Wirtschaft

Das Sparbuch wird erst in 10 bis 20 Jahren seine Bedeutung verlieren

 Die Abschaffung des papierenen Sparbuchs bei der Hypo-Landesbank Niederösterreich hat eine heftige Debatte in der Bankenlandschaft ausgelöst. Die Hypo will künftig ihr digitales Sparbuch forcieren, weil sich auch das Kundenverhalten ändere. „Diese Diskussion ist zurzeit so nötig wie ein Kropf oder wie eine Diskussion um die Besteuerung des 13. und 14. Gehalts “, ätzt ein Banker im Gespräch mit dem KURIER. „Es gibt Dinge im Bankgeschäft wie das Sparbuch, die rührt man einfach nicht an.“

Denn das gedruckte Sparbuch ist nach wie vor ein Liebkind der Österreicher. Die UniCredit Bank Austria hat im vergangenen Herbst eine Umfrage bei Marketagent.com in Auftrag gegeben. Mit einem klaren Ergebnis.

„Auf Basis eines hohen Sicherheitsbedürfnisses lassen weiterhin 63 Prozent der Befragten in Österreich ihr Vermögen auf traditionellen Sparbüchern liegen, obwohl sie wissen, dass sich die niedrigen Zinsen nicht so schnell verändern und dass man am Sparbuch schleichend Kaufkraft einbüßt“, heißt es. „Daher gibt die Bank Austria auch weiterhin Papier-Sparbücher aus und plant derzeit auch keine Änderung.“ Zugleich bietet die Bank aber auch Sparkarten bzw. Sparkonten an, die per Onlinebanking 24 Stunden verfügbar sind.

„Wir orientieren unsere Produkte immer an den Wünschen unserer Kunden. Deshalb werden wir weiterhin auch klassische Sparbücher anbieten“, heißt es von der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien. „Die Kundenbedürfnisse ändern sich jedoch. Wir merken eine zunehmende Nachfrage nach digitalen Anlageformen. Unser Onlinesparen wird verstärkt nachgefragt. Das ist nichts anderes, als die digitalisierte Fortsetzung des Sparbuches, das rund um die Uhr verfügbar ist.“

Sparbuch für Kaution

Dazu muss man aber auch wissen, dass gedruckte Sparbücher nicht nur bei älteren Semestern weiterhin hoch im Kurs stehen. Auch in der Immobilienbranche ist das Sparbuch zur Hinterlegung der Miet-Kaution noch üblich. „Die Hausverwaltungen haben tausende Sparbücher herumliegen und die Vermieter legen nach wie das Sparbuch als Sicherheit gern in den Safe“, sagt Wolfgang Layr von der Volksbank Wien. „Mit einer Sparkarte kann ich diese Situation nicht lösen.“

Aber auch bei der Volksbank Wien geht der Trend in eine andere Richtung, hin zum Onlinesparen und zur Sparkarte. „Wir werden das Sparbuch aber nicht abschaffen“, sagt Layr. „Wenn jemand ein gedrucktes Sparbuch haben will, wird er dieses auch noch länger bekommen.“ Layr geht davon aus, dass das Papier-Sparbuch erst in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren seine Bedeutung verlieren wird.

Auch bei der Bawag gibt es immer noch Sparbücher. „Die Bawag P.S.K. bietet aktuell Sparbücher an“, teilt die Bank mit. „Wir sehen bei unseren Kunden – analog zum österreichweiten Trend – eine eindeutige Tendenz zu digitalen Sparformen und ein gesteigertes Interesse am Wertpapierbereich.“

Bei der Oberbank wurden im Vorjahr 15.000 neue Sparbücher ausgegeben, davon drei Viertel in Papierform. Ein Aus stehe zumindest in den nächsten 10 Jahren nicht zur Debatte, ebenso bei der Erste Bank. Dort heißt es: „Solange der Kunde bei uns ein Sparbuch will, wird er es bekommen.“K. Möchel, r. kleedorfer