Wirtschaft

6 Euro für Frankfurter: Wieso ein Discounter auf "wahre" Kosten setzt

Seit Anfang der Woche fordert Penny, der Discounter aus dem Rewe-Konzern, in all seinen 2150 Filialen in Deutschland "wahre Kostenpreise" für Lebensmittel. Für insgesamt neun Produkte aus dem Sortiment wird für eine Woche lang ein bis zu doppelt so hoher Preis verlangt. 

Grund dafür ist die Berechnung der Produktpreise inklusive aller verursachten Gesundheits- und Umweltschäden. Penny will nach eigenen Angaben auf die Umweltfolgekosten aufmerksam machen, die bei der Produktion zahlreicher Lebensmittel anfallen.

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Berechnet wurden die Preise von zwei Wissenschaftlern der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald. Den beiden gehe es vor allem darum, "das Landwirtschafts- und das Ernährungssystem umzukrempeln", berichtete die Süddeutsche Zeitung (SZ).

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Die Berücksichtigung der versteckten Kosten erhöht den Produktpreis häufig erheblich. So kostet dann eine 400-Gramm Packung Wiener Würstchen (Anm.: in Österreich auch Frankfurter genannt) plötzlich 6,01 Euro statt den eigentlichen 3,19 Euro.

Wie sich die Herstellung auf Mensch und Umwelt auswirkt

Wie es zu diesem deutlich höheren Preis kommt? Würde man sich darum kümmern, wie sich die Herstellung auf Mensch und Umwelt auswirkt, so die Wissenschaftler, kämen fürs Klima 94 Cent, fürs Wasser neun Cent, für den Boden 1,17 Euro und für die Gesundheit 62 Cent hinzu, schrieb die SZ.

Der Preis für Mozzarella erhöht sich von 89 Cent auf 1,55 Euro und für Fruchtjoghurt muss 1,56 Euro statt 1,19 Euro bezahlt werden, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Wochenende.

Gering wäre hingegen der Preisanstieg beim veganen Schnitzel "Food for Future", schrieb die SZ: Das würde sich nur um 14 Cent verteuern, also um fünf Prozent.

Pflanzliche Lebensmittel schonender für Umwelt

Wie das zustande kommt, erklärt Penny auf seiner Homepage: "Wie dir vielleicht aufgefallen ist, fällt der wahre Kosten-Anteil bei Bio- und veganen Lebensmitteln geringer aus", heißt es dort. Und weiter: "Grund dafür ist die Herstellung biologischer und pflanzlicher Lebensmittel, die schonender für die Umwelt ist."

Mit der Kampagne möchte man bei Penny "Bewusstsein schaffen", teilte der Penny-Chef Deutschland, Stefan Görges, bei einer Pressekonferenz am Montag mit. "Wir müssen uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln."

Bei den Deutschen kommt die Aktion nicht gut an

Bei den Deutschen selbst kommt die Aktion weniger gut an, zeigte eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, bei der am Montag 3.315 Personen befragt wurden. Demnach planen nur 16 Prozent der Deutschen, Produkte zu den "wahren Preisen" zu erwerben. 44 Prozent planen dies nicht.

Rund 30 Prozent gaben an, dass sie in ihrer Nachbarschaft keinen Penny-Markt hätten, wo sie einkaufen könnten. Am seltensten sagten Befragte ab 55 Jahren, dass sie die Aktion untertstützen wollen (8 Prozent).

Mehreinnahmen werden gespendet

An der Aktionswoche "Wahre Kosten" nehmen alle 2.150 Filialen in Deutschland teil. Die Mehreinnahmen spendet Penny dem Projekt Zukunftsbauer für den Erhalt familiengeführter Bauernhöfe im Alpenraum, heißt es auf der Homepage.

In Österreich sei bei der Rewe-Group laut einem Bericht der Presse derzeit keine ähnliche Aktion geplant.