Thema/suedosteuropa

KURIER-Familie unterstützte 332 Familien

Im Garten von Mara Pupcevic blühen die Apfelbäume. Vögel zwitschern, und ein Kätzchen rekelt sich in der Frühlingssonne. "Stellen Sie sich vor, Ihr ganzes Leben schwimmt einfach weg", sagt Pupcevic. Es ist schwer vorstellbar, dass dieser Garten in Samac, im Nordosten von Bosnien-Herzegowina, vor einem Jahr komplett unter Wasser stand und dass die Einwohner dieser Region mit Helikopter und Booten evakuiert werden mussten.

Am 13. Mai 2014 begannen in Bosnien-Herzegowina und Serbien die Regenfälle, die zu den heftigsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten führen sollten. Meterhoch stand die Region unter Wasser. Die Folge: Zerstörte Häuser, zerstörte Straßen, zerstörte Existenzen.

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Nicht nur die Regierung und Rettungsorganisationen im eigenen Land, auch in den Nachbarländern wurden die Menschen aktiv. Der KURIER hat gemeinsam mit seinen Partnern – dem Roten Kreuz, der Caritas und der Raiffeisenbank – über den gemeinnützigen Verein KURIER AID AUSTRIA geholfen, dass Menschen wieder in trockene Häuser ziehen konnten. Zusammen mit Großspendern haben KURIER-Leser die Balkan-Region mit knapp 532.000 Euro unterstützt. 332 Haushalten wurde dadurch geholfen. Gebäude konnten somit wieder aufgebaut, neue Nutztiere, Tierfutter und Erntesamen gekauft werden.

Zusätzlich wurde mit dem Geld eine Winterhilfe organisiert. Denn viele der sozial schwachen Haushalte mussten ihr ganzes Erspartes in die notwendigen Reparaturen investieren. Ihnen standen kaum zusätzliche Mittel für Öfen oder Brennholz für den Winter zur Verfügung. Doch bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt ist ein warmes Zimmer überlebensnotwendig. Mit den Spendengeldern erhielten 1000 Familien aus elf zentral- und westserbischen Gemeinden Holzbriketts. 62 weitere Familien wurden mit Öfen ausgestattet und 1599 Familien erhielten über die Wintermonate Unterstützung in Form von Gutscheinen und Lebensmitteln.

Unter Wasser

Auch Familie Rankovic wurde durch KAA beim Wiederaufbau unterstützt. Vor der Hochwasserkatastrophe lebten Dusan und Milica Rankovic gemeinsam mit ihren zwei Kindern in einem Einfamilienhaus in der Gemeinde Sabac (Serbien). Großmutter Zora bewohnte ein eigenes Haus auf demselben Grundstück. In fünf Glashäusern baute sie Gurken, Zwiebeln, Paprika und Kraut an. Der Gemüseverkauf brachte ihnen ein sicheres Einkommen zwischen April und Oktober. Aufgebessert wurden die Einkünfte durch die Pension der Großmutter. Das sind zusätzliche 60 Euro.

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Das gesamte Grundstück der Rankovics wurde durch das Hochwasser zerstört. Im Boden des Haupthauses bildeten sich Risse. 1,8 Hektar fruchtbarer Boden standen unter Wasser. Das teilweise erntereife Gemüse wurde davongeschwemmt.

Von der Regierung erhielt die Familie keinerlei Unterstützung, weil das Haus der Großmutter lediglich als Zusatzgebäude bewertet wurde und im Haupthaus außer an den Böden und im Hinterhof keine nennenswerten Schäden entstanden waren.

Mit dem Geld von KAA konnte die Caritas der Familie Lebensmittelpakete, Hygieneprodukte sowie ein Trockengerät und nach der Trockenlegung Baumaterialien zur Verfügung stellen. Mittlerweile ist das Haus der Großmutter komplett renoviert, enthält auch ein Badezimmer und sogar eine Waschmaschine.

"Schon wieder"

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Auch Micic und Smilja Liubisa aus Bosnien haben dank KAA wieder ein bisschen Hoffnung schöpfen können. Eigentlich haben sie gedacht, das Schlimmste in ihrem Leben bereits hinter sich zu haben: "Erst haben wir im Krieg alles verloren und mussten unser Haus verlassen." Das Ehepaar kommt aus Grebnice, einem Dorf, durch das die Frontlinie während des Krieges mitten hindurchführte. "Nach vielen Jahren im Exil sind wir zurückgekehrt, haben langsam wieder alles aufgebaut", erzählt Micic Liubisa. Die beiden leben von knapp 100 Euro im Monat. Der Mann flicht Weidenkörbe, um das Einkommen aufzubessern. Seine Frau kümmert sich um den Garten.

Als letztes Jahr die Überschwemmung kam, stand das Ehepaar erneut vor dem Nichts. Die Flut zerstörte die gesamte Ernte. Die Hühner und Schweine haben die Katastrophe nicht überlebt. Mitarbeiter des Roten Kreuz halfen, das Haus winterfest zu machen und die Familie so mit Nahrungsmitteln zu versorgen, dass sie über die Runden kommen würden. Im Frühjahr wurden sie mit neuem Saatgut ausgestattet und junge Hühner sowie Schweine gekauft.

Ein Land atmet auf

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Wolfgang Klug ist als Rot-Kreuz-Helfer seit mehreren Jahren in Katastrophengebieten unterwegs. "Das Schlimme bei dieser Katastrophe: Das Wasser stand innerhalb von Minuten fast bis zur Decke – und blieb oft 20 Tage." Als das Wasser zurückging, blieb eine Schlammschicht. Nicht nur die Räume, auch die Hausmauern waren von der Nässe zerstört. Ein Erlebnis berührte Klug besonders: "Ich habe auf der Straße einen jungen Mann getroffen, der Audiokassetten und Briefe in der Sonne trocknete. Das sei das wichtigste, erzählte er. Das könne er nicht wieder bekommen."
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Caritas-Mitarbeiterin Birgit Ertl hat die betroffenen Gebiete vor wenigen Tagen noch einmal besucht: "Das ganze Land scheint aufzuatmen. Es herrscht endlich das Gefühl: Es ist vorbei, wir haben es überwunden."

Bäume blühen, die Samen am Feld treiben wieder aus. Ertl: "Es ist, als würde die schlechte Erinnerung von den jungen Pflanzen überwuchert werden."

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Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding für Wien und Niederösterreich: „Hilfe leisten, wo sie dringend gebraucht wird – das ist ein wesentlicher Grundsatz der Raiffeisen-Organisation. Nach der verheerenden Flut in Südosteuropa war es für uns selbstverständlich, die Kräfte in der Raiffeisen-Familie zu bündeln und KURIER AID AUSTRIA als Partner zu unterstützen. Mehr als eine halbe Million Euro konnte für die KURIER AID AUSTRIA-Projekte, die sich auf die Wiederherstellung des Wohnraums, den Wiederaufbau der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und die Sicherung der Versorgung konzentrierten, gesammelt werden. In Österreich wissen wir ganz genau, wie dramatisch die Folgen eines Hochwassers sein können. Ich danke allen Spendern und vor allem den KURIER-Lesern für Ihre Spendenbereitschaft, ihr Mitgefühl und ihre Solidarität.“
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Michael Landau, Präsident Caritas Österreich: „Ein Jahr ist seit der Katastrophe in Bosnien und Serbien vergangen. Die Menschen hatten alles verloren. Aber die Solidarität war beeindruckend! Die Hilfe ist angekommen und hat Hoffnung gegeben und Leben verändert. Gleichzeitig ist eine große Dankbarkeit bei der Bevölkerung im Land spürbar – die Menschen sind zusammengerückt und konnten wieder einmal feststellen, dass Österreich sie in guter nachbarschaftlichen Tradition nicht alleine lässt. Uns ist es wichtig, dass die Menschen nicht auf Dauer von Hilfe abhängig sind, sondern dass sie wieder auf eigenen Beinen stehen können. Durch die große Solidarität der Österreicher ist es gelungen, beim Neustart vieler Menschen mitzuhelfen. Danke an alle Spenderinnen und Spender, die diese Hilfe möglich gemacht haben.“
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Michael Opriesnig, stv. Generalsekretär des Öst. Roten Kreuz: „Die Unterstützung der österreichischen Bevölkerung für die Menschen am Balkan war überwältigend. Zahlreiche Firmen und Privatpersonen haben gespendet und den Wiederaufbau vorangetrieben. Die Familien im Katastrophengebiet waren verzweifelt. Die Österreicher haben sie nicht im Stich gelassen, sondern im Sinne der Menschlichkeit gehandelt. In Bosnien hat das Rote Kreuz – unterstützt vom KURIER – mehr als 1300 Familien beim Wiederaufbau helfen können. Außerdem haben wir erfahrene Katastrophenhilfe-Experten entsandt, die mitgeholfen haben, die Hilfsmaßnahmen zu koordinieren. Viele Menschen habe durch das Hochwasser alles verloren. Wir konnten ihnen helfen, den materiellen Schaden zu ersetzen und ihnen somit wieder Hoffnung gegeben.“e Menschen habe durch das Hochwasser alles verloren. Wir konnten ihnen helfen, den materiellen Schaden zu ersetzen und ihnen somit wieder Hoffnung gegeben.“
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Sebastian Kurz, Außenminister der Republik Österreich: „Die Flutkatastrophe in Bosnien-Herzegowina und Serbien vor einem Jahr hat hunderttausende Menschen betroffen und große Zerstörungen angerichtet. Als Soforthilfe stellte die österreichische Bundesregierung 1,3 Mio. Euro zur Verfügung. Das österreichische Bundesheer, Feuerwehrleute sowie zahlreiche private Vereine und NGOs waren unter den Ersten, die geholfen haben. Ganz besonders freut es mich, dass viele Österreicher ihre große Solidarität für unsere Nachbarn gezeigt haben. Mit den Spenden haben Sie einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau geleistet: Drei Millionen Liter Trinkwasser wurden aufbereitet, die Ernte wurde sichergestellt, Häuser wieder aufgebaut und große Teile der Verkehrsinfrastruktur instand gesetzt.“
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Insgesamt wurden über den gemeinnützigen Verein KURIER AID AUSTRIA 531.866,97 Euro an die Hochwasseropfer in der Balkan-Region gespendet. Mit dem Geld konnten Familien in den betroffenen Regionen unterstützt werden. Sie bekamen Baumaterialien und Dienstleistungen für Reparaturarbeiten im Wert von bis zu 1000 Euro, sowie Geld für Nutztiere und Tierfutter, ebenfalls bis zu 1000 Euro. Einige Familien wurden zusätzlich mit einem Winternothilfepaket unterstützt. Etwa die Hälfte des Geldes kam von Privatspendern, die andere von folgenden Großspendern :

Raiffeisen Holding NÖ-Wien
Raiffeisen Ware Austria AG
AGRANA Beteiligungs-AG
Raiffeisen Zentralbank AG
Leipnik-Lundenburger Invest
Beteiligungs AG
Gewerkschaft Bau-Holz
Landesinnung Bau Wien
IAG Industrie
Automatisierungsges.m.b.H.
Fachverband Bauindustrie
Bundesinnung Bau
Industriellenvereinigung
wondfonds_wien
Kallco Development GmbH
AGRANA Mitarbeiter
FiNUM.Private Finance AG
bellaflora Gartencenter GmbH
Mach Holding Gesellschaft
Ing. Gunter Lach GmbH
Raiffeisen Mitarbeiter
Friederike Bamberger

Ich kann an dieser Stelle nur Danke sagen. Danke allen Spendern, den Unternehmen und den vielen Leserinnen und Lesern des KURIER, die sofort mitgemacht haben, als wir nach der Flutkatastrophe aufgerufen haben, den Opfern am Balkan zu helfen.

Danke aber auch der Caritas und dem Roten Kreuz mit all den professionellen Helfern, die dafür gesorgt haben, dass das Geld dort ankommt, wo es dringend gebraucht wurde. Ich selbst war im Oktober 2014 mit einer Delegation von Außenminister Sebastian Kurz beim serbischen Ministerpräsidenten Aleksandar Vučić. Er versicherte, dass die Bevölkerung über die schnelle und spontane Hilfe der Österreicher informiert sei. Das bekamen wir bestätigt, als wir einige Familien besuchten, die mit der Sanierung ihrer Häuser bereits begonnen hatten. Und das verbliebene Geld soll für Maßnahmen verwendet werden, die künftige Überflutungen verhindern sollen. Nachhaltige Hilfe. Danke.