Corona - Saison wie 2020 für Seilbahnen nicht mehr verkraftbar
Eine Corona-bedingt stark eingeschränkte Wintersaison wie im Vorjahr oder gar ein Lockdown sind für den Großteil der österreichischen Seilbahnunternehmen im kommenden Winter wirtschaftlich offenbar nicht mehr verkraftbar. "Etwas Vergleichbares darf es nicht mehr geben", sagte der Obmann des Fachverbandes der Österreichischen Seilbahnen in der Wirtschaftskammer und ÖVP-Abg. Franz Hörl im APA-Gespräch.
Hörl rechnete damit, dass rund 80 Prozent der Betriebe in einem solchen Fall - wie noch im vergangenen Winter - auch nicht mehr nur für Einheimische aufsperren würden und argumentierte damit, dass sich ein solches Aufsperren für die meisten wirtschaftlich einfach nicht rechne.
Ausgleichszahlungen kein zweites Mal
Umsatzeinbußen von über 90 Prozent hätten die heimischen Seilbahnen im vergangenen Winter verkraften müssen - mit Ausnahme kleinerer, stadtnaher Skigebiete, bei denen der Einheimischen-Anteil traditionell höher ist und die großteils "nur" mit Einbußen um die 50 Prozent zu kämpfen hatten. Auch Ausgleichszahlungen würden die Situation in einem solchen Worst-Case-Szenario für das Gros der Seilbahnunternehmen nicht mehr wett machen, so der Zillertaler Hotelier.
Ins selbe Horn stieß Erich Egger, Sprecher der Salzburger Seilbahnwirtschaft in den "Salzburger Nachrichten": "Wir haben im Vorjahr 95 Prozent unserer Einnahmen verloren, ich kann mir nicht vorstellen, dass wir so noch einmal aufsperren". Der Verlustersatz des Staats sei mit zehn Mio. Euro gedeckelt gewesen, "das hilft bei einem Umsatz von 50 Millionen Euro ein Mal, aber nicht ein zweites Mal".
"Die Zeichen stehen besser"
Einschränkende Maßnahmen hätten laut Hörl in der Wintersaison aber ohnehin "keine Berechtigung" mehr. Schließlich sei die Situation mit jener vor einem Jahr nicht mehr vergleichbar, immerhin seien bereits an die 60 Prozent der Menschen geimpft, auch die Zahl der Genesenen nehme zu.
Und für all diese könne und dürfe es doch wohl keine freiheitseinschränkenden Maßnahmen mehr geben. "Zudem gehe ich davon aus, dass es gelingen wird, die Impfquote noch weiter zu steigern. Die Zeichen stehen besser. Ich bin optimistisch hinsichtlich einer akzeptablen Wintersaison", erklärte der Seilbahn-Obmann.
Politik solle sachlich entscheiden
Dass die touristische Nachfrage nach Winterurlaub in Österreich wieder groß sein wird - daran zweifelte Hörl jedenfalls nicht. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Länder wie Deutschland entschieden hätten, dass für Geimpfte keine Quarantäne mehr vonnöten sei. Der Verlauf der kommenden Wintersaison hänge jedenfalls "von der Politik ab".
Entscheide diese nach sachlichen Kriterien - "was im vergangenen Jahr nicht immer der Fall war" - dürfte einer annähernd normalen Saison nur mehr wenig im Wege stehen. Schließlich habe auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) klargemacht, dass der Staat in Sachen Corona mit dem zur Verfügung Stellen von ausreichend Impfstoff eigentlich seine Schuldigkeit getan habe und nun vor allem die Eigenverantwortung beginne.
Kapazitätsbeschränkungen: "kontraproduktiv"
Eine "1G", "2G" oder "3G"-Regel für Skigäste kann sich Hörl nur schwer vorstellen, weil sie "schwer umsetzbar" seien. "Bei einem normalen Skilift wären dann drei Zeltfeste zu kontrollieren", zog Hörl einen entsprechenden Vergleich über das mutmaßliche Ausmaß der Kontrollen. Man hätte auch das notwendige Personal für solche Kontrollen gar nicht, gab er zu bedenken.
Was es im kommenden Winter auf keinen Fall mehr geben dürfe, seien Kapazitätsbeschränkungen bei der Beförderung, machte der Seilbahn-Sprecher klar. Er spielte dabei auf die Bilder von langen Warteschlangen bzw. Staus bei den Talstationen an: "Das war im vergangenen Jahr völlig kontraproduktiv".
Pfad für Wintersaison verlangt
Der ÖVP-Politiker verlangte jedenfalls von den politische Verantwortlichen, dass so bald wie möglich ein "Pfad" für die kommende Wintersaison feststeht - und zwar noch im September. "Zur Hirschbrunftzeit sollte der Pfad stehen", forderte der passionierte Jäger.