ÖSV-Pechvogel Jan Hörl: "Warum erwischt es immer mich?"
Von Christoph Geiler
Wenn auf jemanden die Bezeichnung Pechvogel zutrifft, dann ist das wohl Jan Hörl. Der Salzburger hat in den ersten vier Wochen dieser Saison Sachen erlebt, die anderen Skispringern während einer gesamten Laufbahn nicht widerfahren.
Es begann damit, dass er beim Saisonauftakt in Wisla aus der Wertung genommen wurde, weil er sich auf dem Zitterbalken zu lange Zeit gelassen hatte. Das setzte sich fort mit der Disqualifikation beim Weltcup in Nischnij Tagil wegen eines unerlaubten Sprunganzugs. Dass er dann 24 Stunden später auch noch einen positiven Corona-Test ablieferte, machte sein Dilemma endgültig perfekt.
Man fragte sich schon, welches Unglück den armen Jan Hörl wohl als Nächstes heimsuchen würde.
„Das war ein sehr turbulenter Start und für mich persönlich eine schwierige Situation“, erzählt der 22-Jährige. „Natürlich habe ich mich gefragt, warum erwischt es gerade immer mich.“
Umweg
Mittlerweile kann Hörl über seine Missgeschicke schon wieder schmunzeln, denn sie haben den Pongauer keineswegs aus der Bahn geworfen, wie manche schon befürchtet hatten. Sein elfter Platz beim Tourneestart in Oberstdorf beweist, dass all diese Pannen keine Spuren hinterlassen haben.
„Das war ein harter Weg, den ich gegangen bin. Dieser elfte Platz war erkämpft“, erklärte Hörl. Denn als Konsequenz auf seinen kapitalen Fehlstart in den Winter wurde der Salzburger aus dem Weltcupaufgebot gestrichen und von Chefcoach Andreas Widhölzl in den Kontinentalcup degradiert. Nicht ohne Hintergedanken: Denn Hörl sollte sich in der zweiten Kategorie Selbstvertrauen und so nebenbei Österreich einen zusätzlichen Startplatz für die Tournee holen.
Überraschungsmann
„Ich finde es cool, dass er die Herausforderung angenommen und diese Chance dann auch genützt hat“, sagte Widhölzl, nachdem Jan Hörl mit zwei Kontinentalcupsiegen sämtliche Vorgaben seiner Betreuer erfüllte und über den Kontinentalcup noch ins siebenköpfige österreichische Aufgebot für die Vierschanzentournee sprang.
Ohnehin hält man beim ÖSV große Stücke auf den Jüngsten im Team, der vor dem Neujahrsspringen in Garmisch nach Stefan Kraft (6.) und Philipp Aschenwald (8.) der drittbeste Österreicher bei dieser Tournee ist. „Der Jan ist immer für eine Überraschung gut“, versichert Andreas Widhölzl.
Und das in jeglicher Hinsicht. Die Trainer staunen noch heute über seinen Trainingssprung am Bergisel, wo er erst nach 144 Metern landete - der Schanzenrekord liegt wohlgemerkt bei 138 Metern.
Zugleich wundern sich alle auch über die Missgeschicke des 22-Jährigen. Nach seiner Rückkehr ins Weltcup-Team musste sich Jan Hörl zuletzt von den Kollegen jedenfalls einiges anhören. „Wir haben ihm inzwischen die Ampel beigebracht“, schmunzelt Stefan Kraft. „Damit er weiß, wann er oben vom Balken wegfahren muss.“