Wirtschaft

"Schlapfendistanz": 550 neue Abholstationen für Pakete von der Post

Bei Wohnbauten, Supermärkten, Tankstellen oder anderen Geschäften sieht man sie immer öfter: Breite Metallschränke mit Schließfächern in unterschiedlichen Größen und einem zentralen Display. Es handelt sich um "Smart Locker", bei denen man Pakete abholen und sogar verschicken kann.

Viele Menschen, die online Produkte einkaufen, lassen sich Bestellungen direkt in solche Empfangsstationen zuschicken - weil sie genau wissen, dass sie zum Zeitpunkt der Zustellung wahrscheinlich nicht zu Hause sein werden. Einer der größten heimischen Anbieter solcher "Smart Locker" ist Myflexbox. Er kooperiert nun mit der Österreichischen Post.

Verkürzter "Schlapfenradius"

Einige der Fächer an sämtlichen Myflexbox-Standorten erscheinen künftig in Post-Gelb. Die Post bietet an, Pakete direkt in diese Fächer zuzustellen. Das Unternehmen macht es damit Paketdiensten wie UPS, DPD, DHL, GLS oder FedEx nach, die Myflexbox bereits bisher nutzten. "Durch unsere Kooperation mit Myflexbox rückt eine Abholstation im Schlapfenradius für viele Österreicherinnen und Österreicher ein großes Stück näher", erklärt Walter Oblin, der designierte Generaldirektor der Österreichischen Post AG das Hauptmotiv für die Zusammenarbeit.

Am Montag wurde der erste gemeinsame Standort in Wien-Favoriten vorgestellt. Weitere rund 550 Standorte im ganzen Land sollen in Kürze folgen, "rechtzeitig zur Paket-Hochsaison in der Weihnachtszeit", wie die Post mitteilt. Diese betreibt im Land bereits 640 Selbstbedienungs-Abholstationen, 560 Versandstationen und 77.500 Empfangsboxen. Letztere finden in immer mehr Mehrparteienhäusern und Wohnsiedlungen Verbreitung. Der Ausbau der Empfangsboxen-Standorte werde trotz der neuen Kooperation fortgesetzt, versichert die Post.

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Umleiten per App oder Post-Webseite

Die Post-Fächer in den Myflexbox-Schränken sollen künftig für die so genannte "Direct to Locker"-Zustellung genutzt werden. Pakete müssen aktiv dorthin bestellt werden. Die Option dafür findet man entweder direkt in Online-Shops oder man lässt Bestellungen über die Post-App oder auf der Post-Webseite in die gewünschte Myflexbox umleiten. Kommt das Paket dort an, erhält man in der App oder in einer E-Mail einen Strichcode. An der Myflexbox scannt man den Code und das jeweilige Fach mit dem Paket darin öffnet sich.

Bemühung um Bedienfreundlichkeit

In der Praxis funktioniert das unterschiedlich gut. Wenn man sich Bewertungen von Myflexbox auf der Plattform Trustpilot durchliest, scheint es manchmal Probleme beim Erhalt des Strichcodes zu geben. Auch das Kundenservice von Myflexbox wird als mangelhaft kritisiert. Beim Post-Regulator RTR sind bislang noch keine Fragen oder Beschwerden zu Selbstbedienungsstationen eingelangt.

Sollte es zu Problemen bei einer Post-Zustellung in den Abholschrank kommen, kann man sich direkt an die Post wenden, heißt es: "Überall, wo Post-Gelb drauf ist, ist die Post zuständig." Nutzerinnen und Nutzern des Angebots möchte man das Leben auch erleichtern, indem die Bedienoberfläche auf den Displays der Abholschränke genau jener entspricht, die auch bei den hauseigenen Selbstbedienungsstationen verwendet wird.

Weniger Wege, weniger CO2-Ausstoß

Durch die Kooperation will die Post bis Jahresende österreichweit auf 1.500 Paketstationen kommen. Rund 50 Prozent der Wiener Haushalte sollten dann eine Paketstation in bis zu 250 Meter Entfernung haben. Und 80 Prozent der Haushalte in der Bundeshauptstadt müssten nicht mehr als 500 Meter bis zur nächsten Paketstation zurücklegen.

Indem Kundinnen und Kunden die Möglichkeit gegeben wird, sich Pakete direkt in die Stationen liefern zu lassen, will man sich Zeit, Kosten und CO2-Emissionen ersparen. Schließlich müssen Zustellerinnen und Zusteller dadurch weniger Haus- und Wohnungstüren abklappern.

Rasanter Anstieg bei Paketen und Stationen

Das Volumen an Paketsendungen ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen - hauptsächlich wegen des blühenden Online-Handels. Laut einem Bericht der RTR wurden im vergangenen Jahr 358,2 Millionen Pakete in Österreich zugestellt. Fünf Jahre zuvor waren es 204,2 Millionen. Positiv ist, dass die Anzahl der Schlichtungsverfahren stark zurückgegangen ist. Unter den Schlichtungsgegenständen stehen Zustellprobleme bei Paketen an erster Stelle.

Seit 2019 gibt es in Österreich ein rasantes Wachstum bei der Anzahl an Abholstationen. Im europäischen Vergleich befindet sich Österreich bei der Paketboxendichte im Mittelfeld. Derzeit liegt das Land bei zehn bis 15 Boxen pro 10.000 Einwohnern. In Deutschland ist die Dichte geringer, in Slowenien und der Slowakei höher. Tschechien kommt gar auf über 30 Boxen pro 10.000 Einwohnern.