Nehammer: Mikrochips sollen "wie Lipizzaner und Mozartkugeln" werden
Die weltweiten wirtschaftspolitischen Auseinandersetzungen um die strategisch wichtige Halbleiterbranche haben auch Österreich erreicht. Am Donnerstag lud die Bundesregierung Branchenvertreter zu einem "Chip-Gipfel", der ein Startschuss für die künftig besser koordinierte Zusammenarbeit sein soll.
Ziel sei "Österreichs Rolle als einer der führenden europäischen Player nicht nur erhalten, sondern ausbauen", so Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). "Mikrochips Made in Austria soll so ein Begriff werden wie Lipizzaner und Mozartkugeln".
Um Unternehmen der Branche anzulocken, liefern sich verschiedene Wirtschaftsräume einen regelrechten Subventionswettlauf. Die EU will dafür 43 Milliarden Euro investieren.
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Davon kommenallerdings nur drei Milliarden aus dem EU-Budget, den Rest sollen die Mitgliedsstaaten aufbringen. Wie viel und wofür Österreich konkret aufbringen will, ist allerdings noch nicht bekannt. Darüber soll im Laufe des Budget-Prozesses im Herbst beraten werden, sagte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP).
Investitionen
Die Industrie erwägt in Österreich laut Branchenvertreterin und Infineon-Chefin Sabine Herlitschka bis 2030 Investitionen in Höhe von 6,75 Milliarden Euro - vorausgesetzt die Rahmenbedingungen stimmen. Dabei gehe es nicht nur um Fördermittel, sondern etwa auch darum, ob es gelinge, ausreichend Fachkräfte auszubilden oder nach Österreich zu holen.
Der Industrie müsse es gelingen, junge Menschen und insbesondere Frauen verstärkt "für Technik zu begeistern", sagte Herlitschka.
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Bisher arbeiten in der Mikroelektronik-Branche österreichweit etwa 72.000 Menschen in etwa 280 Betrieben. Im EU-weiten Vergleich liegt Österreich hinsichtlich des Anteils der Mikroelektronikbranche an der Gesamtwertschöpfung pro Kopf auf Platz eins, sagten die Regierungsvertreter. Dabei sei auch zu beachten, dass die Branche eine Hebelwirkung auf andere Sektoren hätte, sagte Kocher.
Laut Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat der Staat die Forschung und Entwicklung in dem Sektor in den vergangenen 15 Jahren mit 530 Millionen Euro unterstützt. "Halbleiter sind essenziell für viele Klimaschutz-Technologien, sagte dazu die Ministerin.
Der weltweite Halbleitermarkt ist etwa 560 Milliarden Euro groß. Europa hält davon einen Anteil von etwa 10 Prozent, etwa zewi drittel der Mikrochips weltweit werden in Asien hergestellt. Bis 2030 will die EU will den Anteil auf 20 prozent erhöhen.