China auch bei zukunftsträchtigen Stromspeichern vorne
Bei Batterien ist China bereits Weltmarktführer. Aber auch bei einer weiteren zukunftsträchtigen Speichertechnologie ist das Land Europa und den USA voraus.
Druckluftspeicher oder Compressed Air Energy Storage (CAES), wie sie im Fachjargon heißen, sind derzeit Hoffnungsträger für kostengünstige, langfristige Stromspeicherung. Die ist vor allem bei der Gewinnung von Solar- und Windenergie wichtig, um überschüssigen Strom etwa auch in der Nacht oder bei Windstille nutzen zu können.
Chinesische Speicher in Betrieb
In Hubei ist Anfang April ein Speicher mit 1.500 Megawattstunden ans Netz gegangen, in Feicheng Anfang Mai einer mit 1.800 MWh. „Hubei Yingchang“ kann bis zu fünf Stunden lang mit einer Leistung von 300 MW Strom liefern, in Summe also 1.500 MWh. Der Speicher wurde in zwei Jahren mit Kosten von umgerechnet rund 250 Mio. Euro errichtet und nutzt aufgelassene Salzminen, um Luft einzuspeichern.
Ein Pumpspeicherkraftwerk hätte sechs bis acht Jahre zur Realisierung gebraucht, vergleichen die Betreiber, China Energy Construction Digital Group and State Grid Hubei Integrated Energy Services Co. Laut „Energy-storage-news“ soll der Druckluftspeicher jährlich 498 GWh Strom einlagern und daraus wieder 319 GWh (319.000 MWh) Strom ins Netz einspeisen können.
Das würde einer Effizienz von 64 Prozent entsprechen, 36 Prozent des Stroms gehen also zwischen Einlagerung und Wiederverwendung „verloren“. 70 Prozent Effizienz wären möglich, wird China Energy in dem Fachmedium zitiert.
In Feicheng, in der Provinz Shandong, ging ein Speicher in Betrieb, der wie Hubei 300 MW Leistung hat, also 300 MW auf einmal ins Netz liefern kann, diese Leistung aber sechs Stunden lang aufrecht halten, also 1.800 MWh einspeichern und ans Netz bringen kann. Er hat eine bewertete Effizienz von 72,1 Prozent. Bei maximaler Leistung können etwa 200.000 bis 300.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Entwicklung geht rasant weiter
Seit September 2022 läuft in der nordchinesischen Stadt Zhangjiakou das damals weltweit größte und effizienteste Compressed Air Energy Storage Kraftwerk (CAES). Es speichert bis zu 400 Megawattstunden an Energie.
Die Entwicklung geht aber rasant weiter: Im Ersten Quartal 2024 waren in China 11 Pilotprojekte zur Druckluft-Stromspeicherung in Betrieb und zahlreiche Speicher in Planung.
Vorsprung verspielt
Die Technologie ist seit langem bekannt. Die erste Anlage ging in Europa bereits in den späten 1970er Jahren und in den USA Anfang der 1990er-Jahre in Betrieb. Betrieben werden sie – anders als die chinesischen Projekte - allerdings mit Erdgas, also mit fossiler Energie.
Projekte in Europa und Nordamerika in Entwicklung
Mit ein paar Jahren Rückstand ziehen jetzt aber auch europäische und amerikanische Firmen bei Speichern ohne fossile Energieträger nach. Aktuell ist die niederländische Firma corre.energy sehr aktiv bei Druckluftspeichern. Allerdings sind ihre Projekte in den Niederlanden, Dänemark und Deutschland erst in Entwicklung.
In Kanada kann die kanadische Hydrostor bereits auf einen kommerziell betriebenen Druckluftspeicher im Ort Goderich verweisen. Es ist mit 1,75 Megawatt maximaler Leistung und gut 10 MWh Speicherkapazität aber relativ klein.
In Entwicklung sind aber mehrere Projekte, unter anderem eines in Rosamund in Kalifornien mit 500 Megawatt Leistung bzw. 4.000 MWh Speicherkapazität. In Australien soll ein Druckluftspeicher in Kombination mit einem Pumpspeicher-Wasserkraftwerk entstehen.
In Großbritannien will das Start-up Highview Power unter hohem Druck flüssige Luft als Speichermedium nutzen. Das israelische Start-up BaroMar wiederum arbeitet an einem Unterwasser-Druckluftspeicher, wo der Wasserdruck die Luft durch die Turbinen pressen soll.