Wirtschaft

Coronavirus: US-Notenbank senkt Leitzins um 0,50 Prozentpunkte

Die US-Notenbank hat wegen der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Auswirkungen des neuen Coronavirus ihren Leitzins überraschend um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Der Leitzins liege nun im Korridor von 1 bis 1,25 Prozent, erklärte die Notenbank Federal Reserve (Fed) am Dienstag.

Die Notenbank werde die Situation und deren wirtschaftliche Folgen weiter genau beobachten und "ihre Mittel nutzen, um angemessen zu reagieren, um die Wirtschaft zu stützen". Die Börsenkurse schossen nach der Ankündigung in die Höhe.

Die Notenbank hatte bereits Ende vergangener Woche erklärt, dass sie die Auswirkungen der Epidemie des neuen Coronavirus aufmerksam verfolge und notfalls zu handeln bereit sei.

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US-Präsident Donald Trump forderte die - von der Regierung unabhängige - Notenbank wegen der Auswirkungen des Coronavirus wiederholt zu Zinssenkungen auf. Er fürchtet - wohl auch im Hinblick auf die Präsidentschaftswahl im November - infolge der Epidemie eine Wachstumsdelle.

Die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie belasten bereits die globale Wirtschaftsentwicklung. In den USA sind bisher jedoch erst rund 100 Ansteckungen und sechs Todesfälle gemeldet.

Die US-Notenbanker sind in einer vergleichsweise komfortablen Situation: Sie hatten nach dem Zinstief durch einige Zinsanhebungen bereits wieder genügend Spielraum.

Zuletzt lag der Zinssatz seit Oktober 2019 in der Bandbreite von 1,5 bis 1,75 Prozent.

G-7 und EZB halten sich bereit

Die sieben großen Wirtschaftsmächte (G-7) hatten am Dienstag nach einer Telefonkonferenz ihrer Finanzminister und Notenbankchefs erklärt, dass sie sich bereit halten, um notfalls abgestimmt zu reagieren. Konkret aktiv wurden sie allerdings noch nicht.

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Der Hintergrund für die prompte Reaktion: Das Coronavirus stellt die Weltwirtschaft vor die größte Herausforderung seit der Finanzkrise: darin sind sich der IWF und die OECD einig.

Gezielte Kredite für betroffene KMU

In Wien sagt Notenbankchef Robert Holzmann, eine mögliche Zinssenkung hätte vor allem „psychologische Wirkung“.

Er würde einen solchen Schritt derzeit als Mitglied des EZB-Rates nicht unterstützen. Falls sich die Corona-Epidemie zum Schock für Angebot und Nachfrage entwickelte, sei primär die Fiskalpolitik gefordert – sprich, die Staaten müssten gegensteuern.

Sehr wohl diskutiert würden in der Europäischen Zentralbank (EZB) hingegen langfristige Zentralbank-Kredite für die Banken.

Diese könnten das Geld speziell an jene Klein- und Mittelbetrieben weiterreichen, die von der Coronakrise getroffen werden. Holzmann zeigte sich dafür offen, er halte es aber derzeit nicht für dringlich.

Keine Panik

Für mehr Gelassenheit plädierte auch sein slowakischer Notenbank-Kollege Peter Kažimír: „Panik und Überreaktion könnten uns teuer zu stehen kommen“, schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Es sei aber wichtig, dass die Zentralbank wachsam bleibt und die Lage beobachtet.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Montagabend erklärt, die Währungshüter stünden bereit, wenn erforderlich mit „angemessenen und gezielten“ geldpolitischen Schritten auf die Virus-Krise zu antworten.

Die nächste EZB-Zinssitzung findet am 12. März in Frankfurt statt.