Sport/Wintersport

Tournee-Bilanz: Eine 20,0 für Kubacki, eine 3,5 für die Finnen

Die Adler haben wieder festen Boden unter den Füßen, die Tournee ist Geschichte, der Gesamtsieger gekürt. Der Pole Dawid Kubacki holte sich den Sieg in Bischofshofen und gewann die Tournee vor Marius Lindvik (NOR) und Karl Geiger (GER).

Wer und was fiel sonst noch auf? Wer fiel durch? Der KURIER spielt Wertungsrichter und vergibt die Haltungsnoten für diese Tournee.

3,5 Die Finnen Mit 151 Weltcupsiegen ist Finnland noch immer die Nummer zwei der ewigen Bestenliste im Skispringen. Der letzte Erfolg eines Finnen ist längst verjährt (Anssi Koivuranta 2014 am Bergisel). Auch bei dieser Tournee gab die einstige Großmacht ein erbärmliches Bild ab: In Garmisch war kein Finne für den Wettkampf qualifiziert. In der gesamten Saison haben die Finnen bloß 75 Punkte gesammelt.

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5,5 Bergisel-Kamerasprung In Innsbruck wäre Martin Koch dran gewesen, mit der Helmkamera abzuheben. Aber der ORF-Experte musste am Bergisel am Boden bleiben. Der seltsame Grund: Koch hätte bei seinem Sprung die gleiche Anlaufluke wählen müssen wie die Stars. Deshalb verzichtete der Kärntner freiwillig auf seinen Einsatz, denn unter diesen Voraussetzungen wäre sein Sprung bestenfalls ein Hüpfer geworden.

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11,5 Olympiaschanze Garmisch Vielleicht wäre es wirklich gescheiter, die Vierschanzentournee fortan nur mehr als Dreischanzentournee durchzuführen. Ohne den Garmischer Olympiabakken, der am ersten Tag des Jahres im ÖSV-Lager regelmäßig für Katerstimmung sorgt. Schon zum dritten Mal in Folge hat Stefan Kraft beim Neujahrsspringen die Tournee verspielt.

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16,0 Alexander Stöckl Als Skisprungtrainer hat sich der Tiroler für seinen Schützling Marius Lindvik eine 20,0 verdient, seine Kritik auf Social Media war hingegen ein Kacherl. Auf Twitter prangerte der norwegische Coach die chaotischen Zustände in Garmisch an. Der Konter der Tournee-Organisatoren ließ nicht lange auf sich warten. In einer langen Aussendung rückten die Garmischer Veranstalter die Dinge klar und stellten auch Stöckls Posting in ein schiefes Licht. Fazit: Reden statt Schreiben wäre oft nicht die schlechteste Idee.

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17,5 Gregor Schlierenzauer Im vergangenen Winter hätte es den Rekordspringer noch aus der Bahn geworfen, wenn er sich, wie diesmal passiert, in Oberstdorf und in Garmisch nicht für den zweiten Durchgang qualifiziert hätte. Bemerkenswert, wie sich der Tiroler nach diesen Rückschlägen dann am Bergisel präsentierte. Dieser sechste Platz und vor allem aber seine Beharrlichkeit und Ruhe zeigen, dass die Zusammenarbeit mit Werner Schuster Früchte trägt. Mit dem 30-Jährigen wird noch zu rechnen sein.

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18,5 Die Österreicher Einen Top-3-Platz im Gesamtklassement hatte ÖSV-Direktor Mario Stecher als Ziel ausgegeben. Es sollte am Ende nicht einmal für eine einzige heimische Podestplatzierung bei einem der vier Springen reichen. Stefan Kraft landete immerhin drei Mal auf dem vierten Rang und wurde Gesamt-Fünfter. Seine Teamkollegen konnten ihr Können oft nur im Training unter Beweis stellen. Es ist Luft nach oben.

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19,0 Markus Neitzel Chapeau, was er aus jedem Interview mit Ryoyu Kobayashi herausholt. Der Pastor aus Frankfurt beherrscht Deutsch und Japanisch und ist deswegen ein gefragter Mann. Beneidenswert ist seine Tätigkeit als Dolmetscher für Ryoyu Kobayashi freilich nicht. Denn der Japaner, der die Tournee als Gesamtvierter beendete, ist ein einsilbiger Typ, dem kaum ein Wort zu entlocken ist. Neitzel versteht es freilich, die kurzen, meist nichtssagenden Antworten stets in schöne Sätze zu verpacken.

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19,5 Lukas Müller Seine Liebe zum Skispringen ist ungebrochen, auch wenn der Kärntner seit einem Sturz beim Skifliegen im Rollstuhl sitzt. Letzten Sommer hat der 27-Jährige die Ausbildung zum Trainer gemacht, in Bischofshofen war Müller in offizieller Funktion auf dem Trainerturm und gab den Vorspringern das Freigabesignal.

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20,0 Tournee für Frauen Positive Signale waren beim Finale zu vernehmen. Eine Vierschanzentournee für Frauen scheint schon bald Realität werden zu können. Wenn der ÖSV und der DSV grünes Licht geben, dann können die Adlerinnen laut Tournee-Boss Johann Pichler bereits in „zwei, drei Jahren“ abheben.

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20,0 Dawid Kubacki Der Pole musste in seiner Karriere lange auf den Durchbruch warten und stand meist im Schatten seines Landsmanns Kamil Stoch. Der WM-Titel im letzten Jahr in Seefeld (Normalschanze) war das Aha-Erlebnis, das der 29-Jährige benötigte. Manche hatten diesen Erfolg bei widrigen Bedingungen damals noch als Zufallsprodukt abgetan, nach diesem souveränen Erfolg bei der Tournee wird keiner mehr abfällig über Dawid Kubacki reden, der in Bischofshofen seinen erst zweiten Weltcupsieg feierte.

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