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Günther Ziesel: "Der ganze Stil war etwas langsamer"

KURIER: Sie waren der erste Moderator der "ZiB 2". Das liegt vier Jahrzehnte zurück. Was sind die größten Unterschiede der Sendung zu damals?Günther Ziesel: Die "Zeit im Bild 2" war am Beginn eine Open-end-Sendung, die je nach Themenanfall manchmal 30 Minuten, manchmal 50 Minuten dauern konnte, auch länger. Damals war die Sendung auch etwas völlig Neues in der Art der Präsentation von Nachrichten und Berichten.

Inwiefern?

Der Moderator ist zum Anchor Man geworden, nach angelsächsischem und amerikanischem Vorbild. Er hat in freier Rede Themen präsentiert und Interviews gemacht. Das hat es davor nicht gegeben.

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Es gab auch damals schon die Live-Interviews, die heute noch ein fixer Bestandteil sind.

Das war der wesentlichste Unterschied. Und dass nicht jemand ex cathedra etwas verkündet – damals war die "ZiB1" ja wie ein Hochamt – sondern dass dort ein Mensch sitzt, der mir Interessantes aus der ganzen Welt präsentiert.

Es gibt heute noch manche Politiker, die sich ungern ins "ZiB 2"-Studio begeben. Als diese Form des Live-Interviews neu eingeführt wurde: War es da überhaupt möglich, die Politiker ins Studio zu bringen?

Es hat nie eine Weigerung von jemandem gegeben. Ich habe nur jetzt im Nachhinein erst erfahren, dass Kreisky nie bei uns in der "ZiB 2" im Studio war. Ich glaube aber nicht, dass er absichtlich nicht gekommen ist.

Warum hatte die Sendung am Beginn keine fixe Länge?

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Es war nicht notwendig, zu einer bestimmten Zeit aufzuhören. Auch die Beginnzeit hat man damals noch nicht so ernst genommen wie man es heute kennt: Der fixe Sendeplatz kam ja dann erst, als sie auf "Zehn vor Zehn" (1979 bis ’84, Anm.) umbenannt wurde.

Wenn Sie die Sendung heute ansehen: Sehen Sie da eine natürliche Entwicklung oder gab es Evolutionssprünge?

Das Studiosetting hat sich immer geändert, aber nicht so gravierend. Der ganze Stil der Berichterstattung war etwas langsamer, ohne Hektik und doch auf das Thema eingehend. Vierzig Jahre sind eine lange Zeit – wenn sich da nichts ändern würde, wäre das auch nicht gut. Die Sendung ist heute zeitlich begrenzt. Was jedoch die "ZiB2" noch heute ausmacht: Sie macht eine intensivere Berichterstattung zu den einzelnen Themen als die "Zeit im Bild". Das war sicherlich auch seinerzeit der Grund, warum das Publikum die Sendung zu schätzen begonnen hat.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht der TV-Journalismus über 40 Jahre verändert?

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Er ist jedenfalls anders geworden, aber ich kann nicht sagen, ob er besser oder schlechter geworden ist. Er spiegelt eine Entwicklung wider, die vor allem in den elektronischen Medien in diesen vier Jahrzehnten Platz gegriffen hat. Aber auch bei den Printmedien: Auch dort ist man auf komprimiertere Berichterstattung gegangen.

Welche "ZiB 2"-Kollegen fanden Sie in 40 Jahren am besten am Moderationstisch?

Was soll man über Kollegen sagen? Ich fand Robert Hochner in seinem Stil sehr prägend.