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Wengen-Sieger Vincent Kriechmayr: "Ich verstehe die Behörden"

Vincent Kriechmayr gewann am Samstag zum zweiten Mal nach 2019 die Lauberhorn-Abfahrt in Wengen. Zuvor hatte er eine Corona-Infektion überstanden und war verspätet und ohne Training in die Schweiz angereist. Nach dem Rennen stand er für ein Interview zur Verfügung:

War das ein besonderer Sieg für Ihre Sammlung?

Vincent Kriechmayr: Für uns Österreicher ist das nach Kitzbühel das wichtigste Abfahrtsrennen. Mit dem habe ich nicht gerechnet, aber es ist ein unglaublicher Moment gerade.

War es ein Vorteil, dass Sie die frischesten Beine hatten?

Ich war trotzdem blau, muss ich sagen. Ich habe mein Bestes gegeben. Man hat bei den letzten Rennen gesehen, wenn du nicht komplett am Limit bist, dann wirst du nichts gewinnen. Ich habe heute versucht, mit der 'Jetzt erst recht'-Mentalität alles zu zeigen, was ich draufhabe. Dass das so aufgeht, ist ein Wahnsinn.

Hätte Ihnen das auch an einem anderen Ort gelingen können ohne Trainingslauf?

Von Marco Odermatt vielleicht einmal abgesehen, ist Erfahrung für jeden wichtig. Bei den Klassikern ist der Charakter jedes Jahr gleich. Ob das Tor einen Meter weiter links oder rechts steht, ist jetzt nicht entscheidend. Da hilft die Erfahrung natürlich, ich bin da schon so oft runtergefahren.

Wie schwer waren die letzten Tage für Sie?

 Es gibt viele Österreicherinnen und Österreicher, denen es gleich gegangen ist wie mir, die in Quarantäne gesessen sind. Viele davon haben wichtigere Ereignisse in ihrem Leben verpasst als da herunter fahren mit zwei Brettln unter den Füßen. Natürlich wäre es mir recht gewesen, wenn ich früher rausgekommen wäre aus der Quarantäne. Aber ich verstehe die Behörden und ich finde es gut, dass sie bei mir keine Ausnahme gemacht haben. Dass ich dann die Möglichkeit gekriegt habe, da zu fahren, ist natürlich eine super Geschichte gewesen. Ich habe es ja nicht entschieden, dass ich fahren darf, das haben andere.

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Wie haben Sie die gemischten Reaktionen darauf wahrgenommen?

Das Publikum ist immer sehr fair. Vor dieser Kulisse zu fahren, ist schon speziell. Natürlich gibt es viele kritische Stimmen, ich verstehe die Diskussionen um meine Person. Aber mir war nur wichtig, was die anderen Athleten zu meiner Situation gesagt haben. Alle haben gesagt, sie verstehen meine Situation. Sie finden es gut, dass ich am Start bin, das ist eine Entscheidung für den Athleten. Die Meinung von meinen Kollegen ist mir wesentlich wichtiger als andere Stimmen, die zu mir gelangen. Ich bin sehr dankbar dafür.

Haben Sie den Sturz Ihrer Freundin Michaela Heider in Zauchensee mitbekommen?

Den habe ich natürlich am Start mitgekriegt. Aber ich habe gleich gehört, dass sie mit den Ski runtergefahren ist. Dann habe ich mich konzentrieren müssen. Es geht ihr gut, habe ich gehört. Das ist für mich das Wichtigste am heutigen Tag.