Sport/Wintersport

Gröden: Helle Aufregung im Lieblingsort der Abfahrer

Würde man die Abfahrer nach ihrem Lieblingsort im Weltcup befragen, die Antwort fiele eindeutig aus: Gröden. Die Athleten schätzen nicht nur das Ambiente und die Atmosphäre rund um die Rennen am Fuße des mächtigen Langkofels (3.181 Meter), sie sind auch angetan von der Saslong-Piste. Selbst ein Mann wie Vincent Kriechmayr, der im Grödnertal nur schwer in Fahrt kommt und hier noch nie in den Top drei war, gerät ins Schwärmen. „Diese Strecke hat so einen speziellen Charakter, die ist einzigartig.“

Doch in diesem Jahr sind im Lieblingsort der Abfahrer auch Misstöne zu vernehmen. Und das gleich aus mehreren Gründen. Was stört und nervt die Athleten? Was sind die aktuellen Aufreger im Weltcup?

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Brennpunkt Piste

Zufriedene Gesichter suchte man gestern vergebens nach dem einzigen Trainingslauf für die Abfahrt am Samstag. Vielmehr schienen die meisten Läufer schon froh darüber zu sein, überhaupt heil im Ziel zu stehen. „Spaß hat das keinen gemacht“, gestand Max Franz, der letzte österreichische Gröden-Sieger (2016), „du hast null gesehen.“ Die schlechte Sicht machte die Piste noch anspruchsvoller – und gefährlicher. „Die Sprünge gehen eindeutig zu weit“, klagte Franz, der als Elfter der beste ÖSV-Abfahrer war.

Nur den Norwegern, die es gewohnt sind, auch bei Schlechtwetter zu trainieren, schienen die schwierigen Bedingungen nichts anzuhaben. Dass Kjetil Jansrud die Bestzeit aufstellte, kommt nicht von ungefähr: Seit 2012 gab es in Gröden in Super-G oder Abfahrt noch jedes Jahr einen norwegischen Sieger.

Brennpunkt Terminkalender

Am Abend des 23. Dezember findet in Alta Badia der Parallel-Riesentorlauf statt, am Vormittag des 26. Dezember wartet schon das Abfahrtstraining in Bormio – für viele Speedspezialisten wird Weihnachten in diesem Jahr zum eiligen Abend. „Viele unserer ausländischen Kollegen haben Weihnachten seit Jahren nicht mehr daheim gefeiert“, moniert Matthias Mayer.

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Brennpunkt Werbung

Regelmäßige TV-Konsumenten der Ski-Übertragungen werden es längst gemerkt haben: Es gibt kaum noch einen Läufer, der bei Fernseh-Interviews nicht demonstrativ einen Schluck aus einer Getränkeflasche oder -dose nimmt. ARD und ZDF haben diesen Werbeaktionen den Kampf angesagt und untersagen den Athleten seit diesem Winter die Mitnahme der Getränkeflaschen. Diese Maßnahme sorgt unter den Läufern für Empörung: „Wir haben als Sportler ohnehin nur wenig Werbemöglichkeiten. Laut unseren Verträgen sind wir verpflichtet, die Flaschen zum Interview mitzunehmen“, sagt der Deutsche Thomas Dreßen. „Den TV-Anstalten muss klar sein, dass es ohne Sponsoren keinen Sport geben würde.“

Bei den Athleten regt sich bereits Widerstand. „Ich werde mich sicher nicht daran halten“, erklärt etwa Dominik Paris. Die Österreicher haben schon angekündigt, im Zweifelsfall die deutschen TV-Anstalten zu boykottieren.