Sport/Wintersport

Hirscher in Wengen Zweiter

Nur noch einen Slalom gilt es vor der WM in Schladming (4. bis 17. Februar) zu absolvieren. In Kitzbühel treten die Stangen-Akrobaten am kommenden Sonntag zum letzten Kräftemessen an. Doch bereits vor der Generalprobe auf dem Ganslernhang steht fest: Der Kampf um den Slalomtitel wird in der Obersteiermark einer der spannendsten werden.

In keiner anderen Disziplin ist zwei Wochen vor der Eröffnung der Ski-Festspiele das Feld der Favoriten größer. Und nicht nur die vier Saisonsieger Andre Myhrer, Alexis Pinturault, Marcel Hirscher und Felix Neureuther haben sich als würdige Nachfolger von Jean-Baptiste Grange empfohlen.

Ein Überblick über die Slalom-Favoriten:

Der GejagteEs wäre die große WM-Überraschung, würde Marcel Hirscher am 17. Februar nicht zu den drei flinksten Slalom-Läufern der Welt gehören. Denn der 23-jährige Salzburger ließ in der bisherigen Saison noch kein Siegespodest aus. In Madonna, Zagreb und Adelboden war Hirscher nicht zu schlagen, auch am Sonntag in Wengen fehlten dem Führenden in der Gesamt- und Slalomwertung nur 21 Hundertstelsekunden auf seinen ersten Verfolger Felix Neureuther aus Deutschland. „Im zweiten Lauf hab’ ich mitbekommen, dass ich vorne war. Dann hat sich aber ein Fehler eingeschlichen“, sagte Hirscher, der dennoch gut lachen konnte: „Das passt schon gut.“

Neben Hirscher ist Mario Matt der zweite WM-Mitfavorit und Fixstarter im rot-weiß-roten Team. Auch wenn der 33-jährige am Sonntag in Wengen nach Rang 12 mit der Abstimmung haderte: „Ich wollte voll angreifen, es war aber zu weich für mich. Das war ein Kampf von oben bis unten“, sagte Matt, der Zweite von Adelboden und Dritte von Zagreb.

Der Jäger Felix Neureuther gilt nicht erst seit seinem vierten Weltcupsieg am Sonntag vor 8000 Zuschauern auf dem Lauberhorn als größter Konkurrent von Marcel Hirscher. In Val d’Isère und Madonna war der 28-Jährige bereits Zweiter und mit dem Sieg beim Parallel-Bewerb in München hatte auch das Jahr 2013 für Neureuther schon gut begonnen.

Der AuferstandeneNicht einmal Ivica Kostelic selbst hätte im Dezember nach den Rängen 8,16 und 10 damit gerechnet, zu den WM-Favoriten zu gehören. Aber mit Platz drei in Wengen hat sich der kroatische Routinier, der noch immer an Knieproblemen laboriert, eindrucksvoll zurückgemeldet. „Der Slalom ist die einzige Disziplin, in dem es mit dem Knie geht“, sagte der 33-Jährige, nachdem er zum zwölften Mal auf dem Lauberhorn unter die Top Drei gecarvt war.

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Der lachende DritteAuch wenn Andre Myhrer in Wengen zum zweiten Mal in Folge kein Ergebnis ins Ziel brachte, darf man den viermaligen Top-Vier-Fahrer und Sieger vonLeviniemals abschreiben. Beim Saisonfinale in Schladming war der 30-jährige Slalom-Weltcupsieger schon einmal der lachende Dritte gewesen.

Die übrigen Verdächtigen Dass Alexis Pinturault ein Riesentalent ist, war nicht erst seit seinem Sieg in Val d’Isère klar. In Wengen spielte der Franzose zumindest in der Super-Kombination sein Slalomtalent aus und siegte überlegen. Auch mit den Italienern Stefano Gross und Manfred Mölgg (vier Mal unter den Top Fünf) sowie mit Neureuthers Teamkollegen Fritz Dopfer ist bei der WM zu rechnen.

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Marcel Hirscher ging am Sonntag in der Schweiz gleich dreimal in die Luft. Zunächst wurde der im Slalom zweitplatzierte Salzburger mit dem Hubschrauber vom Zielraum zur Pressekonferenz im Schulturnsaal von Wengen geflogen.

Dann hob der 23-Jährige erneut mit dem Helikopter von Wengen Richtung Zürich ab, wo er in der SRF-TV-Show "Sportpanorama" zu Gast war. Am Abend ging es von Genf aus mit einem Privatjet seines Sponsors nach Hause nach Salzburg. Zuvor stand er noch Rede und Antwort.

Auch im siebenten Saison-Slalom-Bewerb haben Sie es aufs Podest geschafft, wie stufen sie Ihre Leistung heute in Wengen ein?Marcel Hirscher: "Ich bin sehr zufrieden und happy mit diesem Ergebnis. Ich blicke auf ein sehr gelungenes Rennen zurück. Der Ärger über meinen Fehler war nach fünf Sekunden verflogen. Es war ein sehr harter Kampf mit Felix (Neureuther, Anm.) und Ivica (Kostelic, Anm.). Gratulation an beide. Felix ist sehr schnell in dieser Saison. Und es ist schön zu sehen, dass es Ivica körperlich wieder besser geht."

Wie schwierig waren die Bedingungen? "Es war sehr viel Wasser in der Piste. Durch die warmen Bedingungen hat der Schnee seine Aggressivität und seine Zacken verloren. Das war ein Wow-Effekt für uns alle. Man sagt, dass bei diesen frühlingshaften Bedingungen die Materialabstimmung am leichtesten ist. Das könnte der Grund dafür gewesen sein, dass heute so viele Läufer ihre Topform abrufen konnten."

Wie oft trainieren Sie gemeinsam mit Neureuther? Und ist Neureuther Ihr "Lieblingsgegner"? "Seit Saisonbeginn haben wir fünf, sechs Tage gemeinsam trainiert. Manchmal war ich schneller, manchmal er. Ich habe keine speziellen Rivalen oder Gegner. Mein einziger Gegner ist die Zeit."

Warum ist gerade im Slalom die Dichte in der Weltspitze so groß? "Slalom kann man viel leichter trainieren als zum Beispiel Abfahrt. Da tun sich die meisten Nationen leichter. Von den Top-30 kann im Slalom jeder gewinnen, wenn er einen super Tag hat."

Nach Ihren Siegen in Madonna, Zagreb und Adelboden gab es diesmal "nur" Rang zwei. Ist das in gewisser Hinsicht vielleicht sogar gut, um vor Kitzbühel und der WM ein wenig Druck von Ihren Schultern zu nehmen? "Ja, das ist sicher so. Gescheiter jetzt als dann in Schladming (lacht). Das relativiert die Sache ganz sicher und nimmt Druck von mir. Wenn es immer bamm, bamm, bamm geht, dann wird alles viel zu selbstverständlich. Erfolge sind nicht selbstverständlich."

Sie haben in Wengen die Führung im Gesamt-Weltcup auf 188 Punkte ausgebaut, wie beurteilen Sie die Lage? "Wenn in diesem Winter gar nichts mehr gehen sollte, dann war's trotzdem eine gute Saison. Trotzdem freue ich mich natürlich sehr auf Kitz und die bevorstehenden Höhepunkte."

Endstand

Name Land Zeit
1. Felix Neureuther (GER) 1:50,5
2. Marcel Hirscher (AUT) 0,21
3. Ivica Kostelic (CRO) 0,25
4. Manfred Mölgg (ITA) 0,46
5. Stefano Gross (ITA) 0,62
6. Fritz Dopfer (GER) 0,66
7. Giuliano Razzoli (ITA) 1,04
8. Mattias Hargin (SWE) 1,10
9. Axel Bäck (SWE) 1,11
. Markus Larsson (SWE) 1,11
11. Steve Missillier (FRA) 1,22
12. Mario Matt (AUT) 1,26
13. Ted Ligety (USA) 1,33
14. Jean-Baptiste Grange (FRA) 1,41
15. Reinfried Herbst (AUT) 1,51
16. Manfred Pranger (AUT) 1,65
17. Patrick Thaler (ITA) 1,79
18. Benjamin Raich (AUT) 1,88
19. Cristian Deville (ITA) 1,97
20. Manuel Feller (AUT) 2,02
21. Ramon Zenhäusern (SUI) 2,13
22. Wolfgang Hörl (AUT) 2,21
23. Jens Byggmark (SWE) 2,24
24. Akira Sasaki (JPN) 2,31
25. Marc Gini (SUI) 2,33
26. Michael Janyk (CAN) 2,81
27. Markus Vogel (SUI) 3,09
28. Thomas Mermillod Blondin (FRA) 3,34
29. Alexander Choroschilow (RUS) 3,79

Zweiter Durchgang

Name Land Zeit
1. Jean-Baptiste Grange (FRA) 52,55
2. Manfred Mölgg (ITA) 0,05
3. Felix Neureuther (GER) 0,18
4. Ivica Kostelic (CRO) 0,23
5. Fritz Dopfer (GER) 0,35
6. Ramon Zenhäusern (SUI) 0,36
7. Giuliano Razzoli (ITA) 0,39
8. Marcel Hirscher (AUT) 0,44
9. Stefano Gross (ITA) 0,46
10. Wolfgang Hörl (AUT) 0,47
11. Markus Larsson (SWE) 0,62
12. Ted Ligety (USA) 0,70
13. Manfred Pranger (AUT) 0,71
14. Akira Sasaki (JPN) 0,77
. Michael Janyk (CAN) 0,77
Weiter:
16. Reinfried Herbst (AUT) 0,78
18. Mario Matt (AUT) 0,83
21. Manuel Feller (AUT) 0,88
24. Benjamin Raich (AUT) 1,01

Erster Durchgang

Name Land Zeit
1. Marcel Hirscher (AUT) 57,75
2. Felix Neureuther (GER) 0,05
3. Jens Byggmark (SWE) 0,11
4. Ivica Kostelic (CRO) 0,25
5. Mattias Hargin (SWE) 0,37
6. Stefano Gross (ITA) 0,39
7. Fritz Dopfer (GER) 0,54
8. Axel Bäck (SWE) 0,56
9. Steve Missillier (FRA) 0,58
10. Manfred Mölgg (ITA) 0,64
11. Mario Matt (AUT) 0,66
12. Markus Larsson (SWE) 0,72
13. Ted Ligety (USA) 0,86
14. Giuliano Razzoli (ITA) 0,88
15. Reinfried Herbst (AUT) 0,96
Weiter:
16. Benjamin Raich (AUT) 1,10
18. Manfred Pranger (AUT) 1,17
20. Manuel Feller (AUT) 1,37
26. Wolfgang Hörl (AUT) 1,97

„Mein Papa zu Hause wird in die Luft gehen, wir sind als Familie sehr stolz“, sagt Felix Neureuther nach seinem ersten Sieg am Lauberhorn.

Der Papa war besonders stolz. Immerhin fährt der Sprössling in die Schneespuren seines berühmten Vaters, der zwei seiner sechs Weltcup-Siege in Wengen feiern durfte. 1973 und 1974 hieß der Sieger Christian Neureuther, der mit der Doppel-Olympiasiegerin von 1976, Rosi Mittermaier verheiratet ist. Kein Wunder, dass Felix bei diesen begnadeten Eltern auch den selben Berufszweig wählte. Mit zweieinhalb Jahren ließ ihn der Vater schon die ersten Schwünge in den Schnee zaubern, mit drei gewann der gegenwärtig 28-Jährige sein erstes Rennen bei den Kinder-Klubmeisterschaften des SC Partenkirchen. Am 4. Jänner 2003 kehrte Kranjska Gora mit Felix der Name Neureuther in den Weltcup-Zirkus zurück, 2005 holte er mit der Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in Bormio mit der Mannschaft Gold.

Ausgerechnet in Kitzbühel feierte Neureuther am 24. Jänner 2010 seinen ersten Weltcup-Sieg, seit Sonntag hält er bei vier Siegen. „Es ist gewaltig, nach Kitzbühel, Garmisch und München hier in Wengen zu gewinnen. Das ist ein Wahnsinn“, sagt Neureuther. Sein Papa Christian drückt natürlich immer die Daumen, am schwersten fällt dies aber vor dem TV-Gerät. „Ich fühle ja immer noch wie ein Rennläufer. Am schlimmsten ist es vor dem Fernseher. Wenn ich auf dem Hang stehe, an der Strecke, habe ich die wenigsten Probleme.“

Sonntag waren nicht nur die Neureuthers gut aufgelegt. „Das ist das erste Mal, dass der Felix den Hirscher auf freier Wildbahn erlegt hat“, frohlockte der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier.

Herren

Die Herren bestreiten ihre Generalproben in Kitzbühel, dort geht auch der letzte Slalom vor der WM über die Bühne. Im Vorjahr siegte der Italiener Christian Deville (Bild) vor dem Tiroler Mario Matt und dem Kroaten Ivica Kostelic.

22. bis 24. Jänner: Abfahrt, Training

25. Jänner: Super-G

26. Jänner: Abfahrt

27. Jänner: Slalom

Dazu gibt es eine klassische Kombination (Abfahrt und Slalom).

Damen

Zwei Bewerbe in Marburg (Slo):

26. Jänner: Riesenslalom

27. Jänner: Slalom

29: Jänner: City Event in Moskau für Damen und Herren.