Wie ein Rodelstar mit seinem Muskelkater Schlitten fährt
Von Christoph Geiler
Wer Wolfgang Kindl zuhört, dem käme niemals in den Sinn, dass der Tiroler gerade in der Lage ist, einen Schlitten mit 130 km/h durch den Eiskanal zu steuern. Geschweige denn, dass er auch noch konkurrenzfähig wäre.
„Ich bin permanent brutal müde“, klagt Wolfgang Kindl. „Außerdem spüre ich jeden einzelnen Muskel, ich hab’ dauernd Muskelkater. Mein Körper ist sehr beschäftigt.“
Das Pfeiffersche Drüsenfieber, das den Doppelweltmeister im Kunstbahnrodeln vor zweieinhalb Monaten angeflogen ist, hat ganze Arbeit geleistet und das Immunsystem des Routiniers ordentlich durcheinandergewirbelt. Nur eines ist nicht passiert: Diese leidige Erkrankung hat Wolfgang Kindl nicht aus der Bahn werfen können.
Nur einige Wochen, nachdem sich der 36-Jährige aufgrund seiner Beschwerden freiwillig in die Klinik hat einweisen lassen, zeigte er beim Weltcupauftakt in Lillehammer mit den Plätzen 2 (Einsitzer) und 3 (Doppelsitzer) auf.
Das ist umso bemerkenswerter, weil der Routinier als einziger Rodler in zwei Disziplinen an den Start geht. Im Einzel und seit dem vergangenen Winter auch im Doppel gemeinsam mit Steuermann Thomas Steu. Schon als topfitter Athlet ist diese Doppelbelastung kaum zu stemmen, wer wie Kindl unter den Nachwehen einer schweren Viruserkrankung leidet, stößt körperlich an seine Grenzen. „Wenn du innerhalb von zwei Stunden fünf Läufe machen musst, dann spürst du jeden einzelnen Muskel.“
Heiß-Duscher
Auch beim Heimweltcup an diesem Wochenende in Innsbruck-Igls wird Kindl wieder zweispurig unterwegs sein. Inzwischen hat er gemerkt, was seiner beleidigten Muskulatur guttut. „Lang duschen, und zwar richtig heiß.“
Im Rennen in Lillehammer griff Wolfgang Kindl dann auch noch zu Schmerztabletten. „Weil es so weh getan hat und die Muskel so zugemacht haben.“ Die Mittel hatten noch einen durchaus positiven Nebeneffekt. „Es hilft einem auch, dass man ein bisschen runterkommt.“