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Anna Karenina: Bildschön und todtraurig

„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich“, lautet der erste (Kern-)Satz von Leo Tolstois Klassiker „Anna Karenina“. An Unglück ist diese Geschichte dreier russischer Adelsfamilien reich. Tief blickt Tolstoi in die russische Seele. Detailverliebt zeichnet er die Figuren, ihr Leben, ihre Kompromisse in diesem Spiel um Liebe, Werte und Moral und, nicht zuletzt, ihr Scheitern.

Gut 1200 Seiten beträgt der Umfang dieses Klassikers der Weltliteratur. Immer wieder versuchen sich Film und Fernsehen an dessen Umsetzung. Greta Garbo spielte die Karenina zwei Mal, im Vorjahr war eine überirdisch schöne Keira Knightley auf der Leinwand zu bewundern. Heute, Samstag (20.15, ORF 2) folgt eine nicht minder schöne Frau im Fernsehen: Diesmal spielt Vittoria Puccini Anna Arkádjewna Karénina, deren gegen die Gesellschaft stehende Liebe zu Graf Wrónski (Santiago Cabrera) für sie fatal endet. Die 32-jährige Florentinerin Puccini kennen TV-Zuseher als Mary Vetsera aus Robert Dornhelms Historienfilm „Kronprinz Rudolf“.

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An ihrer Seite gibt Benjamin Sadler nicht den erwartbaren Schönling, sondern einen staubtrockenen Aléxis Karénin. „Schauspielerisch lag mein primäres Interesse darin, dem vermeintlich ,bösen‘ Karénin seine menschliche Seite abzugewinnen. Zu zeigen – im Roman ist es ja auch so –, dass der zwar wie wir alle begrenzt ist, aber zugleich sehr ernsthaft versucht, das zu machen, was er für das Beste hält. Und dabei auch persönlich so etwas wie Glück zu finden versucht“, sagte Sadler, der auch in Dornhelms „Krieg und Frieden“ spielte, der dpa.

Macht der Bilder

Mit dabei ist auch Max von Thun, 2006 Puccinis „Rudolf“. Als Gutsbesitzer Kosta Léwin bewältigt er mit Kitty (Lou de Laage) die Prüfungen des Lebens und der Liebe besser; sie bilden in Tolstois Roman den Gegenpol zu den Karénins.

Natürlich muss eine TV-Produktion gegenüber einem Kinofilm Abstriche machen und Tolstoi auf dem Schirm gerecht zu werden, ist schier eine Unmöglichkeit. Regisseur Christian Duguays („Pius XII“) setzt deshalb in dieser Neuverfilmung vor allem auf die Macht der Bilder und die Kraft der Tragik.

Der Aufwand, der dafür geleistet wurde, ist für eine TV-Produktion enorm: Gedreht wurde an historischen Plätzen im Baltikum mit 2000 Statisten, 100 Pferden, 30 Kutschen und originalen Dampf-Lokomotiven. Die Produktion verwandelte Straßen und Häuser in ein russisches Wintermärchen und errichtete eine 700 Quadratmeter große Eislaufbahn, die nach dem Dreh der Stadt Vilnius übergeben wurde. „Anna Karenina“ ist eine Produktion der italienischen Lux Vide und Jan Motjos BetaFilm, beteiligt war auch der ORF.

Verfilmungen von "Anna Karenina"

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