Airliner zu Hörl-Vorschlag: "Damit disqualifiziert er sich selbst"
Von Simone Hoepke
Der Zillertaler Seilbahner und ÖVP-Tourismussprecher Franz Hörl poltert wieder. Diesmal Richtung Flugreisen. Statt ständig auf die Seilbahnen „hinzuhauen“, die am wenigsten CO2 verursachen, solle man eine Sondersteuer für die Bewerbung „besonders umweltschädlicher Urlaubsformen“ einführen, findet er. Und führt als solche Reisearten im Apa-Interview Flugreisen, Städtetrips oder Kreuzfahrten an. Auch könne er sich nach dem Vorbild der Tabakwerbung Warnhinweise vorstellen, die auf den CO2-Fußabdruck solcher Reisen hinweisen. Er werde mit der Tourismussprecherin des grünen Koalitionspartners, Abg. Barbara Neßler, „in Gespräche treten“, so der Nationalratsabgeordnete.
Umkehrschluss
Vorschläge, mit denen sich Hörl gleich selbst „disqualifiziert“, findet Peter Malanik, Geschäftsführer des Dachverbands Luftfahrt. „Eines ist schon klar – der Tiroler Tourismus hängt wesentlich an Charterflügen. Kritisiert man den Luftverkehr, kritisiert man die eigenen Kunden. Das ist völlig undurchdacht“, holt Malanik zum verbalen Gegenschlag aus.
In die selbe Kerbe schlägt Gregor Kadanka, Sprecher der Reisebüros. „Im Zillertal kommen 80 Prozent der Gäste aus dem Ausland. Hält er es für eine gute Idee, wenn Werbeverbote dann auch in Deutschland und Holland kommen?“
Würden alle Fluggäste mit dem Auto anreisen, würde die Öko-Bilanz noch schlechter aussehen, findet derweil Malanik. „Bei einem Charterflug mit einer durchschnittlichen Auslastung von 85 bis 90 Prozent, liegt der Kerosinverbrauch bei 3,5 Liter pro Kilometer und Passagier. Das schaffen Sie mit dem Auto nicht.“
Wenig Verständnis für Hörls Ansagen hat naturgemäß auch Flughafenchef Günther Ofner, der zudem Luftfahrtobmann in der Wirtschaftskammer ist. „Angesichts der hohen Abhängigkeit von ausländischen Gästen sind ohne Luftfahrt weder Konferenz-, Städte- noch Festspieltourismus in Österreich möglich“, sagt Ofner. Eine Sondersteuer sei aus seiner Sicht längst Realität – „in Form der Ticketsteuer, die Flugpassagiere bereits seit Jahren massiv belastet“.
Steuerlicher Freiflug
Wobei man als Konsument zuletzt nicht das Gefühl hatte, beim Kauf eines Flugtickets über Gebühr belastet zu werden. Im Gegenteil – Stichwort Billigflüge. Diese sind meist nicht nur die schnellere, sondern auch die günstigere Variante von A nach B. Die Preisdifferenz beträgt bei Städtetrips oft weit mehr als hundert Euro.
Grund dafür ist, dass Kerosin im Luftverkehr nicht besteuert wird. Weltweit nicht, darauf hat sich die Branche in den 1940-er Jahren geeinigt. So können die Airlines der Bahn preislich davonfliegen.
Eine Änderung ist nicht in Sicht, weiß Malanik. Auf globaler Ebene wäre diese so schwierig wie langwierig. Allein auf Europa-Ebene wäre eine Besteuerung wenig sinnvoll, erläutert er. „Dann würde eine Maschine, die von Istanbul nach Wien fliegt, in der Türkei randvoll getankt werden, um in Wien nicht nachtanken zu müssen.“ Schließlich würde in jeder Maschine ein Computer routinemäßig ausrechnen, wo am kostengünstigsten getankt wird. Die Folge: Die Maschine würde in Istanbul vollgetankt und so mit mehr Gewicht abheben und so mehr Kerosin verbrennen. In Sachen Umweltschutz kontraproduktiv.
Nicht auf Schiene
Laut Oliver Fritz, Wifo-Tourismusexperte, sind übrigens mehr als 90 Prozent der CO2-Emissionen, die der Tourismus verursacht, dem Verkehr zuzuordnen. Die meisten Skiurlauber kommen mit dem Auto. Sie auf die Schiene zu bringen, wäre der größte Hebel. Fritz: „Ich bin froh, dass jetzt zumindest darüber debattiert wird. Bei den aktuellen Temperaturen und Bildern von Pisten kann man gar nicht mehr anders.“
Die Grünen geben sich in Sachen „Werbeverbot für Billigflüge“ gesprächsbereit. Neßler hoffe allerdings, dass Hörl seinen Vorstoß auch in der eigenen Fraktion abgestimmt habe und dahingehend mehrheitsfähig sei.