Leben/Mode & Beauty

Die Kunst, das richtige Parfum zu finden

Herr Divjak, welchen Duft tragen Sie heute?

Paul Divjak: "Memories Of Water", eine Eigenkomposition, die ich ursprünglich für eine Duftinstallation zur Eröffnung von Gilgi Guggenheims "Museum der Leere" in St. Gallen komponiert habe. Da trifft Iris auf Lorbeer und vermengt sich mit Ysop: Ein grünes Flüstern in der Nase ...

Sie rufen in Ihrem Essay "Der Geruch der Welt" zu einem neuen olfaktorischen Bewusstsein auf.

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Ja, denn wir leben in einer vom Visuellen geprägten Kultur. Akustischen Phänomenen gilt schon weit weniger Aufmerksamkeit. Geht es aber ums Olfaktorische haben wir es überhaupt mit einem nachgereihten Sinn zu tun: Uns fehlen oftmals schlichtweg die Worte für die auf uns einströmenden Geruchsinformationen – wenn wir sie denn überhaupt wahrnehmen. "Der Geruch der Welt" ist eine Art Plädoyer für die Rückbesinnung auf unsere Nasen.

Was macht die Faszination eines Duftes aus?

Gerüche sind wirkmächtig, sie laden die sie umgebende Atmosphäre zum Tanz der Moleküle. Diese faszinierenden Phänomene haben das Potenzial sich direkt in unserem limbischen System zu verankern. Was für eine Freude, mit Worten und Düften Möglichkeiten zu erkunden, die Sinne und das Denken anzuregen!

Worin besteht der Unterschied zwischen Duft und Geruch?

Der Geruch der Welt besteht aus einer Gesamtheit von Gerüchen, deren Geruchsqualität vielfältig ist und – abhängig von kulturellen Übereinkünften und individuellem Geschmack – verschieden interpretiert wird. Unter Düften hingegen verstehen wir im Allgemeinen kulturgeschichtlich tradierte Wohlgerüche. Vom 3000 Jahre alten Hohelied des König Salomon bis zum heutigen Duftblog: Die Botschaften, Wirkweisen und das Verführungspotenzial erlesener Aromen beschäftigen die Menschheit. Die meisten Düfte verkaufen auch ein Image, als würde das Dufterlebnis allein nicht mehr ausreichen. In Zeiten, in denen jedes Modelabel ein eigenes Parfum auf den Markt bringt, erfüllen das Image und die Testimonials mehrere Zwecke, unter anderem geben sie dem Konzern ein wiedererkennbares Gesicht.

Wäre es dann nicht besser, einen Duft mit geschlossenen Augen auszusuchen?

Eine gute Idee: Duftverkostungen als wörtlich genommenes Blind-Date. Keine Verpackung, kein Name – nur ein unbekanntes Bouquet ...

Haben Sie einen Rat, wie man den für sich passenden Duft findet?

Hier bewährt sich, wie so oft, eine bekannte heuristische Methode: die des Ausprobierens. Das Beste aber ist mitunter, wenn einem ein Duft "zufällig begegnet". Was macht die Qualität eines Parfums aus?Die Stimmigkeit der Komposition, die wohltemperierte Hochzeit der Aromen mit der Hautoberfläche. Und nicht zuletzt – hier sind die Nasen und das Feingefühl der KonsumentInnen gefragt – die Kunst der richtigen Dosierung.

Was ist der schönste Duft, den Sie je gerochen haben?

Weihrauch aus dem Oman, Frangipani aus Thailand, Speick aus den Alpen, der Geruch der Kindheit – und der eines geliebten Menschen.

www.pauldivjak.com

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