Sport/Wintersport

Marcel Hirscher ist nun erfolgreichster Skisportler Österreichs

Wenn man es nicht besser wüsste, dann hätte man beinahe glauben können, dass am Donnerstag in Saalbach-Hinterglemm eine lange Negativserie zu Ende gegangen wäre. Am Fuße des Zwölferkogels ging’s zu, als hätte Marcel Hirscher seit Ewigkeiten nicht mehr ein Rennen gewonnen. ÖSV-Betreuer, die sich sichtlich erleichtert um den Hals fielen. Fans, die ausgelassen eine Siegesparty feierten, als hätte das letzte rot-weiß-rote Skifest im letzten Jahrtausend stattgefunden. Und ein Stadion-DJ, der aus den Boxen dröhnen ließ: „So was hat man lange nicht geseh’n!“

Erstaunlich, was das alles mit den Menschen macht, wenn ein Seriensieger einmal einen schlechten Tag hat.

Marcel Hirschers Weltcup-Karriere:

 

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Alles wie gehabt

Wer jetzt gedacht hatte, dass der sechste Rang im Riesentorlauf bei Marcel Hirscher („ich bin kein Roboter“) Spuren hinterlassen würde, der sah sich schnell eines Besseren belehrt. 24 Stunden nach einem Rennen, das in den Augen des siebenfachen Gesamtweltcupsieger „zum Schämen“ und ein „Horror“ gewesen war, präsentierte sich Hirscher schon wieder so, wie ihn alle seit Jahren kennen, schätzen oder auch fürchten.

Der Riesentorlauf, das wurde bereits im ersten Slalom-Durchgang deutlich, in dem der 29-Jährige eine deutliche Bestzeit aufstellte, war nur ein einmaliger Ausrutscher. Im zweiten Rennen in Saalbach rückte Hirscher die Rangordnung im Skisport wieder gerade. Mit 38 Hundertstelsekunden machte sich der Vorsprung auf den Schweizer Loïc Meillard zwar für Hischer-Verhältnisse bescheiden aus, aber das war dem Salzburger diesmal herzlich egal.

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Wertschätzung

Zum einen, weil er damit die passende Antwort gegeben hatte. Zum anderen auch, weil ihm ab sofort eine Frage erspart bleibt, die den Annaberger schon seit Monaten begleitet. Wann er nämlich endlich Annemarie Moser-Pröll übertrumpft und der erfolgreichste Skisportler von Österreich wird?

Mit dem Sieg im Slalom, dem 63. in seiner Karriere, hat Hirscher nun die Jahrhundertsportlerin endgültig übertrumpft und ist die Nummer drei der ewigen Bestenliste. „So etwas kann man nicht planen, das muss passieren“, sagte der Salzburger. „Dass ich jetzt der Leader bin, bedeutet mir viel.“

Und dass er den historischen Erfolg dann auch noch vor den Augen von Moser-Pröll einfahren konnte, machte den Moment für Hirscher nur noch magischer. „Mich freut die Wertschätzung, die mir die Annemarie entgegenbringt.“

Im allgemeinen Jubel über den Rekordsieg von Hirscher gingen – wieder einmal – die starken Leistungen der übrigen Österreicher etwas unter. Wie etwa der fünfte Rang von Michael Matt, der wegen Rückenbeschwerden in der Früh noch gar nicht gewusst hat, „ob ich überhaupt starten kann“. Oder aber auch Manuel Feller, für den die Heimrennen mit dem vierten Platz im Slalom doch noch ein positives Ende nahmen, nachdem er im Riesentorlauf auf dem Weg zum Sieg ausgeschieden war.

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Wie im Zoo

Der Mann aus Fieberbrunn hatte im Glemmtal die Schattenseiten seiner Popularität kennen gelernt. „Natürlich ist es fein, wenn viele Fans kommen. Aber es ist dann schwer die Konzentration zu bewahren“, sagte der 26-Jährige. „Die Tage hier waren nicht ganz einfach für mich. Ich bin mir fast vorgekommen wie ein Bär im Zoo.“

Der ganze Rummel um seine Person war bereits ein Vorgeschmack, was Feller an gleicher Stelle möglicherweise in sechs Jahren erwartet. Saalbach-Hinterglemm gab am Mittwoch die Bewerbung für die Ski-WM 2025 bekannt, die Pinzgauer hatten sich schon für die Titelkämpfe 2023 beworben, waren allerdings an Courchevel-Méribel (FRA) gescheitert.

Lampionrennen

Der Wintersportort will sein Konzept noch einmal optimieren, Peter Schröcksnadel sprach sich für mehrere „Lampionrennen“ aus, wie der ÖSV-Präsident Wettkämpfe bei Flutlicht scherzhaft nennt. „Eine Abfahrt bei Flutlicht hätte was.“

Auf Marcel Hirscher übt die Heim-WM freilich keinen Reiz aus. Als ihn ein Reporter nach einem Start 2025 fragte, meinte er nur: „Wie alt bin ich da? Nein, da bin ich nicht mehr dabei.“

Endstand:

1.

Marcel Hirscher (AUT)

1:54,98

 

56,52

58,46

2.

Loic Meillard (SUI)

1:55,36

+00,38

58,65

56,71

3.

Henrik Kristoffersen (NOR)

1:55,45

+00,47

57,11

58,34

4.

Manuel Feller (AUT)

1:55,64

+00,66

59,27

56,37

5.

Michael Matt (AUT)

1:55,76

+00,78

57,04

58,72

.

Daniel Yule (SUI)

1:55,76

+00,78

57,78

57,98

7.

Clement Noel (FRA)

1:55,77

+00,79

57,50

58,27

8.

Stefan Hadalin (SLO)

1:55,98

+01,00

1:00,88

55,10

9.

Marco Schwarz (AUT)

1:56,00

+01,02

58,58

57,42

10.

Ramon Zenhäusern (SUI)

1:56,06

+01,08

57,35

58,71

11.

Manfred Mölgg (ITA)

1:56,09

+01,11

58,71

57,38

12.

Andre Myhrer (SWE)

1:56,17

+01,19

57,46

58,71

13.

Julien Lizeroux (FRA)

1:56,28

+01,30

1:00,58

55,70

14.

Alexis Pinturault (FRA)

1:56,44

+01,46

58,50

57,94

15.

Sebastian-Foss Solevaag (NOR)

1:56,56

+01,58

59,07

57,49

16.

Alex Vinatzer (ITA)

1:56,57

+01,59

1:00,14

56,43

17.

Luca Aerni (SUI)

1:56,62

+01,64

59,22

57,40

18.

David Ketterer (GER)

1:56,91

+01,93

1:00,84

56,07

19.

Christian Hirschbühl (AUT)

1:56,92

+01,94

59,70

57,22

20.

Victor Muffat-Jeandet (FRA)

1:57,22

+02,24

59,22

58,00

21.

Matej Vidovic (CRO)

1:57,23

+02,25

1:00,61

56,62

22.

Marc Digruber (AUT)

1:57,35

+02,37

1:00,75

56,60

23.

David Ryding (GBR)

1:57,39

+02,41

58,47

58,92

24.

Mattias Hargin (SWE)

1:57,91

+02,93

1:00,03

57,87

25.

Dominik Stehle (GER)

1:58,22

+03,24

1:01,12

57,10

26.

Sandro Simonet (SUI)

1:58,66

+03,68

1:01,83

56,83

27.

Felix Neureuther (GER)

1:58,99

+04,01

57,30

1:01,69

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Leif Kristian Nestvold-Haugen (NOR), Tanguy Nef (SUI), Jean-Baptiste Grange (FRA)