Sport/Wintersport

Problemzone Riesentorlauf: Hirschers Erfolgscoach soll es richten

Wenn im Weltcup, wie jetzt am Sonntag beim Auftakt in Sölden, ein Riesentorlauf ansteht, dann müssen sich die österreichischen Ski-Fans in Geduld üben. Denn es dauert neuerdings einige Zeit, bis der erste ÖSV-Läufer ins Rennen gehen darf. Athleten aus sieben Nationen sind in der ersten Startgruppe vertreten, einen Österreicher sucht man in den Top 15 freilich vergebens.

Die rot-weiß-rote Schwäche im Riesentorlauf kommt nicht aus heiterem Himmel. Jahrelang hatte Marcel Hirscher mit seinen Seriensiegen (allein 31 Weltcuperfolge im Riesentorlauf) die Probleme überstrahlt. Als der Superstar im vergangenen Winter nicht mehr dabei war, wurde das ÖSV-Dilemma in der Basisdisziplin des Skisports offensichtlich: Im Riesentorlauf herrscht eine Riesenlücke zur Weltspitze.

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Neuer Coach

Die Zahlen sprechen für sich: Gerade einmal zwei Top-Ten-Platzierungen hatten die Österreicher im vergangenen Winter zu Buche stehen. Negativer Höhepunkt war der Riesentorlauf in Garmisch, wo Manuel Feller als 28. der beste ÖSV-Athlet war. Am Ende der Saison hatten alle österreichischen Riesentorläufer zusammen 325 Weltcuppunkte auf der Habenseite. Zum Vergleich: Der Norweger Henrik Kristoffersen, der die Disziplinenwertung gewann, kam auf 394 Zähler.

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Verständlich, dass Peter Schröcksnadel auf dieses Abschneiden und den Verlust der Vormachtstellung im Nationencup reagierte und einen neuen Spezialtrainer im Riesentorlauf installierte. Kein Geringerer als Mike Pircher soll die ÖSV-Läufer in der Problemdisziplin wieder in Schwung bringen.

Neue Hoffnung

Es ist eine Herkulesaufgabe für den langjährigen Erfolgscoach von Marcel Hirscher, der auch bei seiner neuen Tätigkeit wieder auf die Unterstützung von Hirscher-Papa Ferdinand zählen darf. „Der Marcel hat es uns auch nicht immer leicht gemacht“, erzählt Pircher, „aber das war vielleicht die einfachere Aufgabe, als die Jungs jetzt zur Weltspitze zu bringen. Aber wenn ich nicht irgendwo Licht im Tunnel gesehen hätte, dann hätte ich mir diesen Job wahrscheinlich eh nicht angetan.“

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Neue Technik

Für den Schladminger sind vor allem technische Grundmängel für die schwache Performance im Riesentorlauf verantwortlich. „Es ist kein Geheimnis, dass unsere Läufer sehr oft am Innenski ausgeschieden sind“, erklärt der 45-Jährige. Obendrein moniert Pircher, dass viele seiner Athleten nur bei gewissen Bedingungen schnell sind. „Bei flacherem Gelände und bei schnellerer Kurssetzung. Aber es hilft mir nichts, wenn ich nur diese Einheitstechnik habe und meine Bandbreite nicht groß genug ist, um das andere auch abzudecken.“

Die vergangenen Monate verbrachten Pircher und Hirscher damit, den Läufern aus ihrer Trainingsgruppe (Stefan Brennsteiner, Roland Leitinger, Patrick Feurstein, Raphael Haaser) eine neue Grundtechnik beizubringen. „Es geht darum, dass der Grundschwung stabiler wird. Dass sie schnelle Schwünge fahren können, haben alle bewiesen. Nur bringt mir das halt relativ wenig, wenn ich zwei Durchgänge mit einer Minute Fahrzeit ins Ziel bringen muss.“

Neue Herausforderung

Dass Brennsteiner und Leitinger schon auf die 30 zugehen, macht die Arbeit für die Trainer nicht einfacher. Mike Pircher musste die erfahrenen Läufer erst einmal davon überzeugen, neue Wege zu beschreiten und die Technik zu adaptieren. „Das sind über Jahre eingeschliffene Muster, die man erst aufbrechen muss. Im Schädel zu kapieren, um was es geht, ist eine Sache. Es dann am Schnee umzusetzen, ist was anderes.“

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Der Riesentorlauf in Sölden, der eine Woche vorverlegt wurde, kommt für Pirchers Schützlinge daher womöglich noch ein bisschen zu früh. Fraglich, ob nach so kurzer Zeit die neue Technik schon bei allen automatisiert ist. „Man sieht Entwicklungen, alle hatten im Training schon ihre Glücksmomente“, berichtet Mike Pircher, der aber vor übertriebenem Optimismus warnt. „Wir werden Durchhaltevermögen brauchen. Mittelfristig werden wir aber wieder ein kompaktes und schlagkräftiges Team haben.“