Volleyball-Boss über die Sportstadt Innsbruck: "Ein Trauerspiel"
Von Christoph Geiler
Wenn sich seine Volleyballer nur halb so schlagfertig und leidenschaftlich präsentieren wie Hannes Kronthaler, dann können sich die Gegner von Hypo Tirol in der kommenden Saison auf harte Schmetterbälle gefasst machen. „Wir werden in diesem einem Jahr beweisen, was wirklich Spitzensport bedeutet“, kündigt Kronthaler an. „Jetzt machen wir es wieder gescheit.“
Es war in den letzten zwei Jahren still geworden rund um den wortgewaltigen Manager des Hypo-Tirol-Volleyballteams. Über Jahre hatte der Klub in Österreich die Oberhand, nach dem zehnten Meistertitel zog Hannes Kronthaler 2017 aber sein Team aus der Liga zurück, weil ihm die Ziele ausgingen und die Perspektiven fehlten. „Österreich war nicht mehr interessant für uns.“
Den volleyballverrückten Manager zog es in die deutsche Liga. Dank einer Spielgemeinschaft mit Unterhaching waren die Tiroler drei Saisonen lang unter dem Namen „Alpenvolleys“ in der Bundesliga am Ball und schafften es drei Mal unter die Top vier, ehe Corona und die fehlende wirtschaftliche Mithilfe des bayrischen Kooperationsvereins dem Projekt 2020 ein Ende setzten.
In der Sackgasse
Zuletzt war Hypo Tirol mit einer blutjungen Mannschaft in der höchsten heimischen Liga vertreten und schaffte mit Ach und Krach den Klassenerhalt. „Für so was bin ich nicht gemacht. Ich bin vor der Wahl gestanden: Entweder wir sperren zu, oder wir starten noch einmal durch“, sagt Hannes Kronthaler.
Dem Unternehmer geht es längst nicht nur darum, wieder den österreichischen Volleyballsport aufzumischen. Er will mit seinem Engagement auch ein Lebenszeichen in einer Stadt setzen, in der der Spitzensport nur so dahin siecht.
Am Tag der Präsentation seiner Pläne in der Suite eines Innsbrucker Innenstadthotels wurde bekannt, dass die Fußballer des FC Wacker einen Insolvenzantrag einbringen. „Warum darf sich Innsbruck überhaupt Sportstadt nennen“, moniert Hannes Kronthaler. „Innsbruck hat sich vom Spitzensport ja komplett verabschiedet.“
Der FC Wacker versinkt im Chaos und verschwindet in den Amateurfußball. Die „Haie“, das Eishockey-Team, schaffen es regelmäßig nicht ins Play-off, Handballer und Basketballer sind nur zweitklassig. „Wir haben ja nichts mehr“, sagt Hannes Kronthaler. „Der Spitzensport hat bei uns keine Lobby. Das ist ein Trauerspiel.“
Eigene Wege
Aus diesem Grund geht er auch seine eigenen Wege. Den Etat von 550.000 Euro stemmen der Namenssponsor Hypo und Firmen aus der Unternehmensgruppe der Familie Kronthaler. "Wir brauchen im ersten Jahr keine anderen Menschen, ich rede auch mit keinen anderen Sponsoren."
Viele neue Spieler
Cheftrainer Stefan Chrtiansky, der seit mehr als zwei Jahrzehnten beim Verein ist, hat schon erste neue Spieler aus den USA und aus Brasilien verpflichtet, weitere vier Legionäre werden folgen. Auch Manager-Sohn Niklas Kronthaler, der zuletzt in Frankreich engagiert war, kehrt zurück.
Was das sportliche Ziel angeht, gibt sich Hannes Kronthaler zumindest öffentlich erstaunlich zurückhaltend. „Wir wollen ins Semifinale.“ Wer den erfolgshungrigen Manager kennt, der weiß aber, dass für ihn nur eines zählt: Der elfte Meistertitel.