Thomas Schubert: "Ich hatte großes Glück"
Es war ein Samstagnachmittag vor vier Jahren, an dem sich Thomas Schuberts Leben ändern sollte. Weil ihm zu Hause langweilig war, begleitete der damals 17-jährige AHS-Schüler seinen Freund zu einem Casting. Schauspieler Karl Markovics suchte einen Hauptdarsteller für sein Regiedebüt "Atmen". Schubert ließ sich auch einen Text geben, sprach vor und kam in die nächste Runde. Am Ende hat er sich gegen 300 Kandidaten durchgesetzt. "Ich hatte großes Glück, dass sich Markovics getraut hat, einen Laien zu nehmen. Es gibt viele wie mich, die sich das so nie zugetraut hätten", sagt er im Rückblick über seinen Entdecker. Dieser war von Anfang an überzeugt. "Er ist das größte Talent, dem ich in meinem Leben je gegenübergestanden bin", sagt Markovics über Schubert.
Seit zwei Wochen wohnt er im siebten Bezirk – er ist von zu Hause ausgezogen. "Ich wollte in eine Gegend, wo mehr los ist. Hier entdecke ich jeden Tag neue Lokale. Für Dates ist das auch ganz gut." Bei seinen Eltern in der Donaustadt – der Vater ist Zahntechniker, die Mutter Lehrerin – wuchs er "sehr behütet" auf, so Schubert. Während seine jüngere Schwester noch daheim wohnt, ist sein älterer Bruder ebenfalls ausgezogen. Als Kinder haben die beiden Filme nachgespielt – "Mein Bruder war Batman und ich war Robin". Später zeigte er ihm Arthousefilme. "Ich habe so viel von ihm gelernt – von Musik, Filmen bis zu der Art, wie ich heute bin." In der Schule, so Schubert, fühlte er sich anders als die anderen. "Ich hatte nie so dieses Zugehörigkeitsgefühl." Mit 16 sah er begeistert Stanley Kubricks Film "2001: Odyssee im Weltraum" "Kein Mensch wollte sich diese Filme mit mir anschauen." Obwohl es für ihn im Nachhinein offensichtlich ist, dass er immer schon schauspielern wollte, war er in der Schulzeit lange ohne Plan und auf der Suche nach Identität.
Während des Gesprächs schweift Schuberts Blick ab, er fährt sich mit der Hand in den Nacken. Dabei fokussiert sich sein Blick auf einen jungen Mann, der gebückt humpelt und die Gäste des Cafés anbettelt – als er vorbeigeht, fragt er ihn, ob alles okay ist.
Experimente
Unter Schuberts blauem T-Shirt blitzt eine Tätowierung hervor. Er zieht den Kragen nach unten und zeigt ein Mandala her. Er hat es sich vor einem Jahr stechen lassen. "Es steht für Resonanz und Ausstrahlung."