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Dequalifizierung: Gut ausgebildet im völlig falschen Job

Der Mangel an Arbeitskräften im Allgemeinen und an Fachkräften im Speziellen wird in Österreich oft beklagt. Man könnte also meinen, dass top ausgebildete Krankenpfleger*innen von den Philippinen oder  IT-Techniker*innen aus Indien schnell und unkompliziert in den heimischen Arbeitsmarkt integriert werden. Doch die Realität sieht oft anders aus, wie die Studien des Forschungsteams rund um Elisabeth Scheibelhofer vom Institut für Soziologie an der Universität Wien zeigen. Denn nicht selten landen gut ausgebildete Menschen in unterqualifizierten Jobs. Also Hilfsarbeiter statt Führungskraft? 

„In der Sozialwissenschaft sprechen wir von Dequalifizierung, wenn Menschen unter ihren beruflichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, also ihren erworbenen Qualifikationen, arbeiten. Qualitative Studien  dazu sind bislang  spärlich“, meint Elisabeth Scheibelhofer. Warum das so ist, welche Mechanismen hinter der Ungleichbehandlung von Migrant*innen stecken, untersucht die Sozialwissenschafterin und ihr Team u. a. im Rahmen des Projekts „DeMiCo“. 

Als Basis der jüngsten Forschung werden nun umfangreiche Interviews mit Menschen mit Hochschulabschluss aus Zentral- und Osteuropa geführt, die in Wien  in unterqualifizierten Jobs arbeiten.  Anhand ihrer Lebensrealitäten sollen  die Aspekte und letztlich  wohl auch jene Muster aufgedeckt werden, die zu solchen Dequalifizierungsprozessen führen. 

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Mangelnde Wertschätzung

Warum wird etwa die jahrelange Berufserfahrung eines Bewerbers nicht entsprechend gewürdigt? Warum werden Hochschulabschlüsse oft erst nach einem langwierigen, bürokratischen Hürdenlauf anerkannt? Und weshalb wird nach wie vor so vehement auf deutsche Sprachkenntnisse gepocht, wo wir doch  längst in einer sprachlich äußerst diversen Welt leben? Vielfältige Fremdsprachenkenntnisse, wie sie Migrant*innen ja oft mitbringen, sollten da eigentlich einen hohen Wert haben? 

„Deshalb haben wir ebenso Akteur*innen und Vertreter*innen des Arbeitsmarktservice und der Wirtschaftskammer eingebunden, um die Handlungsfähigkeit der Migrant*innen auch in einem größeren institutionellen  Netz zu verstehen“, ergänzt Scheibelhofer und verweist auf erste Zwischenergebnisse. „Sie zeigen, dass neben strukturellen und institutionellen Rahmenbedingungen auch soziale Netzwerke, Deutschkenntnisse sowie Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen eine Rolle im Leben der von Dequalifizierung betroffenen Menschen spielen.“ Hinzu kommt oft die persönliche Situation von Migrant*innen, die es erfordert, schnell Geld zu verdienen, um die Kosten für das tägliche Leben zu stemmen. „Auch das ist ein Grund, weshalb Menschen, die vielleicht mal in leitender Position gearbeitet haben, einen minderen Job annehmen.“ 

Doch so ist man bereits in die Dequalifizierungsfalle getappt. Liegt die Frage auf der Hand, ob wir uns als Gesellschaft mit dieser Diskriminierung nicht selbst schaden. Ein Ziel der aktuellen Forschung ist daher, Menschen und Institutionen für diskriminierende Mechanismen zu sensibilisieren. Einen Beitrag dazu leistet auch der Podcast „Top ausgebildet – im ,falschen’ Job“, nachzuhören auf Radio Radieschen, 91.3 FM. 

radio-radieschen.at

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