Wellness

Veganes Bodybuilder-Paar bricht Klischees

Vegane Bodybuilder? Gibt's denn sowas? Ja, gibt es - und zwar gar nicht mal so wenige. In den USA hat sich ein Teil der veganen Bodybuilder-Szene der Gruppe Plant Build angeschlossen. Gegründet wurde diese 2012 von Giacomo Marchese und Dani Taylor. Bei veganer Pizza wurde damals aus dem Anliegen, der Welt zu beweisen, dass man für Muskelmasse kein Fleisch braucht, die Idee für den Verein geboren. Was vor über vier Jahren mit 14 Mitgliedern begann, ist mittlerweile zu einer 75 Mann und Frau starken Organisation geworden.

Kräftig mit "Körndelfutter"

Das Ziel der Gründer und Mitglieder ist dasselbe geblieben. "Indem wir mit gutem Beispiel vorangehen, wollen wir andere inspirieren auch vegan und stark zu werden", sagte Giacomo Marchese kürzlich im Interview mit dem Independant. Es sei vielfach bewiesen worden, dass veganer anderen Sportlern in puncto Ausdauer einiges voraus haben. Mit Plant Build wolle man in erster Linie gängige Mythen über Veganismus in Verbindung mit Leistungssport aufklären und gegen die immer noch stark vertretene Fleisch-Lobby im Sportbereich antreten.

Vor allem im Kraftsport- und Bodybuildingbereich ernähren sich tatsächlich immer mehr Sportler fleischlos oder sogar vegan. Patrik Baboumian, ein armenischer Kraftsportler, der seit 1986 in Deutschland lebt und bei den Strongman-Meisterschaften im August 2011 den Titel "Stärkster Mann Deutschlands" errang, lebt seit 2005 vegetarisch. Seit 2011 ist er Veganer. Unter dem Titel "Pflanzenfresser" wirbt er seit 2011 für die Tierrechtsorganisation Peta für vegane Ernährung. Auch viele Wrestler und Boxer verzichten auf tierische Produkte. Die deutsche Boxerin und sechsfache Deutsche Meisterin Elena Marie Walendzik ernährt sich vegetarisch, der US-amerikanische Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Mac Danzig lebt vegan. Im Lauf- und Radsport sowie Tennis, Triathlon und Basketball finden sich ebenfalls zahlreiche Beispiele.

"Jede Ernährungsform kann ungesund sein"

Die Gründe für die Entscheidung sich fleischlos zu ernähren sind bei Sportlern laut Marchese vielfältig. Ethische Gründe seien eine Komponente, Umweltfaktoren eine andere. Schließlich sei eine pflanzliche Ernährung in vielerlei Hinsicht gut für Sportler, da sie die Ausdauer und Qualität der Performance unterstützt. "Wir sind alle aus unterschiedlichen Gründen zum Veganismus gekommen, für uns gibt es keinen Weg zurück", so der US-Bodybuilder.

Kritikern treten die beiden mit schlagkräftigen Argumenten entgegen. "Jede Ernährungsform kann ungesund sein, wenn sie falsch ausgeführt wird." Eine gut geplante und durchdachte vegane Ernährung sei jedoch gesünder, als viele andere Ernährungsformen - und das sei mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, so Taylor.

Mehr Planung, mehr Essen

Bei der Umstellung auf eine vegane Lebensweise müsse man jedoch einiges beachten. "Der größte Fehler, den Veganer zu Beginn einer Ernährungsumstellung machen, ist, dass sie nicht genug essen", erklärt Taylor. Da pflanzliche Lebensmittel schneller vom Körper verarbeitet werden, muss man mehr davon essen, um lange satt zu bleiben. Anfangs würden daher viele über Hunger klagen, "da muss man sich schon etwas detaillierter mit der Ernährung auseinandersetzen." Das sei zwar gewöhnungsbedürftig, aber keinesfalls problematisch.

Wichtig ist auch eine gute Mischung an Lebensmitteln zu sich zu nehmen. Hülsenfrüchte liefern dabei Eiweiß, Gemüse, Früchte, Nüsse, Samen und Obst wichtige Nährstoffe und Mineralien.

Marchese zufolge sei Zeit letztendlich der wichtigste Faktor bei der Umstellung: "Wie bei jeder Ernährungsumstellung braucht es Zeit, bis man sich an die verfügbare Auswahl an Lebensmitteln gewöhnt hat." Man müsse sich einfach bewusst Zeit für die Veränderung nehmen. Angst vor Mangelerscheinungen bräuchte man dem Sportler zufolge keine haben: "Wir sind der lebende Beweis!"