AT&S: Vize-Chef und Androsch-Neffe Schneider übernimmt interimistisch
Von Michael Bachner
Sieben Kapitalvertreter mit Großaktionär, Ex-Finanzminister Hannes Androsch an der Spitze, und vier vom Betriebsrat entsandte Mitglieder sitzen im Aufsichtsrat des steirischen Leiterplattenkonzerns AT&S. Dort rauchten am Donnerstag die Köpfe. Anlass war der Rücktritt des langjährigen Vorstandschefs Andreas Gerstenmayer vor wenigen Tagen und die Suche eines Nachfolgers.
Androsch soll mit Gerstenmayer schon länger im Clinch gelegen sein, worauf der AT&S-Chef entnervt das Handtuch geworfen hat. Androsch hält 17 Prozent der Aktien am Unternehmen. Ausgangspunkt des Streits war eine Kapitalerhöhung, bei der die Staatsholding ÖBAG mit 25 Prozent plus einer Aktie hätte einsteigen sollen, was Androsch verhinderte.
Beschlossen wurde im Aufsichtsrat dann Folgendes: AT&S startet eine CEO-Suche. In den kommenden Monaten soll ein interner oder auch externer Kandidat bzw. eine Kandidatin für die Nachfolge Andreas Gerstenmayers gefunden werden. Peter Schneider – bisher stellvertretender CEO – wird interimistisch "Sprecher des Vorstands“.
Der studierte Techniker startete seine Laufbahn bei der Wacker-Chemie (1996 bis 2013), wechselte danach zur Mayr-Melnhof Karton AG bevor er 2020 zur AT&S kam. Seit Mitte 2021 saß er dort als Vertriebschef im Vorstand. Seit Oktober 2022 ist Schneider für die Geschäftseinheit "Electronics Solutions" zuständig und auch stellvertretender CEO. Neben diesen Qualifikationen ist er obendrein ein Neffe von Hannes Androsch.
Würdigung Gerstenmayers
„Unter der Führung von Andreas Gerstenmayer ist es gelungen, dass sich AT&S in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten zu einem globalen Technologieführer in der Mikroelektronik entwickelt hat“, würdigt der AT&S-Aufsichtsrat Gerstenmayers Tätigkeit. „AT&S hat in dieser Zeit nicht nur einen erfolgreichen Wachstumskurs gestartet, sondern arbeitet mit den innovativsten Unternehmen der weltweiten Elektronikindustrie zusammen und konnte bedeutende Technologieunternehmen als Kunden gewinnen. Dafür möchten sich die Mitglieder des Aufsichtsrats, die Andreas Gerstenmayer alles Gute für die Zukunft wünschen, herzlich bedanken.“
Gerstenmayer: Staffelübergabe
„Ich habe AT&S mehr als 14 Jahre lang geleitet, die Höhen und Tiefen erlebt und die Wachstumsphase eingeleitet. Es ist nun an der Zeit, die Unternehmensführung in neue Hände zu legen“, sagt Andreas Gerstenmayer. „Für die zukünftigen Herausforderungen in einem für die gesamte Technologiebranche schwierigen Marktumfeld ist AT&S gut vorbereitet, daher ist es ein guter Zeitpunkt für die Staffelübergabe.“