Sport/Wintersport

ÖSV-Abfahrer Max Franz: Die Streifzüge eines Pannenfahrers

Als Max Franz nach dem ersten Trainingslauf im Ziel der Streif abgeschwungen hatte, wäre der Abfahrer wohl gerne ein Slalomläufer gewesen, der in zwei Durchgängen sein Können unter Beweis stellen darf. Und er sagte dann einen Satz, den man aus seinem Mund so nicht erwartet hätte. „Im Moment täte ich gerne gleich noch einmal runterfahren,“ gestand der 30-jährige Kärntner und er meinte das wirklich im Ernst.

Diese Ansage ist durchaus bemerkenswert nach allem, was ihm in den letzten Jahren auf der Streif widerfahren ist. Man hatte zuletzt fast den Eindruck, Max Franz muss nur einen Fuß nach Kitzbühel setzen und schon nimmt das Unheil seinen Lauf. „Einmal zerrissen, einmal Ski aufgegangen, einmal Darmpartie“, hatte er vor einem Jahr scherzhaft gemeint. Damals wusste er freilich noch nicht, dass sich diese Pechsträhne um ein Kapitel erweitern würde. Um es auf seine Art zu sagen: Einmal Ferse gebrochen.

Unglücksserie

Seit dem Jahr 2016 verbindet Max Franz mit den Hahnenkammrennen nur Schmerzen und Leid (siehe Grafik). Damals war er im Training nach der Hausbergkante zu Sturz gekommen und hatte sich etliche Verletzungen (Kapseleinriss im linken Kniegelenk, Riss des vorderen Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk, Absprengung am Mondbein am linken Handgelenk) zugezogen.

Ein Jahr später verlor er im Rennen nach der Mausefalle den Ski, nachdem er auf den ersten 15 Fahrsekunden der Schnellste gewesen war.

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2018 zwang Max Franz dann ein Magen-Darm-Virus in die Zuschauerrolle.

Und als wäre das nicht schon genug der Unglücksfälle gewesen, brach er sich vor einem Jahr während der Fahrt auf der ruppigen Streif das Fersenbein und verpasste die Weltmeisterschaft.

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Rückenprobleme

Verständlich, dass Max Franz am Mittwoch mit einer Portion Unbehagen im Starthaus der Streif stand. „Die Anspannung war vor dem ersten Training schon sehr, sehr hoch“, erzählte der 30-Jährige, der nach den traumatischen Erlebnissen kein Risiko eingehen wollte und sich vor dem ersten Streifzug immer wieder ins Gewissen redete. „Bleib ja auf der Linie!“

Die Trainingsfahrt auf den 40. Rang war demnach für ihn nicht nur ein Sieg über die Streif, sondern vor allem über den inneren Schweinehund und die Zweifel. „Das war ein spannender Ritt. Aber das habe ich gebraucht.“

Max Franz zehrt gerade von jedem Erfolgserlebnis, und mag es noch so klein sein. Nach seiner letzten Verletzung, die ihn 2019 in Kitzbühel ereilt hatte, ist der dreifache Weltcupsieger nicht mehr richtig auf die Beine gekommen. Doch es ist nicht die lädierte Ferse, die ihm heute noch zu schaffen macht, sondern sein beleidigter Rücken. Die Muskelverspannung hemmt ihn beim Abfahren, Max Franz hat sich in diesem Winter schon öfter dabei ertappt, dass er bei seinen Abfahrten eine Schonhaltung nimmt. „Mein Körper spielt nicht ganz so mit.“ Nicht nur einmal stellte er sich am Start die Sinnfrage: „Geht das?“

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Kritik

Das Kreuz mit dem Kreuz erklärt auch, weshalb der Österreicher bislang der Konkurrenz und den Ansprüchen hinterherfährt. Max Franz kann in diesem Winter noch keinen Top-Ten-Platz vorweisen, in Wengen kam er zuletzt nach einer verpatzten Fahrt sogar nur auf Rang 50.

Er ist wohl einer der Adressaten der Manöverkritik, die Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher seinen Athleten über den Verbandssponsor Kronenzeitung ausrichten ließ. Der Tiroler Coach, dessen Team in der Herren-Nationenwertung bereits 715 Zähler hinter der Schweiz liegt, forderte vor den Hahnenkammrennen: „Zeigt, dass ihr weltcupwürdig seid.“