Bürgerinitiative erhebt schwere Vorwürfe gegen Ferrero
Nachdem eine Bürgerinitiative für ein Lieferkettengesetz zuletzt die Machenschaften von Ikea in Rumänien und Bulgarien thematisiert hat, wird nun ein umfangreiches Dossier zum italienischen Süßwaren-Konzern Ferrero vorgelegt. Darin fasst die Initiative die verschiedenen Vorwürfe zusammen, mit denen der „Nutella“-Gigant in den letzten Jahren konfrontiert wurde.
Staatliche Regulierung nötig
Diese reichen von Kinderarbeit über Menschenhandel und von Umweltzerstörung bis hin zu systematischer Steuervermeidung. Mit dem Dossier möchte die Initiative auf einen Blick ersichtlich machen, wieso „Gütesiegel“ und freiwillige Versprechen nichts ändern würden, sondern es staatliche Regulative wie ein Lieferkettengesetz benötige.
Am Beispiel des Ferrero-Verkaufsschlagers „Nutella“ werde ersichtlich, wie lange und intransparent die globalen Lieferketten des Konzerns seien, so die Initiative. Zucker stamme aus Brasilien und Australien, Palmöl aus Malaysia, Kakao komme aus Westafrika, die Milch aus Europa und das Soja-Lecithin aus Indien.
Ein Schachtelkonstrukt mit über 100 Subfirmen und hunderten weiteren Auftragnehmern sorge dafür, dass zwar enorme Gewinne erwirtschaftet würden, aber kaum Steuern dafür gezahlt werden müssten. Zudem würden Verbrechen wider Menschenrechte und Umweltstandards auf Zulieferer abgewälzt, die nachweislich unter absoluter Abhängigkeit des Ferrero-Konzerns stünden.
Vorwürfe seit Jahren
„Ferrero ist ein Paradebeispiel dafür, wieso es gesetzliche Schranken in Form eines Lieferkettengesetzes braucht. Die Vorwürfe, die wir in dem Dossier zusammengefasst haben, bestehen teilweise seit Jahren", so Initiativen-Sprecherin Veronika Bohrn Mena. Dutzende Experten hätten darauf in vielen Ländern der Welt auf allen Kontinenten der Erde aufmerksam gemacht, aber es habe sich nichts geändert.
Ferrero erwirtschafte auch in Österreich weiter hohe Gewinne und werbe ungeniert mit lachenden Kindergesichtern, obwohl der Konzern Kinder schamlos ausbeute. "Wir fordern die Bundesregierung auf sich dem Thema auf nationaler Ebene zu widmen. Wir dürfen nicht auf die Europäische Union warten und weiterzusehen, wie Konzernlobbyisten in Brüssel mit all ihrem Geld und Einfluss die Bestrebungen für ein europäisches Gesetz zunichtemachen. Wir müssen hier bei uns, wo die Profite von Ferrero generiert werden, selbst aktiv werden“ sagt Bohrn Mena.
Einladung
Die Bürgerinitiative habe Justizministerin Alma Zadic nun die Einladung für einen von der Initiative organisierten Round-Table übermittelt, der unter Einbezug von Stakeholdern stattfinden solle. Ziel sei es, einen Konsens unter Akteuren über die regulative Weiterentwicklung herzustellen.
In den letzten Monaten hätten bereits Gespräche mit Mitgliedern der österreichischen Bundesregierung stattgefunden, zuletzt auch mit Arbeits- und Wirtschaftsministerium. Unterstützung für das Vorhaben sei bisher von allen grünen Ministern und Ministerinnen zugesagt worden.