeschlossen. Wie man aus dem Unternehmen hört, soll es bei der Betriebsratswahl zu Ungereimtheiten gekommen sein.
Die Gewerkschaft, betont, sie wolle die Kurzarbeit nicht verhindern und hofft auf für Mittwoch angesetzte Gespräche mit dem AMS über noch offene Arbeitszeitfragen. Bei Airlines ist es schwierig, die durchschnittliche Arbeitszeit von Piloten zu bewerten.