Thema/suedosteuropa

Drei Monate im Hochwassereinsatz

Als 78 Soldaten der ABC-Abwehrschule am 27. Mai für einen Hochwassereinsatz in Bosnien alarmiert wurden, hatten die meisten nicht einmal Zeit, sich von ihren Familien zu verabschieden. Und sie wussten auch nicht, wie lange es dauern wird, bis sie wieder heimkommen. Am Dienstag waren sie wieder da, und traten zur Ordensverleihung in der Korneuburger Dabsch-Kaserne an. Dafür war diesmal nicht nur Verteidigungsminister Gerald Klug erschienen, sondern unüblicherweise auch Kanzler Werner Faymann.

Heulendes Elend

Sie waren in der nordbosnischen Stadt Orašje mit heulendem Elend konfrontiert. Überflutungen bis zum Horizont durch eine braune Giftbrühe – drinnen Zigtausende Menschen in kontaminierten Ruinen ohne Trinkwasser. Deshalb kam der Trinkwasseraufbereitungsanlage der Korneuburger ABC-Spezialisten (Abwehr atomarer, biologischer und chemischer Kampfstoffe) eine entscheidende Bedeutung zu. Denn ohne Trinkwasser braucht man über Aufräumarbeiten gar nicht nachzudenken.

In insgesamt 56 Einsatztagen haben sie 3,2 Millionen Liter Trinkwasser produziert. Und zwar in einer Qualität, die den österreichischen Normen entspricht. Kontingentskommandant Major Franz Fraiss verweist aber auch auf das ausgefeilte Zustell-System, das seine Truppe entwickelt hat. Nicht nur zentrale Verteilerstellen in Gemeinden wurden befüllt. Fraiss: "Auch beispielsweise der alte Mann, der ohne Auto und ohne Pferd in seiner verschlammten Hütte gesessen ist, konnte versorgt werden." 26 Orte wurden durch die Österreicher beliefert, 10.000 Kilometer Transportwege wurden zurückgelegt.

Zentrale Bedeutung erlangte das Feldlabor der Veterinärärztin Katharina Faukal. Sie kann Wassergüte in Behördenqualität prüfen. Dieses Feldlabor ist das einzige seiner Art bei den internationalen Katastrophenschutzeinheiten. Und so fiel Faukal die Rolle der "obersten Wasserbehörde" zu. Erst, wenn sie grünes Licht gegeben hatte, wurden Trinkwassernetze der Gemeinden und Brunnen wieder freigegeben.

Vollschutz

Auch für die Desinfektion von Gebäuden hatten die Österreicher die richtige Ausrüstung und Ausbildung. Denn sämtliche Gebäude waren durch die Mischung aus Wasser, Fäkalien, Öl und Industriemüll unbenutzbar. Dazu kam extrem gesundheitsgefährlicher Schimmelbefall, der sogar die Säuberung gesundheitsgefährlich machte. Mit Atemschutz, Vollschutzanzügen und viel Chemie machten die ABC-Abwehrspezialisten Kindergärten, Schulen, Gemeindeämter und ein Flüchtlingslager benutzbar – und das bei Temperaturen von 38 Grad.

Major Fraiss ist stolz auf seine Truppe: Kein einziger Soldat musste repatriiert werden. Frais: "Natürlich ist es für die Familien eine schwere Belastung, wenn der Ehemann und Vater plötzlich für längere Zeit weg ist. Aber wir haben hier halt die ideale Form von Soldatenfamilien."

Minister Klug kündigte an, das Erfolgskonzept der ABC-Abwehrschule ausbauen zu wollen. Klug: "Wir werden sie gemeinsam mit den Nachbarstaaten als regionale EU-Kooperation weiterentwickeln."

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