Thema/WM2014

Wenn Schlagerstar Semino Rossi wie Pavarotti schreit

Leicht möglich, dass heute Abend für einige Frauen und andere Freunde der gefühlsbetonten Ballade eine kleine Welt zusammenbricht und alle dann im Chor ein Klagelied anstimmen: "Was hat der Fußball nur aus unserem Semino gemacht?"

Wenn Omar Ernesto Semino, hierzulande vor allem älteren Semestern besser bekannt als Semino Rossi, der argentinischen Nationalmannschaft beim Fußballspielen zusieht, dann ist er kaum wiederzuerkennen. "Da sollte mir keiner zu nahe kommen. Ich werde dann ein anderer Mensch", gesteht der argentinische Schlagerstar, der heute Abend für die Partie ArgentinienIran das WM-Studio des ORF beehrt.

Sobald sich Semino Rossi die Kugel gibt, ist vom besonnenen Barden, der mit leichten Liedern wie "Rot sind die Rosen" oder "Das Tor zum Himmel" die Herzen seiner Fans zum Schmelzen bringt, nicht mehr viel übrig. "Ich werde da immer sehr temperamentvoll. Normal sitz’ ich im Argentinien-Trikot vor dem Fernseher, und wenn ein Tor fällt, dann schreie ich wie Pavarotti."

Der Fußball ist die zweite große Liebe von Semino Rossi. In seiner Kindheit in Rosario, einer Industriestadt im Norden von Argentinien, aus der auch Freiheitskämpfer Ernesto Che Guevara und Lionel Messi stammen, drehte sich alles nur um den Ball. "Neun von zehn Kindern haben bei uns gespielt, der Fußball war eine Pflicht", berichtet der 52-Jährige. "Weil er auch der einzige Sport war, den wir uns damals leisten konnten. Ein Ball war schnell da, und dann sind wir eben raus auf die Straße und haben den ganzen Tag gekickt."

Nachwuchscup

Zwischen den Konzerten und Studioaufnahmen ist Semino Rossi heute noch gerne selbst am Ball. "Ich habe jetzt zwar nicht mehr die Figur eines Fußballers, aber ich kann gut schießen", erzählt der Schlagerstar. Und weil ihm der Fußball und die Jugend ein so großes Anliegen sind, hat er nun kurzerhand auch ein eigenes Turnier ins Leben gerufen – am kommenden Wochenende (28., 29. Juni) erlebt der "1. Semino-Rossi-Nachwuchs-Cup" in Mils in Tirol, dem Wohnort des Sängers, seine Premiere. "Es ist wichtig, etwas für die Jugend zu tun. Der Sport und die Musik bringen die Menschen zusammen", sagt Rossi. Und: "Ski fahren kann hier in Tirol ja sowieso jeder, deshalb das Fußballturnier."

Daheim in Argentinien werden dagegen die Kicker wie Heilige verehrt. "Messi und Maradona haben in unserem Land wahrscheinlich einen noch höheren Stellenwert als unser Papst", sagt der Schlagerstar. Die Begeisterung eint die Argentinier mit dem großen Bruder und Rivalen Brasilien. "Sie wünschen uns das Schlechteste, wir wollen, dass die Brasilianer so früh als möglich ausscheiden", erklärt Rossi.

Richtig turbulent und emotional könnte es im Hause Rossi bei dieser WM in der K.-o.-Phase werden. Dann, wenn Argentinien auf Italien treffen sollte, das Heimatland seiner Frau. "Das gibt Problemas, Problemas", fürchtet Rossi, "da muss sie dann in der Küche schauen."