Sport

Wie sich der Tiroler Felix Gall in der Rad-Weltspitze etabliert

Manchmal wünscht sich Felix Gall, er wäre ein klein wenig frecher und aufmüpfiger. Gerade auf dem Rennrad wäre das ein Wesenszug, der dem Profi gut zu Gesicht stehen würde. Der 25-jährige Osttiroler ist nämlich der Ansicht, dass er prominenten Kontrahenten oft viel zu freundlich gegenüber tritt und ihnen zu einfach die Vorfahrt lässt.

„Wenn ich mich da vorne in der Spitzengruppe umschaue, dann sehe ich diese vielen großen Namen und traue mich nicht, die Ellbogen auszufahren. Ich habe einfach zu viel Respekt“, erzählt der Österreicher. „Dabei habe ich ja das Recht, dass ich da vorne dabei bin.“

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Neues Level

Vor allem besitzt dieser Felix Gall die Fähigkeiten, das Tempo der Superstars mitzugehen. Die hochkarätig besetzte Baskenlandrundfahrt, die Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard (DAN) gewann, beendete der Osttiroler zuletzt auf dem zehnten Gesamtrang, auf den letzten vier Etappen kam Felix Gall immer mit der Spitzengruppe ins Ziel.

„Ich bin von mir selbst ein bisschen überrascht. Das war mit Sicherheit meine beste Leistung bei einer Rundfahrt“, erklärt der 25-Jährige. „Es wäre aber noch besser gegangen, wenn ich bei den Zielsprints öfter gesagt hätte: ,Jetzt bin ich da, und jetzt bremse ich nicht.’“

Der Osttiroler (*27.2. 1998) wurde 2015 in den USA Juniorenweltmeister auf der Straße und erhielt früh einen Jungprofi-Vertrag beim Team Sunweb. Seit 2021 steht Gall beim AG2R Team unter Vertrag. 2022 wurde der Rundfahrt-Spezialist bei der Tour of the Alps Gesamtsechster.

Tour of the Alps: In Rattenberg startet am Montag die Tour of the Alps. Das fünftägige Etappenrennen führt über 752  Kilometer durch Nord-, Südtirol und das Trentino und endet am Freitag in Bruneck.

Energischer und aggressiver Fahren – das ist auch die persönliche Vorgabe für die Tour of the Alps, die Felix Gall heute in Rattenberg in Angriff nimmt. Der 25-Jährige bekommt bei der fünftägigen Rundfahrt von seinem AG2R Citroën Team alle Freiheiten.

Die Verantwortlichen bei der französischen Equipe haben in Felix Gall schon immer einen Mann mit großen Anlagen gesehen. „Das Team hat mir mehr zugetraut, als ich mir selbst zugetraut habe“, weiß der Profi.

Neues Vertrauen

Nach seinem Gewinn bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2015 war Felix Gall rasch beim Nachwuchsteam der Sunweb-Mannschaft untergekommen, der Übertritt ins Profigeschäft verlief freilich nur schleppend. „Es ist einfach nichts mehr weitergegangen. Darunter hat mein Selbstvertrauen gelitten“, erzählt der Osttiroler. „Und irgendwann weiß man dann selbst nicht mehr genau: Kann ich da jetzt mitfahren, oder nicht.“

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Seit dem Wechsel zum AG2R-Team im Jahr 2022 nimmt die Karriere von Felix Gall richtig Fahrt auf. „Man hat mir dort die Möglichkeit gegeben, dass ich mich zeigen und beweisen darf. Ich stehe seither mit einem ganz anderen Vertrauen an der Startlinie. Ich traue mir beim Fahren immer mehr zu.“

Bei der diesjährigen Tour of the Alps will Felix Gall an seine starken Auftritte bei der Baskenlandrundfahrt anschließen. Die erste Etappe von Rattenberg nach Ritten oberhalb von Bozen wird bereits richtungsweisend. „Da geht’s am Ende steil bergauf. Danach weiß man schon, wo man umgeht“, sagt Gall, der sich gerade in der besten Phase seiner noch jungen Karriere befindet.

„Es ist eine neue Erfahrung, dass ich von Rennen zu Rennen besser werde. Ich glaube, ich habe mir jetzt einen Namen gemacht.“