Hirscher gewinnt in Zagreb

Der Salzburger verteidigt auf dem Bärenberg seinen Titel als Schneekönig. Mario Matt wird Dritter.

Neun Technikrennen standen in dieser Saison bereits auf dem Programm. Und vergleicht man die neun Siegerfotos, lässt sich eine Konstante finden: Marcel Hirscher. Nach jedem Bewerb lachte der Salzburger vom Siegespodest. So auch nach dem Slalom von Zagreb, wo der Gesamtweltcupsieger am Sonntag seine beeindruckende Erfolgsserie fortsetzte. Vor Andre Myhrer holte der 23-Jährige seinen dritten Saisonsieg. Und das, obwohl der Slalom-Weltcupsieger und Halbzeit-Sechste aus Schweden im zweiten Durchgang einiges vorgelegt hatte.

"Ich habe den Lauf von Andre am Start gesehen und gewusst, wenn ich eine Chance haben will, dann muss ich 105 Prozent geben", sagte Hirscher, der zur Halbzeit auf Platz zwei lag. Gesagt, getan: Selbst Nebel, die aufgeweichte Piste oder die tiefer werdenden Rinnen rund um die Tore konnten Österreichs Technik-Ass nicht aus der Spur bringen. "Ich habe von oben bis unten Vollgas gegeben", sagte der neue, alte König von Zagreb.

Schneekönig

Champagnerdusche, Krone, Umhang und Thron – das Zeremoniell rund um den Sieger von Zagreb ist Marcel Hirscher nicht fremd. Auch im Vorjahr wurde der Annaberg-Lungötzer am Fuße des Bärenbergs zur "Snow Queen" gekrönt. Damit ist Hirscher der erste Läufer, der sich den weiblichen Ehrentitel und die 42.000 Euro Siegesprämie zwei Mal in Folge sichern konnte.

Auch Mario Matt war das kroatische Siegertreppchen nicht fremd. Der Schnellste von 2008 schaffte es trotz Fehlern in beiden Läufen auf Rang drei und war zufrieden: "Endlich habe ich wieder Vertrauen", sagte der zweifache Slalom-Weltmeister, der über Weihnachten viel getestet und am Material getüftelt hatte. Dabei wäre Matt kurz vor dem Ziel im zweiten Lauf fast noch gestrauchelt: "Da bin ich wohl ein bisserl zu frech reingefahren", sagte der Tiroler, der im Ziel gut grinsen hatte. Denn mit dem dritten Platz dürfte der 33-Jährige wohl sein Ticket für den WM-Slalom in Schladming gelöst haben.

Auch Ivica Kostelic wird bei den Titelkämpfen im Februar wohl mit dabei sein. Der Hausherr teilte am Sonntagnachmittag zumindest eine Erfahrung mit Marcel Hirscher: Auch er setzte eine Serie fort – wenn auch eine weniger erfreuliche. Sechs Mal ist der 33-Jährige Kroate nun schon bei seinem Heimrennen angetreten, aber den Traum vom Sieg konnte sich der Allrounder auch heuer nicht erfüllen. Vor 17.000 Skifans und einem weiß-rot karierten Fahnenmeer wurde der Lokalmatador Achter.

Zukunftsmusik

Zum 15. Mal siegte Marcel Hirscher am Sonntag in seiner Karriere. Ein Erfolg, der sich nicht nur auf die Führung im Slalom-Weltcup positiv auswirkt: In Abwesenheit von Speed-Ass Aksel Lund Svindal (Nor) konnte der flinke Rennläufer auch wieder die Führung im Gesamtweltcup übernehmen (51 Punkte Vorsprung). Ein Thema, das für Hirscher zu diesem Zeitpunkt noch gar keines ist: "Das ist zwar jetzt schön, aber lieber wäre es mir, wenn ich dann im Frühling vorne wäre."

Geht die Podest-Serie weiter, könnte aus der Zukunftsmusik ein altbekannter Schlager werden.

Hirscher gewinnt in Zagreb

Hirscher of Austria clears a gate during the first

Endstand
1. Marcel Hirscher (AUT) 1:56,17
2. Andre Myhrer (SWE) +00,57
3. Mario Matt (AUT) +01,09
4. Stefano Gross (ITA) +01,15
5. Felix Neureuther (GER) +01,31
6. Alexis Pinturault (FRA) +01,33
7. Manfred Mölgg (ITA) +01,73
8. Ivica Kostelic (CRO) +01,78
9. Steve Missillier (FRA) +02,34
10. Patrick Thaler (ITA) +02,38
11. Fritz Dopfer (GER) +02,41
12. Markus Larsson (SWE) +02,55
. Benjamin Raich (AUT) +02,55
14. Cristian Deville (ITA) +02,85
15. Henrik Kristoffersen (NOR) +02,89
16. Mattias Hargin (SWE) +02,92
17. Thomas Mermillod Blondin (FRA) +02,93
18. David Chodounsky (USA) +03,03
19. Reinfried Herbst (AUT) +03,08
. Axel Bäck (SWE) +03,08
21. Krystof Kryzl (CZE) +03,13
22. Jean-Baptiste Grange (FRA) +03,27
23. Victor Muffat Jeandet (FRA) +03,28
24. Mitja Valencic (SLO) +03,32
25. Santeri Paloniemi (FIN) +03,41
26. Jens Byggmark (SWE) +03,46
27. Markus Vogel (SUI) +04,09
28. Adam Zampa (SVK) +05,79

Erster Durchgang

1. Jens Byggmark (SWE) 58,65
2. Marcel Hirscher (AUT) +0,01
3. Stefano Gross (ITA) +0,14
4. Ivica Kostelic (CRO) +0,23
5. Mario Matt (AUT) +0,50
6. Andre Myhrer (SWE) +0,52
7. Felix Neureuther (GER) +0,55
8. Alexis Pinturault (FRA) +0,89
9. Manfred Pranger (AUT) +1,00
10. Manfred Mölgg (ITA) +1,19
11. Reinfried Herbst (AUT) +1,40
12. Naoki Yuasa (JPN) +1,44
13. Fritz Dopfer (GER) +1,48
14. Mattias Hargin (SWE) +1,60
15. Benjamin Raich (AUT) +1,92
U.a. nicht qualifiziert:
34. Wolfgang Hörl (AUT) +3,99

Zweiter Durchgang

1. Thomas Mermillod Blondin (FRA) 57,36
2. Steve Missillier (FRA) +0,01
3. Krystof Kryzl (CZE) +0,15
3 . Patrick Thaler (ITA) +0,15
3. Marcel Hirscher (AUT) +0,15
6. David Chodounsky (USA) +0,20
6. Markus Larsson (SWE) +0,20
8. Andre Myhrer (SWE) +0,21
9. Henrik Kristoffersen (NOR) +0,29
10. Victor Muffat Jeandet (FRA) +0,35
11. Alexis Pinturault (FRA) +0,60
12. Santeri Paloniemi (FIN) +0,65
13. Axel Bäck (SWE) +0,67
14. Manfred Mölgg (ITA) +0,70
15. Mario Matt (AUT) +0,75
Weiter:
16. Benjamin Raich (AUT) +0,79
26. Reinfried Herbst (AUT) +1,84

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Manfred Pranger (AUT), Naoki Yuasa (JPN)

Sie waren Halbzeitzweiter, die Bedingungen waren schwierig und der Schwede Andre Myhrer hatte im Finale vorgelegt. Wie haben Sie es angelegt?
Hirscher: Heute war es sehr hart. Ich habe unmittelbar vor meinem Rennen den nahezu perfekten Lauf von Andre gesehen. Er war zu 99 Prozent perfekt. Ich wusste, ich muss eine Entscheidung treffen. Wenn ich aufs Podium will, muss ich 105 Prozent geben, alle Energie. Ich musste alles auf eine Karte setzen. Ich habe alle gegeben und alles gewonnen.

Wie fühlt es sich an, zum zweiten Mal den Thron in Zagreb bestiegen zu haben?
Das bedeutet mir sehr viel, vor allem nach dem letzten Jahr. Aber nein, das ist eine andere Geschichte. (Kurze Pause). Aber ich wusste nicht, wie das kroatische Publikum reagiert. Es war wunderbar. Es hat Respekt vor allen Läufern. Es hat mich angefeuert, es hat keinen Unterschied zwischen einem Österreicher oder einem Kroaten gemacht. Die Leute haben eine große Freude mit dem Rennen und feiern eine große Party.

Reden wir also nicht über die letztjährige Einfädleraffäre, aber reden wir über Ihre Stabilität. Sie sind stets auf dem Podest, fädeln nie ein. Was haben Sie verändert?
Einen Millimeter an den Schuhen. Aber nur einen Millimeter. Aber das ist ein Geheimnis.

Halten Sie es für möglich, dass Sie in jedem technischen Bewerb der Saison auf dem Podest zu stehen?
Das ist unmöglich. Es wäre großartig, aber das wird nicht möglich sein. Aber wir werden sehen, ich werde es versuchen.

Sie sind Titelverteidiger im Gesamtweltcup. Was bedeutet es, dass Sie die Führung wieder übernommen haben?
Ich will jetzt nicht davon reden, wir stehen mitten in der Saison. Es sind noch zwanzig Rennen, das sind noch 2.000 Punkte, die von jemanden gewonnen werden. Es bringt niemandem etwas, jetzt darüber zu diskutieren. Wenn ich Ende März führen würde, wäre das großartig. Aber jetzt ist Anfang Jänner. Das sind noch zweieinhalb Monate.

Schladming. 28 Tage vor der Eröffnung der alpinen Ski-WM in der Obersteiermark (4. bis 17. Februar) hat sich dieser Ortsname zu einer Art Reizwort entwickelt. Schladming hier, Schladming da – die Qualifikation für die Titelkämpfe in der Heimat ist allgegenwärtig.

Während sich der Zagreber Slalom-König Hirscher und der drittplatzierte Mario Matt wohl keine Sorgen mehr um ihre Startplätze machen müssen, hat das Rennen in Kroatien für die restlichen Anwärter nicht viel Neues gebracht. Benjamin Raich (12.) schaffte es zwar auch im vierten Slalom der Saison nicht unter die besten Zehn, war aber dennoch positiv gestimmt: "Mit dem zweiten Durchgang kann ich schon mehr zufrieden sein, ich merke, dass etwas weitergegangen ist."

Eine Erkenntnis, die Reinfried Herbst (fiel vom elften auf den 19. Platz zurück) und Manfred Pranger (der Halbzeit-Neunte schied im zweiten Lauf aus) nicht teilen konnten. Wolfgang Hörl (34.), Rainer Schönfelder und Manuel Feller (beide ausgeschieden) waren im zweiten Durchgang gar nicht mehr dabei.

Die Entscheidung um die zwei verbleibenden rot-weiß-roten Startplätze wurde also auf die Slaloms in Adelboden, Wengen und Kitzbühel vertagt.

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