2,6 Billionen Euro für die Klimawende
Von Martin Meyrath
Der weltweite Energieverbrauch fällt heuer aufgrund der Corona-Pandemie im Jahresvergleich um fünf Prozent. Das Vorjahresniveau wird laut der Internationalen Energieagentur (IEA) frühestens 2023 wieder erreicht, sofern die Pandemie im kommenden Jahr unter Kontrolle gebracht wird.
Die Emissionen sind heuer mit minus sieben Prozent sogar noch stärker rückläufig. Eine nachhaltige Entlastung des Klimas ist von der Corona-Krise trotzdem nicht zu erwarten, denn der Ausstoß wird mit der Wirtschaftsleistung wieder ansteigen.
Schwaches Wachstum sei keine geeignete Strategie zur Bekämpfung des Klimawandels, sondern führe nur zu Verarmung, warnte IEA-Vorsitzender Fatih Birol. Stattdessen seien Strukturreformen und der Ausbau weniger -intensiver Energiequellen nötig. Ändert sich nichts, würde alleine die Energiewirtschaft bis 2030 einen Temperaturanstieg von 1,65 Grad verantworten.
Weniger Öl und Kohle
Fossile Energieträger sind von dem Rückgang besonders stark getroffen. Die Nachfrage nach Erdöl geht heuer gemäß der Prognose um acht Prozent, die nach Kohle um sieben Prozent zurück. Bei Erdgas beträgt das Minus lediglich drei Prozent.
Während Gas in den kommenden Jahrzehnten eine wachsende Rolle spielen soll, schätzt die IEA, dass die Nachfrage nach Kohle nicht mehr auf das Vorkrisenniveau zurückkehren wird. Am stärksten ist der Rückgang in Europa und den USA. Bis zum Jahr 2040 könnte ihr Anteil am globalen Energiemix erstmals seit der industriellen Revolution unter der Marke von 20 Prozent liegen.
Die Prognose für Erdöl ist weniger eindeutig. Hier wird eine schwankende Nachfrage erwartet, das globale Fördermaximum könnte in den 2030ern erreicht werden. Darin widerspricht die IEA dem letzte Woche veröffentlichten World Oil Outlook der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC).
Diese erwartet aufgrund des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums, vor allem in China und Indien, einen Anstieg des weltweiten Ölbedarfs zumindest bis zum Jahr 2045.
Obwohl auch die Investitionen in erneuerbare Energien im Zuge der Corona-Pandemie gesunken sind, geht die IEA langfristig von einem starken Zuwachs aus. Insbesondere Wind- und Solarenergie prognostiziert die Agentur bis 2030 einen Zuwachs von jährlich zehn Prozent.
König Sonnenenergie
„Solarenergie wird der neue König des weltweiten Strommarktes. Nach heutigen Rahmenbedingungen wird Photovoltaik nach 2022 jedes Jahr einen Rekord bei neuen Kapazitäten aufstellen“, prognostizierte Birol. Die Technologie sei inzwischen so weit ausgereift, dass sie in den meisten Ländern billiger Energie liefere als Kohle und Gas. Insgesamt könnten 80 Prozent des bis 2030 zusätzlich erzeugten Stromes aus erneuerbaren Quellen stammen.
Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung wären zu diesem raschen Ausbau Investitionen in Energieeffizienz nötig. Ergänzt wird das Szenario durch Atomkraft, den vermehrten Einsatz von Wasserstoff als Energiespeicher und Techniken der CO2-Speicherung, damit dieses nicht in die Atmosphäre gelangt.
Auch die Stromnetze müssten ausgebaut werden, damit die Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Um die globalen CO2-Emissionen unter dem Niveau von 2019 zu halten, wären gemäß Berechnungen der IEA von 2021 bis 2023 jährlich Investitionen von einer Billion Dollar (850 Mrd. Euro) nötig.
Erdöl
Erdöl deckt derzeit 32 Prozent des weltweiten Energiebedarfs. Langfristig soll der Anteil sinken.
Kohle
Kohle deckt knapp 27 Prozent des weltweiten Energiebedarfs. Es wird ein Bedeutungsverlust erwartet.
Erdgas
Erdgas deckt derzeit 23 Prozent des weltweiten Energiebedarfs und soll in den kommenden Dekaden an Relevanz gewinnen.