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Ende des Sparkurses mit Haken

In den vergangenen Jahren waren die ORF-Budgets wegen der Vorgaben zur Refundierung vor allem mit Sparpaketen gleichzusetzen. 2015 soll das nicht so sein: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Finanzdirektor Richard Grasl haben am Montag vor Journalisten ihr Budget für 2015 präsentiert und trotz Song Contest im Mai, Großbauprojekt und Wegfall der Gebührenrefundierung stehen die Zeichen auf Aufbruch. Zusätzliche Mitarbeiter werden angeworben und die Produktionskapazitäten angekurbelt.

Es wäre aber nicht der ORF, wenn daran nicht auch ein kleiner politischer Haken geknüpft wäre. Die Geschäftsführung hat mit diesem Wunderbudget nämlich auch ein Argument weniger in der Hand, warum er von der Regierung die teure Refundierung brauchen würde.

Die Ironie der Situation ist Wrabetz offenbar durchaus bewusst: Dass ihm das gute Budget argumentativ auf den Kopf fallen könnte, wisse er. Allerdings gebe es auch zahlreiche Projekte und Produktionen, deren Erfüllung noch ausstehe.

Etwa die Eigenproduktionsquote: Insgesamt 85 Millionen sollen an sogenannten Vorproduktionsmitteln an die heimische Film- und Fernsehbranche fließen. Zehn Millionen weniger als der Höchststand, erläuterte Wrabetz: Der sei 2010 bei 95 Millionen gelegen, "allerdings bei aufrechter Gebührenrefundierung." Seit der Einstellung der zusätzlichen Mittel stöhnen Produzenten und Zulieferfirmen, der ORF spare bei Aufträgen.

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Wegen desSong Contestswerden zusätzliche Mitarbeiter aufgenommen, der ORF wird in Kiew ein Ukraine-Büro errichten und plant einen "Social Programmguide", der Videos und Interaktion mit den Lesern ermöglicht. "In der Vollausbaustufe" brauche es wohl eine Gesetzesadaption, so Wrabetz, der dafür Bereitschaft von Seiten der Politik ortet.

TV-Budget steigt

Das TV-Budget wird von 392,9 Millionen auf 394,3 Millionen Euro steigen, sagte Grasl, ebenso der Personalaufwand, der von 343 Millionen Euro auf 348 Millionen anwächst. "Zwei bis drei Millionen" davon sind dem zusätzlichen Bedarf beim Song Contest geschuldet. Das Mega-Event wird laut Wrabetz 25 Millionen Euro kosten, von denen der ORF zehn Millionen wieder einspielen will.

Der Rest wird durch Umschichtungen und Wertpapierverkäufe finanziert. Das Programm werde nicht darunter leiden, betonte der Generaldirektor. Auch "etwas Eventiges" im Herbst sei geplant (heuer war dies die "Große Chance"). Geplant ist außerdem ein Ausbau der Information, vor allem auf ORFeins.

Kanalstruktur

Für Spekulationen sorgt die geplante Channel-Manager-Struktur im künftigen ORF, der ja räumlich aufgestellt wird. Wrabetz versprach "keine Hyperzentralisierung, sondern starke Eigenverantwortung". Eine Änderung des ORF-Gesetzes, wo ja nur Hauptabteilungsleiter und Direktoren vorgesehen sind, sehe er aber nicht als notwendig an. Eine vorgezogene ORF-Wahl siedelte der Generaldirektor im Bereich der "Mythen" an. Dafür gebe es weder die technische Möglichkeit im Gesetz, noch einen Grund.