Thema/suedosteuropa

Rettendes Wasser vom Heer

Millionen betroffene Menschen, Dutzende Tote, 100.000 unbewohnbare Häuser, vernichtete Ernten, verseuchtes Wasser: Die Bilanz des Hochwassers, das weite Teile Bosniens und Serbiens überschwemmte, ist verheerend.

Doch die Hilfe aus Österreich zeigt bereits erste Erfolge: Mit vereinten Kräften konnten das Österreichische Bundesheer und die Feuerwehren die Seuchengefahr im Distrikt Orašje in Nordost-Bosnien maßgeblich eindämmen.

KURIER-Lokalaugenschein: Am Stadtrand von Orašje haben vier Feuerwehrmänner aus Laa/Thaya und Poysdorf schwere Hochleistungspumpen in Stellung gebracht. Sie gehören zu jenem hundert Mann starken Feuerwehrkontingent, das in der Lage ist, pro Stunde 1,5 Millionen Liter Wasser abzupumpen. Sie sind die echten Idealisten: Jeder von ihnen hat Urlaub genommen und ist unbezahlt hier.

Sie pumpen eine Giftbrühe, die von Tierkadavern und Hauskläranlagen verseucht ist. "Nicht zu nahe rangehen," warnt Oberbrandinspektor Uwe Winkler aus Laa. Beim Kontakt mit diesem Wasser habe ein Kamerad sofort einen Hautausschlag davongetragen.

Während die Feuerwehrleute vergiftetes Wasser wegschaffen, schaffen ein paar Hundert Meter weiter Bundesheersoldaten reinstes Trinkwasser heran.

Chemiefabrik

Es ist eine mobile Chemiefabrik mit 72 Mann, 31 Fahrzeugen und 170 Tonnen Ausrüstung, die Major Franz Raiss gleich neben dem EU-Koordinierungszentrum im Sportstadion von Orašje eingerichtet hat. Die Männer sind müde. Sie haben in Rekordzeit die Anlage aufgebaut. Denn als sie ankamen, sahen sie die Gefahr. Raiss: "Die Menschen hier holten sich immer mehr das Wasser aus dem dreckigen Savefluss oder aus den verschmutzen Leitungen."

Das müssen sie jetzt nicht mehr. Mit ihren drei Wasseraufbereitungsgruppen mit je einer chemischen und einer physikalischen Trinkwasseraufbereitungsanlage produzieren die österreichischen Soldaten täglich 240.000 Liter Wasser und können damit rund 50.000 Menschen versorgen. Da in der Region nur 25.000 Menschen leben, bleibt auch Wasser für die Kühe und Ziegen der Bauern über. Auch sie würden sterben, wenn sie aus der Kloake trinken.

Das Wasser wurde nach österreichischen Hygiene- und Lebensmittelstandards geprüft und freigegeben. Der österreichische Botschafter in Sarajewo, Martin Pammer, trank vor laufenden Kameras eine Kostprobe, um den Menschen zu signalisieren, dass es trinkbar ist.

Minengefahr

In Orašje sind außer den Österreichern noch zivile Teams aus Deutschland, Schweden, Frankreich Belgien und Dänemark. Die Österreicher sind diesen Teams höchst willkommen. Denn sie sind die einzigen Militärs in der Runde, und deshalb haben sie auch Entminungsexperten dabei. Ausgeschwemmte Minen aus dem Krieg sind hier eine reale Gefahr. Die Österreicher werden diesbezüglich von den internationalen Kollegen oft um Rat gefragt. Und manchmal werden sie auch gebeten, Lagerplätze, Wasserentnahmestellen und Verbindungswege minenfrei zu machen.

Die Aktion KURIER AID AUSTRIA unterstützt ihre Partner – Rotes Kreuz und Caritas mit Raiffeisen, UNIQA und der österreichischen Bauwirtschaft – beim Wiederaufbau in Südosteuropa. Spenden werden dringend benötigt.

Als Ersthelfer des Roten Kreuzes ist der Hygieneexperte Werner Luttenberger vor Ort. Er ist in Tuzla stationiert, und betreut mit seinen Kollegen die Hotspots von Domaljevac und Orašje. Luttenberger kennt die Katastrophenregion detailliert und weiß, was die Menschen wirklich brauchen.

Sein Befund: „Trinkwasserflaschen werden nicht mehr benötigt. Es steht inzwischen genug Trinkwasser durch Aufbereitungsanlagen zur Verfügung – auch Dank des Österreichischen Bundesheeres.“ Auch Bekleidung würde nicht mehr benötigt. Vordringlich sei aber nun die Beschaffung von Reinigungsmitteln und Reinigungsgeräten. Gesucht sind auch große Mengen an Gummistiefeln und Wathosen.

Mit den Spendengeldern werden von den Kollegen der regionalen Rot-Kreuz-Organisation die Güter im Land gekauft und verteilt. Das erspart Transportkosten, und belebt die regionale Wirtschaft. Und vor allem wird dadurch verhindert, dass Spendengelder in den Kanälen der leider allgegenwärtigen Mafia-Strukturen versickern. Nach Abschluss der Ersthilfe plant das Rote Kreuz eine Langzeithilfe.

Ein eigenes Hilfskonto für die Betroffenen wurde eingerichtet:
Raiffeisenbank International AG
IBAN: AT92 3100 0001 0403 6315
BIC: RZBAATWW
Kennwort: Südosteuropa

Gemeinnütziger Verein KURIER AID AUSTRIA (KAA) ist ein gemeinnütziger Verein für nationale und internationale Hilfsaktionen, der am 10. Februar 2005 in Zusammenarbeit des KURIER mit der Bundesinnung Bau, dem Roten Kreuz, dem Raiffeisenverband sowie der UNIQA gegründet wurde.

1. Projekt: TsunamiAnlass für die Gründung war der Tsunami im Indischen Ozean im Dezember 2004, der rund 231.000 Menschen das Leben kostete. Insgesamt konnten 11.5 Millionen Euro für den Wiederaufbau zusammengetragen werden.

Lernhäuser Im März 2011 verlagerte sich der Schwerpunkt auf akute Probleme im Inland – wie zum Beispiel der Aktion Lernhaus. Kinder und Jugendliche werden unterstützt.