Tennis-Jungstar Filip Misolic: Die reife Leistung des Debütanten
Von Christoph Geiler
Wer Filip Misolic dieser Tage in Kitzbühel beim Tennisspielen zusieht, dem käme niemals in den Sinn, dass die Generali Open sein Premierenturnier auf der ATP-Tour sind. Für einen, der zum ersten Mal im Kreis der Großen aufschlagen darf, tritt der 20-jährige Österreicher nämlich verdammt schlagfertig, abgezockt und nervenstark auf.
Jedenfalls ließ sich der Neuling kein Nervenflattern anmerken, als er am Mittwoch zum zweiten Mal auf dem Centre Court vorspielen durfte und bei seinem souveränen Zweisatzerfolg gegen den Spanier Pablo Andújar das Tennis-Publikum faszinierte und in den Bann zog.
Denn dieser Filip Misolic spielte in seiner Achtelfinalpartie nicht nur Tennis, er zelebrierte es über weite Strecken. Harte Winnerschläge mit der Rückhand, raffinierte Stoppbälle, vor allem mutige Entscheidungen in kritischen Momenten – der ATP-Novize präsentierte sich gegen den 36-jährigen Spanier, als hätte er schon Dutzende Matches auf dieser Ebene bestritten.
„Ich bin überwältigt. Es ist so ein schönes Gefühl, vor so vielen Leuten zu spielen“, erklärte der 20-Jährige, der hinter dem Mikrofon deutlich zurückhaltender auftritt als mit dem Tennisschläger.
Nach dem 6:4-6:0-Erfolg, bei dem Andújar vor allem im zweiten Satz völlig am Sand war, könnten kritische Stimmen jetzt – in bewährter österreichischer Manier – die desolate Performance des 36-jährigen Gegners ins Treffen führen. Und natürlich kamen einem die 15 (!) Doppelfehler des Sandplatzspezialisten aus Valencia spanisch vor, aber es wäre dann doch zu einfach und unfair gegenüber Misolic, den größten Erfolg seiner jungen Tennis-Karriere ausschließlich dem Gegner in die Schuhe zu schieben.
Denn tatsächlich war es mental alles andere als ein leichtes Match für den Österreicher. Im ersten Satz musste er mehrere Breakbälle abwehren, er musste damit klar kommen, dass er unmittelbar nach seinem ersten Break den Aufschlag prompt wieder abgeben musste.
Und nicht zuletzt musste Misolic über den nervigen und unangenehmen Gegner zwischen seinen Ohren die Oberhand behalten. „Wenn du merkst, dass du gewinnen kannst, dann hast du auf einmal Chaos im Kopf“, erzählt der 20-Jährige. „Weil am schwierigsten ist es immer, ein Match zuzumachen.“
Für seinen Einzug ins Viertelfinale erhält Misolic 16.160 Euro und wird sich in der Weltrangliste in die Top 170 verbessern. Damit rückt der gebürtige Grazer, der häufig in Zagreb und in der Südstadt trainiert, der aktuellen österreichischen Nummer 1, Jurij Rodionov (145) immer näher.